Der Triumph der Heilerin.indd
König. Gar nichts.«
Der König starrte auf seinen Schwager hinab. Zitternd stammelte Rivers die verhängnisvollen Worte: »Majestät, ich habe nur wiederholt, was der Mönch gesagt hat.« Edward, der sich den ganzen Tag lang mit William und Richard zurückgezogen hatte, um das für den nächsten Tag anberaumte Treffen mit dem Herzog vorzubereiten, hatte von der Weihnachtsfeier noch nichts gehört. »Mönch? Was für ein Mönch?« Die Stille legte sich wie eine dicke Schneedecke über den Raum. Graf Rivers schluckte schwer. »Der Dominikanermönch. Beim Festmahl des Herzogs. Er hat Lady Anne der Hexerei beschuldigt und ... einer Reihe weiterer Dinge.« Graf Rivers schluckte erneut, und ihm stockte der Atem, er vermochte nicht, weiterzusprechen. Das war seine Rettung. Edward ließ seinen Blick über die Männer in der Scheune schweifen. Er erkannte, dass jeder seiner Kameraden wusste, was er nicht wusste.
Er drehte sich wieder zum Grafen um. »Steht auf«, befahl
er.
Graf Rivers straffte seine Schultern, als er sich erhob, vor Verlegenheit war sein Gesicht puterrot geworden. Der König aber wandte sich vom Bruder seiner Königin ab. »William, Richard, Ihr kommt mit mir.«
Ein eisiger Windstoß fegte durch die Scheune, als Edward hinausging. Hastings und Gloucester kletterten von ihrer Bank und folgten ihm. Als sie vor die Tür traten, sahen sie, dass Edward in aller Eile ein Pferd sattelte. Er war weiß vor Zorn und vor Furcht. Grob zog er den Sattelgurt stramm - sehr zur Verwunderung des Pferds, das arglos sein Futter gefressen hatte -und drehte sich zu seinen Freunden um.
»Wer ist dieser Mönch?«
William zuckte nervös die Achseln und räusperte sich. Hilfesuchend sah er zu Richard. Dieser fasste Mut und sprach als Erster.
»Bruder, das ist ein Verrückter. Wir haben gehört ...«
»Gehört? Gehört? Warum habe ich nichts davon erfahren?«
William erwiderte: »Ihr habt viel zu viele andere Sorgen, Majestät. Dieser Mönch ist eine vorübergehende Erscheinung. Seine Behauptungen sind einfach lächerlich. Sie werden zu nichts führen.«
»Da bin ich aber erleichtert, William. Und dankbar. Ihr müsst großes Vertrauen in diese Annahme haben, wenn Ihr es nicht für nötig erachtet, mich zu informieren.« Er sah seinen alten Freund mit einem scharfen Blick an. »Und was hat dieser Verrückte gesagt?« Der König saß bereits im Sattel, er hatte den Reitmantel übergeworfen und das Schwert am Gürtel festgemacht. »Nun? Ich muss wissen, gegen wen und was ich kämpfe. Was hat er gesagt, Bruder?«
Richard sattelte eilig eines der Pferde und machte sich am Sattelgurt zu schaffen. »Er hat Anne eine Hexe genannt. Und sie des Ehebruchs beschuldigt. Mit . .« Sogar er schreckte vor den entscheidenden Wörtern zurück und beugte sich zum Rumpf seines Pferdes, um den Gurt festzuziehen. Edward entging nicht die Verlegenheit seines Bruders. »Mit mir vielleicht?« Richards vielsagendes Schweigen genügte als Antwort. Der König fasste die Zügel kürzer und wendete sein Pferd. »Und auch Hexerei? Ich hoffe, der Mönch hat seine Beichte abgelegt!«
Und schon sprengte er in Richtung Brügge davon.
»Edward, warte!« Nur einen Augenblick später folgte Richard dem König, dessen Mantel wie große, dunkle Schwingen hinter ihm wehten. Hastings folgte eine Minute später und drosch auf sein Pferd ein, um die Brüder auf dem Saumpfad nach Brügge einzuholen. Anne de Bohun würde einiges erklären müssen, ob sie nun eine Hexe war oder nicht. Aber William bezweifelte, dass Edward vernünftigen Argumenten zugänglich war, wenn es um Anne ging. Erst am Morgen hatte der König der Pflicht den Vorrang vor seiner Leidenschaft für diese Frau gegeben. Und nur wegen ein paar dummer Reden und Gerüchte war diese Entscheidung schon wieder hinfällig. Dieser verfluchte Rivers! Wieso war Anne so weit aufgestiegen? Sie war eine Dienerin bei Hof gewesen, ein Zofe der Königin. Und nun war Anne de Bohun die Verkörperung der Gefahr geworden - der Gefahr für Edward und der Gefahr für England. Diese Gefahr musste er abwenden, wenn er es vermochte. Das war seine Pflicht. »Wartet, mein Herr, wartet!«
Lisotte, Deborah und Vania sprangen rasch zur Seite, als die Männer aufihren Pferden an ihnen vorbeiflogen und bemühten sich, das Bier nicht zu verschütten, das sie in Ledereimern herbeischafften. Furchtsam sahen sie hinter den Reitern her, die mit lauten Rufen in der dunklen Nacht verschwanden.
So wie diese Männer ritt sonst nur der
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