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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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das erklärt diesen Gestank. Ich dachte, es sei verdorbener Fisch!«
    Seine Männer hielten sich die Bäuche vor Lachen. Auch Edward wieherte und schlug einigen von ihnen auf die Schulter, als hätte er den Witz seines Lebens gemacht.
    Ein Dienstmädchen, das früh schon unterwegs war, um Brot für ihre Herrschaft zu holen, kicherte ebenfalls, als sie an ihnen vorbeikam. Merkwürdig schauten diese Männer aus: ganz schmutzig und trotzdem vornehm gekleidet. Aber die Waffen beunruhigten sie.
    Ihr Gelächter brachte Edward Plantagenet das Bild eines anderen Mädchens vor Augen. Anne. Der König seufzte ihren
    Namen, bevor er es verhindern konnte. Ob sie ihn jetzt sah, wenn er ganz fest an sie dachte?
    »Was habt Ihr gesagt, Majestät?«
    William Hastings, der Großkämmerer von England, hätte fast sein Gesicht verzogen. Bereits jetzt klang es falsch, Edward mit dem Königstitel anzureden.
    Sein Herr, dem die schnell kaschierte Unsicherheit nicht entgangen war, setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Ich muss sehr müde sein, William, wenn ich meine Gedanken schon laut ausspreche.«
    Edward untersuchte sein Schwert und wischte die Klinge an seinem Wappenrock ab. Er wollte verhindern, dass das ätzende Meerwasser den Schliff verdarb. »Sie sollen Aufstellung nehmen, William. Aber zuerst, hat jemand einen Mantel für mich? Der Wind ist schneidend.«
    »Ein Mantel für den König?«
    Die Männer wühlten in ihren wenigen Habseligkeiten, dann zog Richard von Gloucester, Edwards jüngster Bruder, einen Ersatzmantel hervor. Er hatte als Einziger seine Satteltaschen retten können, als sie in Lynn an Bord der Kogge gestürzt waren. Die anderen würden in den kommenden Tagen noch dankbar für seine Vorräte sein.
    »Nehmt diesen, Bruder. Er ist zwar sehr schmutzig, aber er tut seinen Dienst, auch wenn er nicht Euren üblichen Maßstäben entspricht.«
    Die Brüder sahen sich an und lachten. Edward war bekannt für seine Vorliebe für schöne Kleider.
    »Ach, ich weiß nicht, Richard. Grün hat mir angeblich schon immer gut gestanden.«
    Als Edward sich den schweren Umhang über die Schultern warf und die Kette durch die Schlaufen am Hals führte, brachten ihm die weiche Machart des Stoffs, das seidene Futter und vor allem das dunkle Tannengrün noch mehr Erinnerungen an
    Anne. Anne in ihrem grünen Kleid. Anne, die die Arme nach ihm ausstreckte. Anne, die ihn küsste. Anne, die bei ihm lag, als er ...
    »Bereit zum Aufbruch, Majestät.«
    Bereit für die Zukunft, sollte der zuversichtliche Ton von Richard von Gloucester bedeuten. Bereit, dass du uns führst, Bruder.
    Edward lächelte ebenso zuversichtlich und wandte sich an seine Kameraden. »Also gut, auf ein Wort.«
    Die Männer hoben ihre Köpfe, und diejenigen, die es sich auf der Kaimauer bequem gemacht hatten, standen auf.
    »Ich bin sehr verärgert.«
    Ein oder zwei lachten über diese ironische Bemerkung.
    »Ja, sehr verärgert. Tödlich verärgert.«
    Die Stimme des Königs klang wild, und sein Schwert fuhr zischend aus seiner Scheide und vollführte eine blitzende Kreisbewegung. Die Seemöwen erschraken und erhoben sich kreischend in die Morgenluft. »Wir werden unser Land zurückholen, wir gemeinsam.«
    Keine zwanzig Mannen sollten England zurückerobern? Edward sprach sehr überzeugend, keiner seiner Kameraden zweifelte an ihm.
    »Wir haben Freunde, gute Freunde. Uns haben Verräter hierhergejagt. Verräter haben keine Zukunft. Aber ihr, die ihr heute bei mir seid, ihr sollt eine Zukunft haben. Euch soll es an nichts mangeln. Auch euren Familien nicht.«
    Der König drehte sich wieder zu Will Conyers um. »Kapitän, ich danke Euch für Eure Hilfe und für Euren Mut. Und für Eure tapfere Mannschaft.« Edward erhob seine Stimme, so dass die Männer auf der Norwich Lass ihn hören konnten. »Auch ihr, ihr alle, werdet einmal froh sein über diese Reise. Kehrt heim und verbreitet die Nachricht von unserer bevorstehenden Rückkehr.«
    Edward steckte das Schwert wieder in die Scheide und schritt auf die Stadt zu, seine Männer folgten ihm, und zusammen bildeten sie eine geschlossene und entschlossene Gruppe. Will Conyers blickte Edward Plantagenet unbehaglich nach. Lynn, seine Heimatstadt, war ein ruhiges Plätzchen, und die Menschen in dieser kleinen, wohlhabenden Gemeinde waren das Auf und Ab der Politik nicht gewöhnt. Aber jetzt schwappte es bis vor ihre Türschwellen.
    Der Kapitän bekreuzigte sich und wandte sich dem Meer zu. Vielleicht würde er erzählen, wo er

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