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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zusammen, als handelte es sich lediglich um ein seidenes Tuch, und streckte die andere Hand der Königin hin.
    »Kommt, meine Tochter. Es wird Zeit. Lasst Euch helfen und nehmt meinen Arm.« Die Königin atmete hörbar aus. Der Seufzer ging in ein Schluchzen über, und zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie hervor: »Ich kann nicht. Ich kann nicht aufstehen.«
    »Kämmerer?«
    Von ihrer Mutter und John Ascot gestützt, hievte Elizabeth Wydeville ihren massigen Körper aus dem Thron. Dann führten sie sie langsam aus dem Schlafgemach, vorbei an Reihen kniender, weinender Frauen. Elizabeth warf einen Blick zurück auf ihren reich verzierten Thron. Wer würde als Nächstes darauf sitzen? Und würde sie jemals ihren Gemahl, den König, wiedersehen?
    Kapitel 4
    »Master Conyers, ich danke Euch für Eure Dienste. Aber eines ist mir höchst unangenehm. Wir sind so schnell aus Lynn ausgelaufen, dass ich keinerlei Münzgeld bei mir habe.«
    Edward schaute auf seine Männer, die sich auf dem kurzen Kai von Alkmaar um ihn scharten. Das Land schien immer noch auf und ab zu schaukeln, obwohl sie jetzt festen Boden unter den Füßen hatten. Der König wollte seine Freunde nicht um Geld angehen. In absehbarer Zeit würden sie jeden Silberling, jeden Penny und jeden Engelstaler brauchen.
    »Was beliebt Euch mehr? Dies?« Edward zog einen Ring von seiner Rechten, einen breiten Goldring mit einem geschliffenen Jaspis, in dem das königliche Wappen, eine strahlende Sonne, eingraviert war. »Oder lieber das?« Der König streifte sich den Reitmantel von den Schultern. Er war aus einem teuren Wolltuch gefertigt, das in einem seltenen, leuchtenden Blauton gefärbt und mit dem Winterfell des Marders gefüttert war, aus dem auch die breite Borte am Saum bestand. Am Hals war er mit einer mit Smaragden besetzten Silberkette versehen.
    Will Conyers hatte sich nicht freiwillig auf diese Reise begeben, aber was hätte er sagen sollen, als an einem windigen Herbstmorgen eine Schar Edelleute auf sein Boot kam, mit den Waffen klirrte und ihm befahl: »Bring uns in die Niederlande«? Nichts, er war ja kein Narr.
    Also hatte er sie an Bord seiner bescheidenen Handelskogge gelassen, obwohl Nan, seine Frau, als sie davon Wind bekam, zum Hafen hinuntergerannt war, um ihn aufzuhalten. Zu spät. Er war ihr eine Erklärung schuldig, wenn er heimkehrte. Falls er wieder heimkehrte.
    Und jetzt waren sie angekommen und konnten ihn nicht einmal richtig bezahlen. Aber Gold war Gold - die Juden würden einen beachtlichen Preis für den Siegelring zahlen -, und auch der Königsmantel war nicht zu verachten. Auch der ließ sich gut verkaufen, wenn er das wollte. Und wenn nicht, würde er darin nicht eine stattliche Figur abgeben, zu Hause auf dem Markt? Falls Nan ihm erlaubte, ihn zu behalten.
    Er lachte plötzlich laut auf, und Edward, der in der steifen Brise, die vom Meer her wehte, kaum sein Zittern verbergen konnte, lachte mit. »Nun, Master, was soll es sein?«
    Der Kapitän der Norwich Lass verbeugte sich unwillkürlich, was ihn selbst erstaunte. Er hatte sich diesem König, der weit fort in London residierte, nie besonders verbunden gefühlt, auch wenn die Rivers, die Verwandten der Königin, Verbindungen nach Lynn hatten. Vielleicht spielten solche entfernten verwandtschaftlichen Verbindungen doch eine Rolle.
    »Ich nehme den Mantel, Hoheit. Ich möchte mich gern wie ein König kleiden, wenn ich wieder zu Hause bin.«
    Einen Augenblick lang herrschte erschrockenes Schweigen, und dann lachten sie. Edwards ganze Truppe lachte über die Dreistigkeit dieses Mannes. Ihr Lachen klang fast wie ein Schluchzen nach der Anspannung, der Angst und den Aufregungen der vergangenen Wochen. Das Lachen tat ihnen gut, denn nun mussten sie der Zukunft ins Auge blicken, einer Zukunft als Exilanten. »Das ist ein angemessener Preis, immerhin habt Ihr uns an diesen Ort gebracht. Alkmaar heißt er?«
    Der Kapitän bejahte mit einer Verbeugung. Und als ihm der König den Mantel in die Hände drückte, wurde er sich seiner Kühnheit plötzlich bewusst, und er ließ ihn beinahe fallen. »Und wovon leben die Menschen in Alkmaar?«
    Der König bemühte sich um einen fröhlichen Tonfall, während er seinen Blick über die kleine Stadt streifen ließ. Sie kauerte zwischen Dünen, die nach Norden und Süden verliefen.
    Master Conyers wog den schweren Mantel in der Hand und sprach bedächtig: »Ich glaube, sie stellen Käse her, Majestät.«
    Der König lächelte leicht. »Aha,

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