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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Einladung erhält. Falls wir sie finden.« Er drückte den Rubin an seine Lippen. »Ich denke, wir sollten ein Boudoir herrichten. Ein besonders schönes Frauengemach, in dem sie sich so wohl fühlt, dass sie nie mehr fortwill.«
    Sie hatten Westminster Hall fast erreicht. Der König beschleunigte seine Schritte, überholte seinen Freund und winkte ausgelassen den freudig erregten Londonern zu. Nach hinten gewandt sagte er noch: »Kümmert Euch darum, mein Freund! Nach allem, was wir durchgemacht haben, wird das eine leichte Aufgabe für Euch sein .« Edwards spöttisches Lachen traf den aufgebrachten Kämmerer.
    Ein Boudoir? Wo und wie sollte er so etwas bewerkstelligen? Der Kämmerer seufzte. Natürlich, er würde schon eine Lösung finden, aber er wollte noch das Fest abwarten, bevor er sich darüber Gedanken machte. Jetzt wollte er erst einmal ordentlich essen und trinken. Die Pflicht musste warten.
    Kapitel 60
    Blessing House war für die Nacht verschlossen, und alle Lichter waren gelöscht, als ein unerwarteter Besucher laut an das Tor klopfte. Das Tor war riesig, und der Klang hallte im Empfangssaal wider, und es dauerte nicht lange, da schob der schläfrige Wärter die Klappe vom Guckloch zur Seite und rief: »Was gibt's? Es ist längst Sperrzeit. Im Haus schlafen alle.«
    »Öffnet das Tor.«
    Der groß gewachsene Mann dort draußen auf der Straße zog seine Kapuze vom Kopf. Der Türwärter bekam vor Schreck taube Finger und beeilte sich, der geflüsterten Aufforderung Folge zu leisten. Aber er brauchte nicht Sekunden, sondern Minuten, um die Riegel aufzuschieben. Dabei machte er einen solchen Lärm, dass es in dem nächtlichen Haus donnerte wie Kanonenschläge. Der Türwärter brachte vor Angst kein Wort heraus, er gab nur ein würgendes Geräusch von sich und zog wankend das Tor auf, wobei er sich daran festklammerte, als sei es das Einzige, das ihn aufrecht halten könnte.
    »Schließt es, Mann. Aber leise.« Der Ton des Fremden war geduldig. Er wusste, welche Wirkung er auf andere hatte. Auch in dem spärlichen Licht der Empfangshalle, das allein von den glühenden Holzscheiten in der Feuerstelle herrührte, war Edward Plantagenet eine beeindruckende Erscheinung. Darüber war er sich nicht immer im Klaren. Der Türwärter war ein untersetzter Mann, kräftig, aber unleugbar kurz geraten. Dem verwirrten Diener kam es so vor, als ragte der König über ihm auf wie ein schwarzer Engel. Die Nacht und der Schrecken wirkten sich manchmal seltsam auf die Sehkraft aus.
    »Euer Herr?« Der König verstand endlich, was der Mann ihm sagen wollte. »Ihr wollt Euren Herrn holen?«
    Der Türwärter nickte und fand endlich seine Sprache wieder. »Ja, Majestät. Ich hole den Herrn.« Er brachte noch eine flüchtige Verbeugung zustande, dann rannte er zur Treppe, die zu den oberen Stockwerken führte. Erst später erinnerte er sich daran, dass er dem König den Rücken zugekehrt hatte. Vor Scham konnte er deshalb mehrere Tage nicht schlafen.
    »Was?«, fragte Mathew Cuttifer aufgebracht. Jemand schüttelte ihn, riss ihn aus einem tiefen Traum, einem Ort, der frei von Schmerzen war. Keine wehen Knie, keine schmerzenden Hände und . »Was willst du denn?«
    Er wachte auf und wurde wütend. Lady Margaret, seine Gemahlin, seine liebe Frau, war schockiert. Sir Mathew war ein ausgeglichener Mann, der sich nie zu Zornesausbrüchen hinreißen ließ.
    »Mathew, wir müssen aufstehen. Uns anziehen.«
    Vor Verwirrung verlor sich Mathews Zorn. »Anziehen. Warum anziehen? Es ist doch dunkel.«
    Doch schon verließ seine Gemahlin behände das Bett. Nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, huschte sie zu den Haken an der Wand, wo ihr Kleid für den Tag hing. Ihre Antwort musste er wohl missverstanden haben. Oder doch nicht?
    »Der König? Hast du gesagt, der König?«
    Instinktiv bewegten sich Mathews Beine, noch bevor sein Verstand zu arbeiten begann, und er stand abrupt auf. Auch er war nackt und ohne seine Kleidung unmöglich anzusehen: dünne Beine, ein hartes Bäuchlein und kraftlose Arme, Gelehrtenarme, nicht die Arme von Gerbern wie die seiner Vorfahren.
    »Ja, Mathew. Der König wartet unten und möchte dich sprechen. Walter hat mir gerade Bescheid gesagt. Wir müssen uns genau überlegen, was wir ihm sagen sollen.«
    Mathews Herz machte einen Satz. Der Bote vom Palast, erst heute früh hatten sie ihn mit Lügen abgespeist und wieder fortWalter, der Türwärter, wartete, unruhig von einem Bein auf das andere tretend, vor der Tür.

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