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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Angst macht? Ich weiß, was meine Pflicht ist, und Elizabeth weiß es auch. Sie wird als meine Gemahlin immer in Ehren gehalten werden. Ich denke sogar, dass wir uns seit der Geburt unseres Sohnes näherstehen, als wir sollten. Aber Anne ... ich brauche sie hier bei mir!«
    William Hastings besaß ungewöhnlich viel Bildung für einen Soldaten, und als der König laut wurde und den engen Raum mit seiner Wut füllte, drängte sich ihm ein Bild auf. Ein Kind, nur an einer Ferse gehalten, wird in einen Kessel mit glitzerndem Wasser getaucht. Schreiend taucht es mit rotem Gesicht wieder auf, aber unbesiegbar, göttergleich. Bis auf die eine Stelle, die das Wasser der Götter nicht berührt hat ... Achilles. Der große Held, der an seiner ungeschützten Ferse verwundet wurde und starb.
    Anne de Bohun war Edwards Achillesferse. Jetzt, wo der König sich ganz auf den Wiederaufbau seiner Dynastie konzentrieren und das Volk von ihrer Stabilität überzeugen müsste - um seinen Anspruch auf den Thron zu rechtfertigen -, da erhob sich wieder einmal der Geist dieser Frau und lenkte, wie schon viel zu oft in der Vergangenheit, den König von seinen Pflichten ab. Sexuelle Leidenschaft war William nicht fremd, sie war auszuhalten, weil sie mit der Zeit schwächer wurde. Aber dies war etwas anderes, und er fürchtete den Fluch der Liebe wie die alten Griechen.
    »Nein! Diesen Blick kenne ich, William. Ihr glaubt, sie sei schlecht für mich. Ihr versteht das nicht. Ihr könnt das nicht verstehen.« Der Zorn wich aus dem Gesicht des Königs und machte einer unendlichen Traurigkeit Platz. William war ratlos.
    »Euer Majestät. Sie ist nur eine Frau. Es gibt noch viele Frauen.«
    »In London? In meinem Königreich? Ja. Und jede möchte damit prahlen, dem König beigewohnt zu haben. Jede ist begierig, sich Vorteile zu verschaffen. Versteht Ihr nicht? Anne möchte nichts von alledem. Sie möchte mich. Nur mich. Ich bin ihr Ritter, und ich bin der Vater ihres Sohnes. Und er ist mein Erstgeborener.« Niedergeschlagen starrte der König in die Ferne.
    William tat sich schwer, seinen Ärger zu unterdrücken. Aber wenn man von den Gefühlen absah, war Annes Sohn, so entzückend er auch sein mochte, letztendlich doch nur ein Bastard. Und es gab jetzt einen ehelichen Prinzen. Hastings bedauerte nicht zum ersten Mal die höfische Liebhaberei, Ritterbücher zu lesen. Warum sonst sollten vernünftige Männer wie der König eine derart schädliche, gefühlsbetonte Sichtweise von den Din-gen des Lebens haben - eine instabile, launenhafte, weibische Lebenseinstellung. Das konnte nur an diesen lächerlichen Geschichten über Ritter und ihren unerreichbaren Burgfräulein liegen. Ganz einfache Dinge, wie zum Beispiel das Verhältnis von Mann und Frau, wurden wirr und trüb, wo zuvor klare Regeln geherrscht hatten. William hatte aber nicht die Absicht, diese Gedanken auszusprechen. Edward war vom monatelangen Kampf um sein Königreich erschöpft. Mit einem offenen Wort war jetzt niemandem gedient. Die Plantagenets waren dafür bekannt, dass sie sich leicht erregten und in Zorn gerieten. Edward machte da keine Ausnahme. Dies war die Kehrseite der Medaille bei einer großen und starken Persönlichkeit wie ihm. Auf der einen Seite das öffentliche Bild des erbarmungslosen Kriegers, des Anführers, der in der einen Hand das Schwert, in der anderen die Schalen der Gerechtigkeit trug. Auf der anderen Seite aber der Privatmann, der Vater, der Liebhaber und sogar der romantische Träumer. Dies war der Mann, der Anne de Bohun liebte. Und sie war seine unselige, verwundbare Stelle.
    Mochte er, Hastings, die junge Frau noch so schätzen und ihren Mut bewundern, er wusste, dass Anne de Bohun schon sechs Jahre lang eine Gefahr für Edwards seelisches Gleichgewicht darstellte, jetzt mehr als je zuvor. War sie doch eine Hexe, eine unheilvolle Kraft, die das Leben des Königs zerstörte?
    William widerstand dem Drang, sich zu bekreuzigen. Was waren das nur für Gedanken? Hexen waren Fantasiegestalten, bäuerlicher Aberglaube. Jetzt waren Taten gefragt, die düstere Stimmung musste fortgeblasen werden. »Euer Majestät, was soll ich tun?«
    Edward drehte sich um und starrte William gequält an. »Geht persönlich zu ihr. Jetzt sofort. Bringt sie nach London. Tut einfach, was notwendig ist. Und ich möchte, dass Ihr Ihre Majestät, die Königin, von meinen diesbezüglichen Wünschen unterrichtet. Ihr mögt mir später mitteilen, wie sie reagiert hat.«
    William Hastings

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