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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nur ihre Hand ausstrecken .«
    Der Zorn nahm Elizabeth den Atem. »Ihr meint, mein Gemahl könnte diese Hure heiraten?«
    Lilliana schüttelte ruhig ihren Kopf. »Keine Hure, und auch nicht, solange Ihr lebt. Das zerreißt beiden das Herz.«
    Die Königin bekreuzigte sich mit hektischen Bewegungen. Diese endlose Suche nach Antworten auf die Fragen, die sie quälten - sie war immer vergebens. »Hier, Euer Lohn. Ich will kein Geld behalten, das mit solch bösen Lügen besudelt ist.«
    Unbarmherzig warf sie die Münzen auf den Tisch, sie hüpften und rollten über die hölzerne Platte, manche fielen zu Boden, überschlugen sich und kreiselten bis in die hintersten Ecken des Zimmers. Das Mädchen machte keine Anstalten, nach ihnen zu suchen.
    »Behaltet Euer Geld, Lady. Gebt es den Armen vor den Toren. Ich nehme keine Bezahlung für meine Gabe - ich möchte kein Geld damit verdienen.« Das Mädchen drehte seinen Kopf hierhin und dorthin, um herauszufinden, wo die Königin sich befand. Die Bewegung hatte etwas Beunruhigendes und Unheimliches. »Ich verstehe nicht alles, was ich sage, aber ich weiß, dass es die Wahrheit ist. Es tut mir leid, wenn ich Euch damit gekränkt habe, aber es ist die einzige Verpflichtung, die meine Gabe mir auferlegt.«
    Lilliana sank auf ihren Stuhl zurück. Sie war erschöpft, sie schwitzte und war blass wie die gekalkte Wand. Weiße Haut, weiße Augen, weißes Kopftuch. War sie eine Gestalt aus Schnee? Eine Gestalt, die schmolz und nur eine Pfütze am Boden zurückließ? Die Königin schüttelte diesen Gedanken von sich ab, drehte sich wortlos um und eilte zur Tür. Doch gerade als sie den Riegel hochheben wollte, sagte Lilliana doch noch etwas.
    »Der König hat einen Freund, der nicht sein Freund ist, nicht in allen Dingen. Er soll sich vor dem Mann hüten, der aus dem Dunkel kommt. Aus dem Dunkel, das er selbst geschaffen hat.«
    Die Königin verweilte einen Augenblick, neue Fragen drängten sich ihr auf. Doch als sie sich umdrehte, um mehr zu erfahren, da sah sie nur ein leeres Zimmer, obwohl es nur einen Weg hinein und hinaus gab, nämlich die Tür, an der sie stand. Nichts war mehr da. Keine Schale. Kein Tisch. Kein Mädchen.
    Nur auf dem Boden war eine Lache reglosen Wassers. Es glänzte weißlich wie der Kalk an den Wänden.
    Und da erwachte Elizabeth Wydeville, Königin von England, und schrie.
    Kapitel 64
    Zwei Tage später schlug das Wetter um. Herrard Great Hall wurde plötzlich von Windböen geschüttelt. Die Fensterläden schlugen gegen die Mauern, der Wind nahm an Stärke zu, und dann brach mit einem Getöse wie von einer einfallenden Armee ein Sturm los. Der kleine Edward erwachte in seinem Rollbett-chen und zitterte vor Angst. Am meisten fürchtete er sich vor einem hallenden Krachen, das immer wiederkehrte. Die Sturmriesen!
    Blitze hüllten das Zimmer in weißes Licht, und draußen im Hof ächzte und stöhnte seine Eiche. Direkt über ihm krachte ein Donnerschlag. Das Kind schrie.
    »Wissy! Wo bist du, Wissy?«
    Er schrie aus Leibeskräften, aber niemand kam. Er kroch unter die Decken, bis es wieder anfing, dieses krachende Geräusch in der Ferne. Die Riesen stürmten die Burg! Er musste Wissy retten. Edward taumelte aus seinem Bettchen und rannte durch den Raum, der ihm im ständigen Wechsel von hell und dunkel riesengroß vorkam. Er stolperte zu einer der drei Türen, das Herz hämmerte in seiner Brust. Schluchzend fasste er nach oben, um das eiserne Türschloss zu erreichen, das sich direkt über seinem Kopf befand. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte sich verzweifelt.
    Zweimal durchschnitt ein weißer Blitz die Dunkelheit, zweimal tobte der Sturm über das Dach. Das Entsetzen half Edward, den Riegel umzulegen, und dann war er durch die Tür, rannte los und schrie gellend: »Wo bist du? Wo bist du, Wissy!«
    In dieser Nacht wurde ihm das Vertraute plötzlich fremd. Bei Tageslicht war es ganz einfach, die Wendeltreppe zur Diele hinunter zu finden. Nachts war alles anders, und es gab keine Fackeln, die ihm den Weg zeigten. Er rannte und rannte, durch blitzende Dunkelheit, durch Regen, der durch die Schießscharten peitschte, und endlich, endlich ertasteten seine Füße die erste Treppenstufe. Aber das Treppenhaus war dunkel, und plötzlich überwältigte ihn die Gewissheit, dass sie fort waren. Sie waren alle fort, nach London, und ihn hatten sie zurückgelassen. Erneut krachte es - die Riesen kamen näher. Edward schrie und hielt sich die Augen zu.
    Unten in

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