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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schütteln den tierischen Zierrat von dem modischen Stück zu entfernen. Der wattierte Samt würde sorgfältig getrocknet und ausgebürstet werden müssen. Der braune Fleck auf der roten Krempe war wahrscheinlich kaum noch zu sehen, wenn er getrocknet war. Er hielt den Hut gegen das Licht.
    Sein Freund schüttelte den Kopf. »Zu spät.«
    Für den Hut? Oder um den König einzuholen?
    »Was meint Ihr, wohin er so schnell gegangen ist?«
    Der Freund zuckte die Achseln. »Dahin, wo er uns nicht brauchen kann.«
    Kapitel 69
    Sie saß allein im Sonnenzimmer von Lady Margaret, als sie eine ferne Unruhe vernahm. Stimmen, Männerstimmen. Die eine Stimme wurde plötzlich lauter und schrie. Die dicken Mauern dämpften das Geräusch. Kurz darauf ertönte ein heftiges Klopfen an der Tür, und dann tauchte das hochrote Gesicht des glücklosen Walter auf.
    »Lady, ich kann meinen Herrn und meine Herrin nicht finden, aber der König ...«
    Anne erhob sich, das Blut schoss ihr ins Herz, sie rang nach Luft und ihr wurde schwindelig. Der arme Walter. Er trat vor und streckte seine Hand aus, voll Sorge, die Lady könnte in Ohnmacht fallen. Sie war kreidebleich geworden.
    »Es tut mir leid, Mistress, ich meine, Lady Anne, aber der ... er hat gesagt, ich soll Euch holen.«
    Anne legte ihren Stickrahmen so vorsichtig ab, als wäre er eine Reliquie.
    »Geh!« Walter drehte sich rasch zu der Stimme um und hielt den Atem an. Edward Plantagenet war mit einem einzigen großen Schritt im Sonnenzimmer und verriegelte hinter sich die Tür, bevor Anne auch nur einmal Luft holen konnte.
    Der Mann und die Frau starrten sich an. Sie nahmen kaum das Getrappel von Walters Füßen wahr, der sich eilig entfernte.
    »Nun, Lady?«
    Anne schwieg. Edward Plantagenet überwand den kurzen Abstand zwischen ihnen. Seine Stimme bebte. »Ein halbes Jahr. Ein ganzes Leben.« Er stand greifbar nah, aber noch immer schwieg sie.
    »Habt Ihr mir nichts zu sagen?« Seine Stimme klang gequält, flehend.
    Ein Beben erfasste Annes ganzen Körper. Sie streckte eine Hand, einen Finger aus und strich zögernd über seine Wange. Deborah hatte recht. Sie hatte nicht die Kraft.
    Edward schloss seine Augen. Dort, wo sie ihn berührt hatte, prickelte seine Haut.
    »Sechs Monate. Wirklich, ein ganzes Leben.« Anne ließ ihre Hand sinken, und als der König seine Augen aufschlug, sah er Tränen auf ihren Wangen glitzern. Er fing eine Träne auf und drückte sie auf seine Lippen.
    »Keine Tränen mehr.«
    Er breitete seine Arme aus, und sie ließ sich hineinfallen. Seufzend schmiegte sie sich an ihn, sein Hals war so nah, dass sie ihn hätte küssen können. Sein Geruch war unverwechselbar. Hinter dem Duft von Veilchenwurzel und Sandelholz nahm sie seine männliche, nach Moschus duftende Haut wahr, warm und lebendig. Sie kannte diese Haut.
    »Komm mit mir.« Mit seiner freien Hand hob er ihr Kinn an. Er beugte sich hinab, seine Lippen berührten ihren Mund, der sich leicht öffnete. »Ja ...« Er hauchte das Wort in sie hinein. »Sag ja, Anne.«
    Er drückte sie an sich, der eine Arm stützte sie, der andere umschlang sie fester und fester. Widerstandslos, als hätte sich ihr Rückgrat aufgelöst, schmolz sie dahin.
    Mit einem Mal sah sie ihren Sohn: Er lächelte und spielte im Obstgarten von Herrard Great Hall. Hinter ihm war, ebenfalls lachend, Leif.
    »Warte! Ich muss nachdenken.« Sie wand sich, und er ließ sie los. Sie drehte ihm den Rücken zu und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    »Ich möchte Wiedergutmachung leisten, mein Herz. Hilfmir, damit uns beiden geholfen ist.« Ungewollt klang seine Stimme wie die eines kleinen Kindes, das um sein Lieblingsspielzeug bettelt.
    Anne ließ ihre Hände sinken und drehte sich zu ihm hin. »Nun gut. Gib mir Frieden. Ich will nichts weiter von dir als meine Freiheit. Ich möchte auf meinem eigenen Land in Frieden mit meinem Sohn leben. Keine neugierigen Blicke, keine Fragen mehr. Von niemandem.«
    Sie hatte leise gesprochen und einen bewusst neutralen Ton gewählt. Was empfand sie wirklich? Edward wusste es nicht. Er streckte flehend seine Hand nach ihr aus. »Das sei dir gewährt. Ich werde dir ein ehrbares und friedliches Leben ermöglichen.« Er trat einen Schritt näher, dann noch einen. »Ich habe ein Geschenk für dich, Anne. Ein Geheimnis, nur für uns beide. Ich möchte es dir zeigen, darf ich? Wenn du es erst gesehen hast, wirst du verstehen, das verspreche ich.«
    Anne de Bohun kannte Edward Plantagenet gut. In seinen Augen

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