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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht genug für eine Nacht des Stillschweigens. Immerhin war die Münze aus schwerem Silber gewesen. Gottes Wege waren wahrlich rätselhaft. In seinem früheren Leben als Großkämmerer des Landes - wie kurz lag das erst zurück - hatte William das englische Münzwesen reformiert, um zu verhindern, dass korrupte Münzhändler die Ränder einwandfreier Münzen »abknipsten« und das so gewonnene Edelmetall mit Blei oder Zinn vermischten, um Falschgeld herzustellen. Dadurch war das Vertrauen in die Währung drastisch geschwunden, was für den Staatshaushalt und den Handel in England katastrophale Folgen gehabt hatte. Hastings' Maßnahmen hatten diesem Missbrauch ein Ende gesetzt. Der holländische Bauer, nachdem er prüfend auf die Münze gebissen hatte, schien zufrieden gewesen zu sein. William hätte beinahe lachen müssen. Vielleicht war es göttliche Fügung, dass er den Edelmetallgehalt englischer Münzen hatte verbessern lassen und sich so von einem holländischen Bauern eine Nacht des Stillschweigens erkaufen konnte.
    Angeregt von solchen Überlegungen, machte William seine Runde, um die Vorräte der Gruppe zu überprüfen. Sie hatten nur fünf Pferde, kamen deshalb nur langsam voran, auch wenn das Ende dieser mühseligen Reise zum Greifen nahe war. So wie die Männer aussahen und schweigend auf Anweisungen warteten, mussten sie gefährlich müde sein. Nach wochenlanger Kälte und harten Kämpfen in England hatten sie die Strapazen der Seereise über sich ergehen lassen und waren dann zwei Tage lang mit nur wenig Nahrung nach Süden marschiert. Meistens waren sie nachts gereist. Die Edelleute, der König eingeschlossen, hatten sich beim Reiten abgewechselt, die anderen waren zu Fuß gegangen. Tagsüber hatten sie, in ihre Mäntel gewickelt, in den Dünen geschlafen, sich wie Hunde aneinandergekuschelt und gegenseitig gewärmt. Feuer zu machen, hatten sie nicht gewagt. Doch an diesem Morgen waren die wenigen Essensvorräte erschöpft gewesen, und der König hatte entschieden, die Reise bei Tageslicht fortzusetzen und das Marschtempo zu erhöhen. Vielleicht zahlte sich diese Kühnheit jetzt aus. William wünschte sich nichts sehnlicher, aber erst auf den letzten Meilen würde sich erweisen, ob die Entscheidung richtig war.
    »Mein König, wenn Ihr jetzt den Befehl geben würdet?«
    Edward glitt von dem mageren Wallach, auf dem er seit einigen Stunden geritten war. »Ihr seid an der Reihe, William. Hinauf mit Euch.«
    Hastings protestierte. »Nein, Euer Majestät. Ich werde nicht reiten, wenn Ihr zu Fuß geht.«
    »Ich möchte mir die Beine ein wenig vertreten«, erwiderte Edward lächelnd. »Kommt, lasst Euch helfen.« Er verschränkte seine Hände, damit William leichter aufsteigen konnte. Was er verschwieg, als er sich dem Haufen erschöpfter Gefährten zuwandte, war, dass er auch froh war, seinen wunden Hintern zu schonen. Die Gangart des Wallachs war bei dem langsamen Tempo besonders unsanft. Aber schneller ging es nicht, sonst hätten die Fußgänger nicht Schritt halten können. »Es dauert nicht mehr lange. Der edle Mijnheer de Gruuthuse, der ein guter Freund von mir ist, wird uns mit einem Festmahl empfangen.«
    Ein sirrendes Zischen ließ sie aufschrecken, es klang wie eine Klinge, die aus einer metallenen Scheide gezogen wird. Zu spät. Edwards Hand flog an den Griff seines eigenen Schwerts, aber er wusste, dass es keinen Zweck hatte.
    »Lasst die Schwerter fallen, meine Herren.«
    Edwards Herz pochte gequält, als er die große Zahl von Männern ausmachte, die seinen eigenen kleinen Trupp umzingelt hatten. Wie konnten sie nur so unvorsichtig sein, so dumm? Die Weggabelung war von Bäumen umgeben, von denen manche noch belaubt waren. Ein perfektes Versteck für Wegelagerer. Sie waren gefangen.
    Der Angreifer wiederholte seine Anweisung. »Euer Schwert, Herr, wenn ich bitten darf.« Edward nickte widerwillig und streckte vorsichtig seinen Arm aus. Er dachte fieberhaft nach. Der Mann sprach ein höfisches Französisch und nahm offenbar an, dass er verstanden wurde. Edward schöpfte plötzlich wieder Mut. Anscheinend wussten ihre Häscher gar nicht, wen sie sich eingefangen hatten.
    Der Franzose beugte sich vom Pferd und nahm dem König das Schwert aus der Hand. Seine Augen blitzten auf, als er sah, was er erbeutet hatte.
    »Oh, ein sehr gutes Schwert, mein Herr. Woher habt Ihr es?« Der Franzose sprach leise, offenbar wollte er nicht, dass seine Männer ihn hörten. Mit einem Mal begriff der König. Die

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