Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Deborah. Er braucht Truppen und Geld. Und wenn der Herzog ihm nicht helfen will, muss ich es tun.«
    Hätte ein Fremder diese Worte gehört, wäre er entsetzt gewesen. Eine unverheiratete Frau, die sich nach ihrem Liebsten sehnt. Ihrem verheirateten Liebsten. Denn Edward war unleug-bar verheiratet, verheiratet mit Elizabeth Wydeville, der Königin von England, die einige Jahre zuvor Anne hatte ermorden lassen wollen. Das war fast schon Tradition bei den englischen Königinnen, zumindest was die Mätressen ihrer Ehemänner betraf. Deborah streckte die Hand nach ihrer Ziehtochter aus. Anne hatte endlich ihr Schweigen gebrochen. »Truppen und Geld? Das sind Dinge, die mich nichts angehen, und dich auch nicht. Die Liebe, das ist etwas anderes.«
    »Aber, Deborah, Edward braucht vor allem Geld, und zwar bald, wenn er Warwick zurückjagen möchte. Er hat mir den Boten geschickt, du weißt doch. Ich fühle mich so schuldig, dass der Mann sterben musste, bevor er mir sagen konnte, was der König wollte. Trotzdem, Edward verlässt sich auf mich. Ich muss endlich einen klaren Gedanken fassen. Ich werde ihn nicht im Stich lassen.« Anne drehte sich zu ihrer Ziehmutter um. »Ich muss den Hof verkaufen.«
    Deborah war damit beschäftigt, zwei Hornbecher mit gewürztem, heißem Bier zu füllen. Der Honig dafür kam von den Bienenkörben, die im alten Obstgarten standen. Sie hörte nur halb hin. »Was hast du gesagt?«
    Anne füllte Quark in Deborahs Schale und reichte sie ihr, vermied aber, ihr dabei in die Augen zu sehen. »Ich sagte, ich muss den Hof verkaufen.« Deborah war erschüttert. Der Gegenwert für einen kleinen Hof konnte kaum etwas ausmachen, um Edwards Sache zu unterstützen. »Aber deine ganz Arbeit? Und der Knabe? Was soll aus dem kleinen Edward werden -oder aus dir -, wenn du den Hof verkaufst?«
    »Deborah, der König wird siegen, und wir werden das Geld mannigfach zurückbekommen, wenn er wieder auf dem Thron sitzt. Es muss sein. Wir müssen ihm das Geld bringen.«
    »Madame?« Ein leises Husten war vor der Tür des Arbeitszimmers zu hören, dann ein schüchternes Klopfen.
    »Ja, Vania?«
    Vania war Edwards Kinderfrau und half Deborah auch mit der Hauswirtschaft. Sie war ein ruhiges, einfaches Mädchen mit kräftigen Armen und freundlichen Augen. Sie wusste alles über Kühe und Ziegen, denn sie war die Tochter eines Milchbauern. Jetzt klang sie sehr aufgeregt. »Eine Besucherin, Madame. Sie wartet in der Diele.«
    Anne wunderte sich und stand auf. Das war in der Tat eine merkwürdige Zeit für einen Besuch. »Bitte iss zu Ende, Deborah. Ich komme gleich wieder.« Als Anne die wenigen Schritte zur Diele eilte, hörte sie Lisotte in der Küche singen. Sie lächelte trotz ihrer Sorgen, als sie hörte, wie Edward in ihr Lied mit einstimmte. Es war ein Lied über Lämmer, die erst ihre Mutter verloren und sie dann wiederfanden. Wäre das wirkliche Leben doch nur auch so einfach, dachte die Herrin von Riverstead Farm. Sie hatte ihrem typisch flämischen Anwesen einen typisch englischen Namen gegeben.
    Sie zog den schweren Vorhang zur Diele beiseite und begrüßte die fremde Frau, die neben der Feuerstelle Platz genommen hatte. »Willkommen in meinem Haus.«
    Die Dame trug einen Mantel mit Kapuze, so dass ihr Gesicht im Schatten lag, doch als Anne sie ansprach, zuckte sie zusammen, und die Kapuze rutschte ihr vom Kopf.
    »Euer Gnaden!«
    Margaret, die Herzogin von Burgund, erhob sich und eilte zu Anne. »Nein! Nennt mich nicht so, Anne. Niemand weiß, dass ich hier bin. Nicht einmal Karl. Er glaubt, ich sei in der Kapelle, um für einen Sohn zu bitten.« Die Herzogin lächelte angestrengt, sie war sehr bleich. »Ich bin gekommen, weil ich Euch um einen Gefallen bitten möchte. Einen sehr großen Gefallen, den nur Ihr mir erfüllen könnt.«
    Anne war verwirrt. »Gerade heute hatte ich mich entschlossen, Euch um einen Gefallen zu bitten. Und jetzt seid Ihr hier.«
    Die beiden Frauen setzten sich zusammen und flüsterten aufgeregt miteinander.
    »Euer Gnaden, ich muss meinen Hof verkaufen, um an Geld zu kommen, und ich brauche Eure Hilfe, um einen Käufer zu finden. Vielleicht einen Vasallen des Herzogs?« Anne fasste Margarets Hände.
    »Für meinen Bruder?«, fragte die Herzogin.
    »Ja. Er wird jeden Silberling und jeden Penny gebrauchen können.« Margaret nickte. Sie begriff, dass diese Frau Edward Plantagenet immer noch liebte. »Natürlich. Aber der Hof kann niemals so viel abwerfen, wie er benötigt. Und er

Weitere Kostenlose Bücher