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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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früheren König, Henry VI., einen Sohn geboren, und dieser Sohn sollte jetzt als Prince von Wales die Thronfolge antreten. Wo blieb Edwards Bruder Clarence in diesem Spiel, egal, ob er mit Isabel verheiratet war oder nicht? Karl schloss einen Augenblick erschöpft die Augen, aber das Gedankenkarussell ließ sich nicht aufhalten.
    Wäre es für ihn und Burgund von Vorteil, Edward zu unterstützen, oder sollte er seinen Schwager im Stich lassen und versuchen, mit Warwick, Margaret von Anjou und Clarence Frieden zu schließen? Wäre dies für Burgund auf Dauer der klügere Weg? Könnte er Louis dadurch für eine Weile auf Abstand halten?
    Der Herzog gähnte ausgiebig und blinzelte, er sah grenzenlos erschöpft aus. Margaret eilte an seine Seite. »Ach, Mann, was Ihr nun am dringendsten braucht, ist Euer Bett.« Sie sagte nicht Schlaf, denn sie hoffte auf mehr.
    Anne de Bohun sah, wie die Herzogin den Arm um die Schultern ihres Mannes legte. Vielleicht eine Geste der Fürsorge oder Ausdruck ihrer Sehnsucht nach körperlicher Nähe, die sie so lange hatte entbehren müssen. Anne verstand sie gut. Sie raffte ihren Rock und ging unbemerkt zur Tür des Sonnenzimmers. Ihre Frage, die immer noch schwer in der Luft hing, war nicht beantwortet worden. Sie mussten sich gedulden, wenn sie mehr von den Plänen des Herzogs erfahren wollten.
    Anne versuchte, sich für ihre Freundin zu freuen. Margarets Mann war unversehrt zu ihr zurückgekehrt, und das war wunderbar. Warum empfand sie selbst dann solch eine Traurigkeit -geradezu Neid -, wenn sie sah, wie der Herzog seinen Arm um die schlanke Taille seiner Gemahlin legte? In Wahrheit wusste sie die Antwort auf diese Frage.
    Einige Jahre zuvor hatte sie England verlassen und war ins Exil gegangen. Sie hatte Edward Plantagenet zurückgelassen, und, die Götter konnten es bezeugen, damals war ihr diese schmerzhafte Entscheidung richtig erschienen. Aber zu sehen, wie sich Liebende nach langer Trennung begegneten, war schwer auszuhalten. Sie war jung und sehnte sich nach ihrem Mann genauso wie ihre Freundin, die Herzogin.
    Und dann erinnerte sich Anne daran, was Karl gesagt hatte. Edward befand sich im Herrschaftsbereich Burgunds.
    Hoffnung wallte in ihr auf. Schwindelnde, flatternde Hoffnung. Sie würde ihn wiedersehen. Bald. Falls sie das wirklich wollte. Und dann würde sie einmal mehr die drei Gefährtinnen wieder treffen, die nie von ihrer Seite wichen, wenn sie mit Edward zusammen war. Die Angst, die Freude und die Liebe. Welche würde diesmal die stärkste sein?
    Kapitel 6
    »Wo sind wir, Hastings? Ich habe allmählich genug von dieser hübschen Landschaft.« Edward fror und war hungrig, so wie die anderen auch, trotzdem bemühte er sich um einen heiteren Ton. William Hastings, der bis zu den Augen in eine fleckige Satteldecke gehüllt war, drehte sich um und grinste. Seine weißen Zähne leuchteten hell im Dämmerlicht.
    »Gute Nachrichten, mein König. Wir haben es beinahe geschafft. Nur noch ungefähr fünfzehn Meilen an der Küste entlang nach Süden. Dann sind wir beim Binnenhof und werden von Mijnheer de Gruuthuse herzlich aufgenommen. Der Mann hat gesagt, der Weg sei gut. Auf den Dünen gibt es ein paar Fischerdörfer, die wir leicht umgehen können.«
    Die erschöpften Männer hatten vor kurzem eine Stelle erreicht, wo sich zwei Feldwege kreuzten. Es wurde rasch dunkler, und Hastings war froh, als er einen Bauern sah, der sich gerade von der Feldarbeit nach Hause schleppte. Es wurde eine seltsame Unterhaltung, ein Kauderwelsch aus ein paar holländischen Brocken, die der Engländer kannte, plus ein paar Brocken Mittelhochdeutsch und den wenigen französischen Sätzen, die der Bauer beherrschte. Aber William hatte erfahren, was er wis-sen wollte. Sie waren, Gott sei Dank, schon so nah bei s'Gra-venhage und dem Binnenhof, dem einstigen Sitz der Grafen von Holland, dass sie es noch in dieser Nacht erreichen würden. William bekreuzigte sich dankbar. Es war gefährlich, nach dem Weg zu fragen, aber sie hatten es so eilig, dass sie das Risiko eingehen mussten, auch wenn ihre Anwesenheit, selbst in einer verlassenen Gegend wie dieser, schnell bekannt werden würde. Würden sie früher im Binnenhof eintreffen als die Kunde über ihre Ankunft, dann hätte sich das Risiko gelohnt.
    Er hatte für die erfreuliche Information jedoch nicht viel zahlen können, und das machte ihm Sorgen. Er hatte dem Mann seine letzte Münze gegeben, einen englischen Threepenny. Aber das war vielleicht

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