Der Triumph der Heilerin.indd
Hastings?«
William hustete, er hatte sich an einem Stück Schmalzgebäck verschluckt. »Ich vertraue immer der Schönheit, Lady Anne. Und daher vertraue ich auch Euch.« Lügen kamen ihm leicht von den Lippen.
Anne lächelte versonnen und starrte auf den Wasserfall, als fände sie dort eine besondere Kraftquelle. »An Eurer Stelle würde ich das nicht, Lord Hastings. Ich meine, mir vertrauen.«
William Hastings war beunruhigt. Das Gespräch hatte eine Wendung genommen, die ihn seines Vorteils beraubt hatte. Er wollte gerade mit vollem Mund antworten, als Anne schnell weitersprach: »Aber Ihr müsst mich auch nicht fürchten, Lord William, denn Ihr habt keinen Einfluss auf das, was ich will.«
Hastings schluckte ein Stück Pastete hinunter und verspürte eine gewisse Verstimmung. Er genoss es, wieder Macht zu besitzen, aber in Bezug auf den König war seine Macht durch diese junge Frau gemindert. Das ärgerte ihn. Trotzdem, er hatte sie heute zu sich bestellt. »Aber solange ich nicht weiß, was Ihr wollt, könnt Ihr Euch nicht so sicher sein.«
Anne schüttelte den Kopf. »Vertraut mir in diesem Punkt, wenn Ihr mir auch sonst nicht vertrauen mögt, Lord William.« Das kleine Wortspiel entbehrte nicht der Schärfe.
»Mylady, Ihr habt Euch auf ein sehr gefährliches Spiel eingelassen, und ob es Euch gefällt oder nicht, Ihr braucht meine Hilfe, wenn Ihr es überleben wollt.« Hastings legte eine Portion Mitgefühl, ja, Bedauern in seine Worte.
Nüchtern entgegnete Anne: »Nicht ich habe dieses Spiel eröffnet, und ich habe mich auch noch nicht zur Mitspielerin erklärt. Mein Leben spielt sich am Rande, nicht im Zentrum des Spielfelds ab. Ich bin aus zwei Gründen nach London gekommen und werde nicht lange bleiben. Falls ich meine Pläne ändere und doch an dem Spiel teilnehme, wie Ihr es nennt, dann ist es allein an mir und dem König, meine Züge zu wählen. Nicht an Euch.«
William war gekränkt. »Ihr schlagt meine Hilfe aus, Lady?«
Anne stellte die Platte mit den Speisen ab, ohne dass sie etwas davon berührt hätte. »Nein. Aber wenn ich Euer Angebot annehme, möchte ich nicht dafür zahlen müssen, Lord William. Loyalität, aus freien Stücken gegeben, freiwillig von Freunden gel eistet, würde uns beiden nützen. Auch Ihr könnt vielleicht eines Tages meine Unterstützung gebrauchen, falls wir dann noch Freunde sind.«
Sie wollte es darauf ankommen lassen. Das war eine selbstmörderische Dummheit, oder war sie nur besonders schlau? Er unterdrückte ein Schnauben und schluckte einen Bissen Pastete hinunter. Freunde? Männer und Frauen waren niemals Freunde, nicht in der Art, wie Männer miteinander befreundet waren. Das war undenkbar.
»Lady, Ihr sprecht, als hättet Ihr die Wahl. Doch das ist nicht so. Das kann ich Euch versichern. Die Königin .«
»Möchte ihre Machtstellung ausbauen?« Anne nickte. »Ja, das weiß ich. Ich habe von vielen Seiten gehört, dass ihr Einfluss bei Hof seit der Geburt ihres Sohnes zunimmt. Sie wird hart kämpfen, dies zu erhalten. Und doch .«
Etwas Unausgesprochenes schwebte zwischen ihnen in der Luft. Das Bewusstsein von Macht?
»Glaubt mir, ich habe die Wahl. Der König ist mein Freund, so wie er der Ihre ist. Aber er ist auch mein Beschützer.« Sie sagte nicht »Liebhaber«. »Wir gehören einander. Ich weiß, dass ich eine Gegenmacht zur Königin aufbauen könnte, wenn ich wollte. Nein, Ihr müsst nicht grinsen.« Sie reagierte freundlich auf Williams ungläubige Miene. »Ich sage die Wahrheit. Egal, was der König in der Vergangenheit getan hat, das, was uns verbindet, ist echt. Und stark. Jetzt noch stärker als zuvor. Er liebt mich. Er wird mich immer lieben.« Anne sprach diese einfache Wahrheit mit großer Bestimmtheit aus. Sie hob den Kopf. »Und Ihr stellt mir die falschen Fragen, Lord William.«
Der Großkämmerer sah Anne dabei zu, wie sie aufstand und ihnen beiden Wein nachschenkte. Er wollte Geduld üben. Sicher, sie war tapfer, aber in der letzten Konsequenz war sie auch dumm. Der König mochte sie lieben, mochte sie in der Vergangenheit geliebt haben und sie auch noch eine Weile in der Zukunft lieben, aber Königin blieb Königin. Edward Plantagenet würde dieses Mädchen niemals heiraten, so entzückend sie auch sein mochte, nicht einmal, wenn die Königin stürbe. Der König wäre nicht so dumm, ein zweites Mal nur aus Fleischeslust zu heiraten. Das nächste Mal würde er in ein Königshaus einheiraten. Und damit könnte Anne de Bohun nur als
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