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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beunruhigt. Elizabeth sah unter ihren Wimpern hervor seine Verwirrung und sein Unbehagen. Sie musste diesen Vorteil nutzen.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr mich bis zum Lebensende in ein Kloster mit schweigenden Nonnen sperren lassen wollt, weil ich Euch verstimmt hätte. Lieber Herr und Gemahl, schickt mich nicht fort. Bitte, Gott, nur das nicht. Was sollten die Kinder ohne ihre Mutter tun? Unser kostbarer Sohn . « Sie schluchzte zum Herzerweichen. Der König war völlig verwirrt. Sicher, die Situation zwischen ihm, Anne und der Königin war kompliziert und schwierig, aber an so etwas hatte er niemals gedacht. Die Königin war die Mutter eines ehelichen Prinzen. Er könnte sie gar nicht fortschicken, selbst wenn er wollte. Das würde das Volk niemals akzeptieren.
    »Das ist Unsinn. Bösartiges Gerede, mehr nicht. Ihr habt mich nicht verstimmt, Elizabeth. Das ist nur höfischer Klatsch der schlimmsten Sorte derjeniger, die nicht eins mit unserer Sache sind. Kommt, ich helfe Euch aufzustehen.« Er bückte sich und wollte die Finger der Königin lösen, die sich um seine Schienbeine klammerten.
    »Nein! Erst müsst Ihr mir schwören, dass Ihr mich nicht fortschicken wollt. Schwört es!« Am rosigen Perlenstrang am Hals der Königin hing ein Kruzifix, das zwischen ihren hübschen Brüsten versteckt war. Der Leib des Heilands war aus weißem mit Gold gefasstem Email gearbeitet. Mit zitternden Fingern hielt die Königin das Kreuz hoch. »Schaut auf den heiligen Leib unseres Herrn, ich flehe Euch an.«
    Dem König blieb nichts anderes übrig, als das glitzernde Kruzifix anzusehen.
    »Als gekrönte Königin dieses Landes und Mutter Eures Soh-nes bitte ich Euch: Schwört auf diesen geschundenen Leib, dass Ihr mich nicht fortschicken werdet.«
    »Ihr macht Euch lächerlich, Elizabeth.«
    Sie hörte das Unbehagen in seiner Stimme, der Sieg war nahe. Noch mehr Tränen und innige Schluchzer. »Oh, Edward, Ihr habt mich einst geliebt. War ich nicht immer Euch und Eurem Haus treu ergeben? War ich Euch nicht immer eine gute Frau, Eurer, unserer Sache stets verbunden? Schwört, schwört beim Sohn Gottes und seiner Heiligen Mutter, dass Ihr mich nicht fortschicken werdet. Bitte, um unserer Liebe und unserer Kinder willen.«
    War es das Stocken in ihrer Stimme, das den König zum Wanken brachte? Dies und die Wachen vor seiner Tür, die wahrscheinlich jedes Wort dieses demütigenden Theaters mit angehört hatten.
    »Wenn es Euch so wichtig ist, Elizabeth, aber es wäre wirklich nicht nötig.« Noch nie hatte ihm etwas so sehr widerstrebt, hatte er sich so hilflos gefühlt. »Na gut. Ich schwöre.«
    Mehr wollte Elizabeth Wydeville nicht hören. Sie erhob sich und drückte dem König das Kruzifix in die Hand. »Schaut auf den gemarterten Leib unseres Herrn. Er ist für uns gestorben, für unsere Sünden. Für Eure Sünden und für meine Sünden, Edward.« Sie musste die Vergehen nicht namentlich nennen, beide wussten, wovon sie sprach. »Sprecht: >Beim kostbaren Leib Christi, ich werde Euch, mein von Gott angetrautes Weib, nicht fortschicken, bis dass der Tod uns scheide.«
    Er war von ihren Augen und von seinen Schuldgefühlen gefangen. Die Worte formten sich wie von allein in seinem Mund, und zu seinem eigenen Entsetzen hörte er sich sagen: »Beim kostbaren Leib Christi .«
    Ihre Augen waren riesig und ganz nah, die Tränen ertränkten das Blau der Iris. Sie sprach in einem leisen, monotonen Singsang: »Ich werde Euch .«
    »Ich werde Euch ...«
    »... mein von Gott angetrautes Weib ...«
    »... mein von Gott angetrautes Weib ...«
    »... nicht fortschicken, bis dass der Tod uns scheide ...«
    »... nicht fortschicken, bis dass der Tod uns scheide ...«
    »... bei meinem Eid als König von England.«
    Einen Augenblick lang kam der Rhythmus durch diesen letzten, unerwarteten Satz fast durcheinander. Aber ihre Augen ließen Edward nicht los, und die Worte lösten sich wie von allein von seinen Lippen, auch wenn sich tief in seinem Inneren etwas dagegen sträubte.
    Es nützte nichts. Er hörte sich sagen, als ob seine Stimme einem anderen gehörte: »... bei meinem Eid als König von England.«
    Die Königin sank zu Boden, da lag sie zu seinen Füßen, ein anmutiger Haufen kostbarer Stoffe. Sie sprach mit gesenktem Haupt. Edward konnte ihr Gesicht nicht sehen.
    »Danke, mein Herr und Gemahl. Eure Kinder können für diesen Tag dankbar sein.«
    Edward wischte sich benommen den Schweiß von der Stirn. »Ihr seid ein eigenartiges

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