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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Informationen bis jetzt kaum von Nutzen für mich waren, denn ich hatte sie schon vor ihm. Solche zweitklassigen Neuigkeiten machen Burgund kaum zum Freund Frankreichs.«
    Philippe konnte nicht mehr an sich halten und sprach, ohne aufgefordert zu werden. »Sire, mein Herr ist ein treuer Untertan Frankreichs und wünscht nichts als Frieden zwischen seinem und Eurem Reich.«
    Der König schnaubte verächtlich. Er streifte den Ring der einstigen Königin wieder auf seinen Finger und hielt ihn gegen das Licht, damit der junge Mann ihn genau sähe. »Ein Rubin.« Bosheit verlieh seiner Stimme einen beinahe heitereren Klang. »Wie sentimental. Ein gutes, beständiges Weib, kostbarer als Rubine, macht ihrem edlen Gemahl im Exil neue Hoffnung, da sie einen Sohn geboren hat und so weiter. Welch ein Unsinn.« Der König rutschte ausgelassen auf seinem Thron hin und her.
    »Leider, leider sterben Kinder, gerade die Neugeborenen, gar zu oft in dieser düsteren Jahreszeit, nicht wahr? Womöglich wird dieses kleine Kind seinen Vorfahren folgen, noch bevor der einstige König, sein Vater, von seiner Geburt erfährt. Ach, so allein und ohne Freunde zu sein wie Edward Plantagenet ist in der Tat sehr traurig. Aber vielleicht ist dies gerade der Wille unseres allmächtigen und gnädigen Herrn.« Scheinheilig schlug der König ein Kreuz und küsste den Reliquienring am Mittelfinger seiner rechten Hand.
    Philippe de Commynes schauderte. Die verdorrten Fleischstücke und die verschiedenen Knochensplitter, mit denen der König sich behängte, waren nicht zu übersehen. Sie lehrten Philippe das Gruseln, obwohl er ein frommer Mann war. Er zweifelte aber auch nicht an der Macht des französischen Königs. Wenn es diesem gefiel, seinen Arm auszustrecken, so reichte er womöglich bis über das Meer in die Sakristei der Westminster Abbey.
    »Nun, mein Freund, es hat mich gefreut, Euch wieder einmal zu begegnen, doch Eure Reise war umsonst. Geht zurück zu Eurem Herrn und richtet ihm aus, dass Frankreich nichts von Burgund benötigt.«
    Ein anderer, einer, der zum Aufbrausen neigt, hätte bei diesen letzten Worten vielleicht geschrien. Nicht so Louis Valois. Er sprach sanft und leise, und doch vibrierten seine Worte wie ein Fanfarenstoß in Philippes Ohren.
    Der junge Mann verneigte sich, die Ärmelspitzen seines Umhangs streiften den Boden. »Ich werde die Worte Ihrer Majestät genauso übermitteln, wie Euer Gnaden sie zu sprechen beliebte.«
    Der König kicherte. »O ja, das werdet Ihr sicherlich tun. Ihr habt Euren Mut schon früher unter Beweis gestellt. Wir sind das lebende Zeugnis dafür. Eure Abreise ist ein großer Verlust für unseren Hofstaat, Philippe.«
    Philippe blickte nicht auf, als er sich rückwärts aus dem Audienzsaal entfernte. Louis spielte auf sein besonderes Verhältnis zu ihm an, aber es waren noch andere Männer im Audienzsaal zugegen, die nichts lieber täten, als das, was sie sahen oder hörten, weiterzuerzählen. Man konnte nie sicher sein. Die höfliche Verabschiedung durch den König erforderte jedoch eine angemessene Erwiderung.
    »Euer Majestät sind zu gütig, sich meiner unbedeutenden Dienste zu erinnern. Es war meine Pflicht als Gast Eures Hofes.«
    Es war beinahe zwei Jahre her, dass er, Philippe de Commynes, das Leben genau jenes Königs gerettet hatte. Damals, ein Jahr nach der Eheschließung zwischen Karl von Burgund und Lady Margaret von England, weilte er mit seinem Herrn zu einem offiziellen Besuch im Louvre. Er hatte beobachtet, wie ein Page den Inhalt eines Giftringes in die Zimtsoße leerte, die dem König mit einer Schleie serviert wurde. Philippe hatte, wenn auch sehr diskret, sofort Alarm geschlagen und seinem Herrn flüsternd von seiner Beobachtung berichtet. Der Ausgang des Ganzen war Segen und Fluch zugleich. Ein Segen deshalb, weil der Page gefasst wurde. Die Soße wurde einem Hund zu fressen gegeben, der sich in Krämpfen windend verstarb, woraufhin der Knabe gefoltert wurde, um Informationen aus ihm herauszupressen. Dabei ging man aber so brutal vor, dass er starb, bevor er gestanden hatte, wer ihn zu der Tat angestiftet hatte. Mehrere Tage lang war der französische Hof in hellem Aufruhr, und schließlich fiel der Verdacht auf Karl von Burgund. Das war der Fluch, und das Verhältnis zwischen Philippe und seinem Herrn war seitdem immer etwas unterkühlt gewesen.
    Die Höflinge tratschten, Philippe diene eigentlich mehr dem Franzosen als dem Burgunder. Das war natürlich völliger Unsinn,

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