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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Pferd die Sporen und folgte dem König. William Hastings tat es ihm gleich.
    Louis de Gruuthuse war überrascht. Er war über und über mit Lehm bespritzt und musste Hengst und Hirsch nun selbst nach Hause bringen. Die Zeit der Vorsicht war vorüber, das war ihm bewusst.
    Kapitel 15
    Hoch wie Berge türmten sich die Wellen, die Täler dazwischen waren tief und dunkel, dunkler als die Nacht im Westen. Inmitten des Tumults aus Wasser, Wind und gellenden Naturkräften, die das Schiff zu zerreißen drohten, drängte sich ein verräterischer Gedanke auf. Eine Frau an Bord. Der Fluch eines jeden Seemannes. Doch der Däne verscheuchte die abergläubischen Gedanken und wappnete sich zum Kampf gegen das Meer. Eisiges Wasser spritzte in sein Gesicht, der Himmel verdunkelte sich, und in sein Gedärm nistete sich die Angst ein. Er dachte an jene andere Reise vor vielen Jahren, als er Anne und Deborah aufder Lady Margaret nach Whitby gebracht hatte. Seine Ängste und die Ängste seiner Männer waren damals schon unbegründet gewesen und waren jetzt, bei diesem Sturm, ebenso unbegründet. Er wollte seinen Ängsten nicht nachgeben, und er wollte auch nicht aufgeben, denn er wollte leben. Und er wollte, dass Anne lebte. Damals, aufjener ersten Reise, hatte er sich in Anne verliebt, und seine Gefühle waren auch nach Jahren noch dieselben. Er würde sie sicher an Land bringen. Das war seine Pflicht. Er hatte schon so oft den Kampf gegen Wind und Meer gewonnen, er würde wieder gewinnen. Heute.
    Trotz der rasch hereinbrechenden Dämmerung wusste er, dass die Küste nah war. Sie waren fast im sicheren Hafen, wenn sie nur durchhielten und die Lady Margaret nicht entzweibräche.
    »Schöpfen! Schöpfen - alle Mann Wasser schöpfen!«
    Aber der Bug tauchte wieder unter, und die Kogge hatte
    sich gerade erst wieder nach oben gekämpft und die Last des Wassers von sich geschüttelt, das in Strömen von ihren Planken floss, als schon wieder ein schwarzer Wellenberg vor ihr auftauchte und Schaum speiend vornüberkippte.
    Leif hatte sich bereits vor Stunden an der Ruderpinne festbinden lassen, aber selbst er war wie betäubt, als er die Welle auf sich zurasen sah. Er hatte die Segel so eng wie möglich getrimmt, so dass sie gerade noch auf das Ruder reagierten. Doch als er sich nun mit aller Kraft gegen die Ruderpinne warf, hörte er ein fürchterliches Krachen - das Hecksegel hatte sich losgerissen und blähte sich wild auf, und die Rahe schlugen hin und her.
    Automatisch brüllte Leif: »Wind fangen lassen und dann fest machen! Richtig fest!« Die wenigen Matrosen, die an Deck geblieben waren, stürzten herbei. Hier ging es für alle um Leben und Tod.
    Eifrige Hände griffen nach dem Segeltuch, und Leif holte Luft, atmete tief ein, und dann warf er sich mit der Kraft der Verzweiflung wieder gegen die Ruderpinne, gerade als die Welle auf den Bug herabstürzte. Und da reagierte das Ruder, und die Lady Margaret drehte sich diagonal zu der Welle und stieg hinauf! Und dann war sie oben auf dem Wellenkamm und schlitterte wieder nach unten, glitt in das Tal hinab, ohne vollzulaufen. Ein Wunder! Gedankt sei Gott! Denn bevor die Lady Margaret wieder in die Dunkelheit hinabglitt, hatte Leif einen Stück Himmel gesehen. Zwischen Gischtspritzern sah er im letzten Licht des Abends, wonach er suchte: die Wellenbrecher des Delfter Hafens. Er musste es schaffen, er würde es schaffen.
    »Kapitän!«, schrie sein Maat. »Noch eine!« Noch eine Riesenwelle, und die Lady Margaret hielt direkt darauf zu.
    »Geht nach unten!« Seine Stimme war so laut, dass sie das Getöse des Sturms durchdrang. Er wusste, dass die Männer ihm gehorchen würden, denn es gab nichts, was sie hätten tun können, nachdem sie das Segel festgezurrt hatten. Nun lag alles an ihm, ihm allein. Als die Welle auf ihn zurollte wie ein heulendes Ungeheuer, begann er zu zählen: »Eins, zwei, drei«, und drückte die Ruderpinne vorsichtig und mit aller Kraft herum ...
    Unter Deck half Anne den Männern beim Wasserschöpfen. Sie stand schenkeltief im Wasser. Sie hatte keine Zeit zu beten, aber sie spürte auch keine Angst. Hier würde sie nicht den Tod finden. Noch nicht. Dies waren nur unglückliche Umstände, weil sie zur falschen Jahreszeit reisten. Sie hatte ihren Auftrag noch nicht erfüllt. Noch nicht.
    Mit Schlagseite und arg beschädigt, lief die Lady Margaret in den Hafen von Delft ein. Die letzte Woge hatte zwei Männer über Bord gespült und Teile des Seitenruders zerbrochen. Leifs

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