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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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uns beiden geholfen.«
    Louis de Gruuthuse befand sich in einer schwierigen Lage. Er verstand die Haltung des Königs nur zu gut. Weder Feste noch Jagdausflüge konnten Edward Plantagenet jetzt noch halten, da sein Sohn geboren war.
    »Majestät, mein Herr bittet Euch um Geduld. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Reise. Die Straßen sind viel zu gefährlich, und eine Handvoll Banditen zu Euren eigenen Männern wird Euch kaum richtig schützen können, wenn Ihr meine Länder erst einmal hinter Euch gelassen habt.«
    Edward sah seinen Gastgeber zynisch an. »Eure Länder, Louis? Dünkt sich der treueste Diener meines Schwagers jetzt mehr als ein Verwalter der Niederlande?« Edwards Provokation war beabsichtigt. Er wollte mit allen Mitteln die Selbstbeherrschung seines Gastgebers erschüttern. Und das gelang ihm auch.
    Mijnheer de Gruuthuse errötete vom Hals bis unter die Haarwurzeln. Seine Geduld war am Ende. Er sah den König zornig an. »Das ist ungerecht, Euer Majestät. Mir ist die Ehre zuteil geworden, diese Länder für Euren Schwager, den Herzog, zu verwalten. Ich bin sein treuer Verwalter, der Aufseher seiner Länder. Und mehr strebe ich nicht an.«
    »Oho, Louis, so beleidigt und selbstgerecht? Ihr zählt Flandern zu den Ländern des Herzogs, und doch war es meine Schwester, die es als Mitgift eingebracht hat. Da ich weder von ihm noch von Euch Hilfe bekomme und unser altes Bündnis ganz offensichtlich zu Ende ist, sollte ich vielleicht so frei sein und es wieder zurücknehmen. Ich benötige einen eigenen Stützpunkt, da weder er noch Ihr mir einen zur Verfügung stellt.« Der König steigerte sich absichtlich in Rage. Er wollte Louis' Zurückhaltung sprengen, mit welchen Mitteln auch immer.
    Mijnheer de Gruuthuse wusste sehr wohl, dass Edward ihn provozieren wollte, aber da er sich bitter gekränkt fühlte, vergaß er seine angeborene Höflichkeit und schluckte den Köder. »Ach ja? Und das würde bedeuten, dass Ihr mit - wie viel? -mit dreißig Mann eine ganze Provinz einnehmen wolltet?« Eine Spur von Ironie schwang in seiner Stimme mit.
    Der Zorn trieb Edward das Blut ins Gesicht. »Dreißig Männer für ein Königreich, wenn Ihr mir nicht helfen wollt, Mijnheer de Gruuthuse. Aber ich warne Euch. Versagt Ihr meiner Sache die Unterstützung, wird Burgund vernichtet werden!«
    Die Plantagenets waren für viele Eigenschaften bekannt - für ihre stattliche Größe, für ihren besonderen Charme -, aber man erzählte sich auch, sie seien mütterlicherseits Nachfahren von Melusine, der Geliebten des Teufels. Als Edward mit versteinertem, bleichem Gesicht und roten Augen auf ihn herabsah, dachte Louis plötzlich, dass an der Geschichte etwas Wahres sein musste.
    Der König legte seine Hand auf den großen Saphir, der seinen Schwertgriff zierte. »Wählt, Louis. Entscheidet Euch jetzt.«
    Louis de Gruuthuse war weder ein Feigling noch ein Schwächling, aber er wusste, welch eine rasende Wut Edward im Kampf entwickeln konnte. Wut, die, wie die einen sagten, ein Geschenk Gottes war, oder, wie andere behaupteten, ganz anderen Ursprungs war. Die Personifizierung dieser unmäßigen Wut stand hier vor ihm. Ein angsteinjagender Anblick.
    Langsam sank Louis auf ein Knie, neigte aber nicht sein Haupt. »Euer Majestät, Ihr tut Euch in dieser Sache keine Ehre an. Ich bin nicht Euer Feind. Aber Ihr seid auch nicht mein Herr. Ich bin Euch nichts schuldig.«
    Im Saal herrschte einen Augenblick lang bestürztes Schweigen. Ein Schweigen, das wie ein Bienenschwarm summte. Louis hörte das leise Zischen, das entsteht, wenn Schwerter aus der Scheide gezogen werden.
    »Doch Herzog Karl, mein Herr, ist durch Heirat mit Euch verbunden. Ich werde Eurer Sache und der Eurer Familie dienen, wie ich ihm diene. Aber ich kann nicht geben, was mir nicht gehört.«
    »Lasst uns allein«, sagte Edward ruhig, und dann, da niemand sich rührte, brüllte er: »Lasst uns allein!« Wie ein Donnerschlag prallte der Schrei von den Wänden ab, und einige der
    Umstehenden schüttelten ihre Köpfe, um das Dröhnen aus ihren Ohren zu verscheuchen.
    Louis nickte seinen empörten Männern zu und winkte sie zu der großen Saaltür hinaus. Edward zögerte kurz, dann warf er Hastings sein Schwert zu, der es mitten im Flug auffing. Der König wollte Frieden. Wenigstens im Augenblick. Die beiden Gruppen von Männern zogen sich unter bedrohlichem Schweigen und wachsam um sich blickend aus dem Saal zurück. Edward Plantagenet war kein König mehr,

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