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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie wurde wieder ohnmächtig.
    Leif drehte sich auf dem Absatz um. Edward beobachtete ihn von der Feuerstelle aus. »Ihr seid das gewesen.«
    Das war nicht nur eine deutliche Anschuldigung, das war ein Fluch, der mit solcher Verachtung ausgesprochen wurde, dass Louis de Gruuthuse sich persönlich angegriffen fühlte. Auch von einem besorgten Ehemann konnte er so etwas nicht dulden.
    »Wachen!«
    »Wartet!«, rief Edward mit einem Krächzen in der Stimme, als die Wachen erschienen. »Was hat sie gemeint?«
    In Leifs Augen standen Tränen, was ihn seinen Zorn und seine Erniedrigung nur noch stärker empfinden ließen. »Sie hat Euch nichts zu geben. Nichts!«
    Vier, dann sechs und schließlich acht Männer aus der Leibwache des Mijnheer de Gruuthuse waren nötig, um Leif Molnar aus dem Zimmer zu entfernen, trotz der Proteste Edwards.
    Louis de Gruuthuse bewahrte eine eisige Höflichkeit. »Auch wenn dies der Gemahl dieser Frau ist, Majestät, aber eine solche Unverschämtheit gegenüber Eurer Person kann ich in meinem Haus nicht dulden. Ihm wird nichts geschehen. Und wenn seine Frau wieder gesund ist, wird er entlassen, und sie können beide wieder nach Hause gehen.«
    In dem Durcheinander, das bei Leifs Festnahme entstand, kam Hawise mit einem Holzgefäß voll nasser, roter Seidenfäden in das Zimmer. Hinter ihr betraten zwei Soldaten mit mannshohen, schmiedeeisernen Kerzenständern den Raum. Jeder von ihnen hatte noch mindestens ein Dutzend dicker Kerzen aus teurem Sommerwachs dabei. Als sie angezündet waren, breitete sich im Zimmer ein beruhigender Duft von Honig aus.
    Die Kerzenständer wurden beiderseits des Bettes aufgestellt, so dass der Doktor Licht von beiden Seiten und von oben bekam.
    »Und wenn ihr mir jetzt helfen würdet?« Dr. Jacobi bedeutete den Mägden, Gudrun und Hawise, die Decken zurückzuschlagen, damit er Anne anders hinlegen könnte.
    »Nein! Rührt sie nicht an.« Edward trat ans Bett, und die beiden Mägde wichen erschrocken zurück. »Ich werde diese Dame anheben.«
    Er barg Anne sanft an seiner Brust und hob sie zärtlich hoch, wie ein Vater sein schlafendes Kind trägt. Dann beugte er sich hinab, um sie, wie der Doktor befohlen hatte, flach auf die Matratze zu legen. Ihr bernsteinfarbenes Haar ergoss sich zwischen seine Finger und fing das Kerzenlicht ein. Rotbraun und golden rahmte es Annes weißes Gesicht ein. Oh, welche Erinnerungen.
    »Euer Majestät?« Der Doktor wurde unruhig. Der König hielt die junge Frau immer noch in seinen Armen, als würde er sie nie mehr loslassen wollen.
    Louis de Gruuthuse räusperte sich geräuschvoll. Das wirkte.
    Edward legte Anne so vorsichtig auf die Matratze, als sei sie aus zerbrechlichem Glas. Und das war sie gewissermaßen auch. Im Schein der Kerzen war ihr Gesicht fast durchscheinend wie Milchglas, und auf ihren Schläfen und unter ihren Augen lagen bläuliche Schatten.
    »Kommt, Majestät. Wir sollten Meister Jacobi nun seine Arbeit tun lassen. Das Abendessen wartet.« Louis zuckte zusammen, als er sah, wie der Doktor den Hautlappen von Annes Schädel hob und darunter kurz der Knochen sichtbar wurde. Vielleicht war Essen im Moment doch nicht das Richtige.
    Gudrun hielt Annes Kopf fest, während der Doktor eine Reihe winziger Stiche an der Kopfhaut anbrachte, was für die anderen aussah, als säumte er eine Decke ein.
    Louis de Gruuthuse musste heftig schlucken. »Wir können die junge Dame besuchen, wenn der Doktor seine Arbeit beendet hat und sie wieder bei sich ist, mein König.«
    Edward rührte sich nicht vom Fleck. Fasziniert sah er dem Doktor zu und vergaß darüber fast alles andere. Er hatte auf dem Schlachtfeld oft genug den Ärzten zugesehen, um zu erkennen, dass dieser Mann sein Handwerk perfekt beherrschte. Sein ursprüngliches Misstrauen verwandelte sich in Dankbarkeit. Dr. Jacobi nähte Annes Kopfhaut so vorsichtig und so präzise wieder an, wie es eine Herzogin mit ihrer Stickerei nicht besser hätte machen können, auch wenn sich der rote Seidenfaden brutal von der weißen Haut abhob. Nach einigen Minuten konzentrierter Arbeit stieß der Doktor ein Seufzen aus, richtete sich auf und drehte sich zu Louis de Gruuthuse und dem König um. Trotz seiner sonst so reservierten Art lächelte er beinahe. »Eigentlich eine einfache Wunde. Wir müssen bis zum Morgen abwarten, wie es ihr geht.«
    Der König nickte, seine Augen ließen die stille Gestalt auf dem Bett nicht los. »Ich werde hierbleiben, Lord Louis. Verzeiht mir, aber mir ist

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