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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Stimme des Königs, die sein nervöses Pferd erschreckte, als er rief: »Ihr da, Herr. Bleibt stehen!« Aber was dann geschah, würde Edward Plantagenet bis zu seinem Tod nicht vergessen.
    Der große Mann blieb stehen, dann drehte er sich rasch um. In einer Hand glitzerte kampfbereit ein Messer, die andere Hand streckte er automatisch aus, um die Frau an seiner Seite zu schützen. Diese drehte sich überrascht zum König um, sie wollte sehen, wer da gerufen hatte. Aber ihre Bewegung war zu schnell. Das Kopfsteinpflaster war vom Regen glitschig geworden, und weil sie sich so plötzlich umdrehte, verlor sie den Halt auf der schmierigen Oberfläche.
    Sie fiel hin, aber im Fallen sah sie den König, und der König sah sie. Er sah flüchtig ihr weißes Gesicht, als ihr die Kapuze nach hinten rutschte, sah ihr bronzenes Haar, als ihr das Tuch vom Kopf glitt, und sie rief ihn, sie rief seinen Namen: »Edward!«
    Und dann war sie verschwunden, von den Hufen von Edwards unzuverlässigem Pferd niedergetrampelt. Anne!
    »O Gott, o Gott!« Später wusste er nicht mehr, wie er vom Rücken des Hengstes hinabgeglitten war, er wusste nicht mehr, dass er das sich aufbäumende, verängstigte Tier in die aufgebrachte Menge zurückgestoßen hatte. Aber in seinen Träumen, in seinen Albträumen, die ihn nach diesem schrecklichen Tag heimsuchten, sah er immer und immer wieder, was dann ges chehen war. Anne, nachdem er sie von der schmutzigen Straße aufgehoben hatte, lag schlaff und gebrochen in seinen Armen. Anne still, und er, wahnsinnig vor Angst. Er presste sie an seine Brust und blies Leben in ihren zarten Leib. Anne stöhnte, Blut sickerte in ihr Haar. Anne öffnete ihre Augen, ihre Augen blickten traurig, erschreckt, verwirrt, als sie sein Gesicht so nah sah .
    Aber dann kam das Glück. Sie lächelte. Nie würde er das vergessen, ihr Lächeln in diesem Augenblick erschien ihm immer wieder in seinen Träumen. »Ah, mein Liebster, mein Geliebter«, flüsterte sie und streckte einen Finger aus und berührte leicht sein Gesicht, seinen Mund. Dann seufzte sie und schloss ihre Augen. Und er dachte, sie sei tot, dachte, dass er sie durch seine Unvorsichtigkeit, seinen Ehrgeiz getötet hatte.
    Und im wirklichen Leben wie in seinen Träumen stand Edward Plantagenet wie ein Fels in der wütenden, fassungslosen Menschenmenge, die ihn umgab. Er stand da, hielt Annes zerbrechlichen Körper umschlungen und heulte wie ein untröstliches Kind.
    Er hatte die Frau getötet, die er liebte.
    Kapitel 18
    Der Binnenhof brodelte vor Lärm und Geschrei, aufgescheucht versuchten die Dienstboten, der plötzlichen Aufregung Herr zu werden.
    »Ist sie am Leben? Wer ist sie?«
    »Ja, sie hat knapp überlebt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls keine Hochgeborene, nach ihren Kleidern zu urteilen.«
    Gudrun und Hawise, zwei Küchenmägde des Mijnheer de Gruuthuse, waren andere Aufgaben zugewiesen worden. Diensteifrig huschten sie im Rittersaal aneinander vorbei. Gudrun hatte gerade Annes Zimmer mit einem Berg schmutziger Wäsche verlassen, und Hawise eilte mit sauberen, gebleichten Leintüchern zum drittbesten Gästezimmer.
    »Weiß sonst jemand etwas?«, zischte Hawise.
    »Nein. Nicht einmal einen Namen«, flüsterte Gudrun über ihre Schulter zurück. »Aber für ein Niemand wird sie behandelt wie eine von Stand.«
    Das stimmt, dachte Hawise, als sie keuchend die breite Haupttreppe hinaufrannte, die zu den Zimmern in den alten
    Festungsmauern führten. Normalerweise hätte sie eine der Hintertreppen benutzt, aber für gesellschaftliche Feinheiten war an diesem Tag keine Zeit. Sie klopfte leise an die Schlafzimmertür, und da sie außer dem Murmeln von Männerstimmen nichts vernahm, öffnete sie die Tür und schlüpfte hinein.
    Anne lag ohnmächtig auf einem der größten, vornehmsten Betten der Burg. Sie war vom Straßenschmutz gesäubert worden - dafür hatte Gudrun gesorgt -, aber sie war bleicher als das milchweiße Nachtgewand, das Gudrun ihr angezogen hatte.
    Sehr merkwürdig!, dachte Hawise. Sie knickste und legte den Leinenstapel auf eine Truhe neben dem Bett. Dort würde er liegen, bis jemand ihr die Erlaubnis gäbe, die blutigen Bettbezüge zu wechseln. Warum wurde diese einfache Frau - sehr einfach, den Kleidern nach zu urteilen, die man ihr vom geschundenen Leib gezogen hatte - wie eine feine Hofdame bedient? Sieh an, sogar der Leibarzt des Mijnheer de Gruuthuse war anwesend. Er sah sehr ernst aus und versuchte gerade, den Puls des Mädchens zu finden,

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