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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tochter. Sorgst du dich nicht, dass sie durch das Stillen welk werden könnten?«
    Das liebliche Gesicht der Königin verzog sich zu einer verbitterten Fratze. »Das ist mir egal. Sollen sie doch verdorren wie alte Äpfel. Er saugt auch meinen Zorn in sich ein. Und meinen Wunsch nach Gerechtigkeit. Das wird ihn stark machen. Außerdem, was macht es schon, wenn meine Brüste welke Lappen werden? Ich werde den König nie mehr wiedersehen, wenn Louis sich durchsetzt, und dann spielt Schönheit für mich sowieso keine Rolle mehr.«
    Jacquetta lächelte. »Du wirst deine Meinung noch beizeiten ändern. Außerdem glaube ich, dass es einen Ausweg gibt, bevor Louis sich nimmt, was er begehrt. Ich habe interessante Neuigkeiten für dich.«
    Elizabeth sah ihre Mutter neugierig an. »Was?«
    »Karl von Burgund weiß nicht, was er tun soll, welche Seite er unterstützen soll. Und wenn das so ist, gibt es noch eine Chance.«
    Elizabeth Wydeville schnaubte verächtlich, was den Kleinen aus seinem Rhythmus brachte. Er schrie gellend auf. Sie legte ihn flink an ihre andere Brust, woraufhin er wieder in ernstes Schweigen fiel und weitersaugte.
    »Wer hat das gesagt?«, fragte sie.
    »Ich habe eine Nachricht erhalten - von Sir Mathew Cutti-fer. Er sagt, er habe eine zuverlässige Informationsquelle in Brügge. Eine Freundin der Herzogin.«
    Das Gesicht der Königin lief rot an. »Warum sollten wir ausgerechnet ihm trauen? Er und sein Haus waren nie auf unserer Seite. Und diese Frau, Anne de Bohun, war sein Mündel. Sie hat versucht, mir Edward wegzunehmen.«
    Jacquetta schüttelte nachsichtig den Kopf. »Versucht, ja, aber gelungen ist es ihr nicht. Ach Tochter, Tochter, das ist doch alles vergangen und vergessen. Reg dich nicht auf. Der König hat Anne de Bohun seit der Hochzeit seiner Schwester nicht mehr gesehen. Sie ist endgültig aus unserem Leben verschwunden. Aber die Information ist nützlich, egal, aus welcher Quelle sie stammt.«
    Das Kind seufzte tief, und sein kleiner, roter Mund löste sich sanft von der Brust der Mutter. Es schlief, sein Gesicht-chen glühte rosig von der Anstrengung des Saugens. Automatisch wiegte Elizabeth ihren Sohn hin und her, hin und her.
    »Na und?« Sie klang mürrisch.
    »Begreifst du denn nicht? Wenn Karl sich nicht sicher ist, wie er sich gegenüber Edward und England verhalten soll, dann kann er noch beeinflusst werden. Zu unseren Gunsten beeinflusst werden, damit er dem König zu Hilfe kommt. Aber zuerst müssen wir uns um Louis kümmern.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    In der Zelle des Abts gab es wenig Licht, obwohl das Fenster nach Osten hinausging. Elizabeth Wydeville blinzelte und beugte sich vor, um den Gegenstand zu betrachten, den ihre Mutter aus ihrer Gürteltasche gezogen hatte. »Was ist das?«
    Jacquetta hielt den Gegenstand in das Licht, das durch das einzelne, hohe Fenster fiel.
    »Ein Spielzeug für den Knaben?«
    Die Herzogin schüttelte den Kopf und sprach mit leiser Stimme: »Schau es dir genau an, meine Tochter. Das ist kein Spielzeug.«
    Die Königin legte das schlafende Kind sacht auf die Bettdecke und streckte die Hand aus, um den Gegenstand zu untersuchen. Es handelte sich um eine männliche Figur in der Größe einer Puppe, die auf einem kleinen, mit blauem Stoff behängten Holzpferd saß. Auf den Stoff waren mit Goldfarbe die Lilien Frankreichs gemalt. Die Puppe trug einen winzigen Goldreif um den Kopf.
    »Wer soll das sein, Mutter?« Obwohl sie fragte, wusste sie die Antwort sehr wohl.
    Jacquetta blickte sich um. Die Tür war geschlossen. Sie waren allein. Sie beugte sich zu ihrer Tochter vor und flüsterte nur ein Wort: »Louis.« Die Königin sah ihre Mutter ängstlich an. Jacquetta hatte plötzlich noch etwas anderes in ihrer Hand: zwei winzige Silberdolche, die Klingen spitz wie Dornen.
    »Streck deine Hand aus, meine Tochter.«
    Das Kindchen wimmerte im Schlaf, wand sich und kräuselte seine Stirn. Die Frauen drehten sich zu ihm um.
    »Wir haben keine andere Wahl, meine Tochter. Um deines Sohnes willen. Er wird eines Tages König sein, aber nur, wenn wir ihm jetzt helfen.«
    Elizabeth blickte auf ihr Kind hinab und nickte. Langsam streckte sie ihre Hand aus und ergriff einen der teuflischen, kleinen Dolche.
    »Gemeinsam. Gemeinsam müssen wir es tun. Jetzt.«
    Was dann geschah, geschah in einem instinktiven Gleichklang. Ein Atemzug, dann noch einer, und beim dritten Atemzug stieß die entthronte Königin von England das kleine Messer tief in die Brust

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