Der Triumph der Heilerin.indd
noch ein dicker Reitmantel umgelegt.
Nun, nachdem sie schon drei Tage unterwegs waren, pries Anne Edwards Weitblick und Fürsorge, obwohl es unmöglich war, sich wirklich warm zu halten, vor allem zu zweit auf einem Pferd. Sie presste sich an Edwards Rücken und nahm trotz seiner und ihrer Kleiderschichten vage die Hitze seines Körpers wahr. Er drehte sich lächelnd zu ihr um. »Mein tapferer Liebling. Bald werden wir rasten. Sobald es dunkel ist. Wie geht es deinem Kopf?«
Sein Rücken war sehr breit, und nach zwei Jahren der Ent-behrung hinter ihm zu sitzen und sich an ihn zu pressen, das nahm ihr fast den Atem. Annes Gefühle waren ein einziges Durcheinander, und durch seine Nähe wurde das nicht gerade besser. »Besser, glaube ich. Aber ... Majestät, bestimmt kann ich jetzt allein reiten. Wir kämen schneller voran.«
Der König lachte, und sie spürte die Schwingungen seines Lachens bis in ihre Brüste. Unwillkürlich fasste sie ihn fester um die Hüfte.
Edward spürte ihre Umarmung, ein heißes, schmerzhaftes Ziehen breitete sich in seinem Unterleib aus. Mit einer Hand bedeckte er ihre Hände und mit der anderen hielt er geübt das Pferd unter Kontrolle.
»Ich möchte gar nicht schneller vorankommen. Ich möchte jeden Moment mit dir genießen.«
Nur sie hörte sein Flüstern. Sie neigte den Kopf, die Kapuze rutschte vor und verbarg ihr Gesicht. Sie schwieg.
»Anne? Hast du mich gehört?«
Sie seufzte. »Ja, aber ich musste an Leif denken.«
Leif. Edward Plantagenet runzelte missbilligend die Stirn. Er hätte zu gern gewusst, ob Anne mit dem Dänen verheiratet war. Andererseits .
»Ob es ihm gut geht? Leif, meine ich.«
Die Frage schwebte zwischen ihnen in der eisigen Luft. Edward hörte die Scham und die Schuld in ihrer Stimme. Beides außer Acht lassend, log er.
»Natürlich. Warum sollte Louis ihm etwas antun? Bestimmt haben sie ihn schon freigelassen. Warum sollten sie ausgerechnet im Winter noch einen Esser durchfüttern, selbst wenn er dein Gemahl ist?« Bei den letzten Worten kam Edward beinahe ins Stolpern, so sehr hoffte er auf eine Antwort. Anne aber schwieg.
Vor, neben und hinter ihnen ritten die Männer aus Edwards Gefolge in einem harten Galopp über den gefrorenen Boden.
Die Erde war so fest, dass sie unter den Hufen wie Trommeln klang. Wenn Anne sich umsah, merkte sie, wie bitterkalt der Wind war. Es war viel besser, sich an Edwards Rücken zu pressen und den Kopf an ihn zu schmiegen. So konnte sie tun, als wäre ihr warm, als wäre alles nur ein Traum, als wäre Leif nicht im Kerker des Binnenhofs gefangen.
Das Schaukeln des Pferdes hatte etwas Verführerisches an sich. Sie war so müde, so müde. Fast schlief sie ein .
»Anne?«
»Ja, Herr?«, sagte sie verträumt an seinem Rücken.
Der Klang ihrer Stimme drang durch seinen ganzen Körper. Welch eine Wollust. Aber dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin nicht dein Herr. Ich bin dein Geliebter. Hast du das vergessen?«
Sie zitterte. Davor hatte sie Angst gehabt, sie hatte gewusst, dass sie nicht stark genug sein würde, wenn die Zeit käme. Sie gab keine Antwort.
Edward kniff die Augen zusammen. Eine Hälfte von ihm tat, was sie immer tat - erkundete automatisch die Umgebung, um mögliche Verfolger oder Angreifer sofort auszumachen. Mit der anderen Hälfte jedoch litt er wie ein ausgehungerter Hund. Mit jeder Faser seines Seins war er sich der Gegenwart dieser jungen Frau bewusst, die er begehrte wie sonst nichts auf der Welt. Und nun ritten sie, wie aneinandergefesselt, zusammen durch die Welt. Er spürte das Heben und Senken ihrer Rippen, den Druck ihrer Brüste, die sich mit dem Schaukeln des Pferdes auf und nieder bewegten. Er spürte ihre Schenkel, ihre Knie, die hinter seinen lagen. Er musste nur eine Hand nach hinten strecken, um .
»Bist du seine Frau?«
Was sollte Anne sagen? Die Wahrheit würde ihn nicht schützen. Aber wenn sie log, vielleicht hätte sie dann die Kraft, zu .
»Sag, Anne. Hast du diesen Mann geheiratet?«
Sie sprach wieder in seinen Rücken, ihre Stimme klang gedämpft zwischen den vielen Kleiderschichten. Ihre Worte drangen summend durch seinen Körper direkt in sein Herz. »Ihr wart lange Zeit fort. Ist es also verwunderlich?«
Er kannte sie gut und musste sogar lachen. »Bei dir wird mich nie etwas wundern.«
Der König zog die Zügel straffer, das Pferd reagierte und beschleunigte seinen Gang. Der Boden war gut. Sie konnten jetzt schneller vorwärtskommen.
»Du weichst mir aus. Sag mir
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