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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schleimig aussah - ein Zeichen für Fäulnis. Er erbleichte, als der König das Gesicht verzog und die Keule auf den Silberteller warf. »Zu viel Pfeffer. Das verbrennt meinen Mund! Die Köche sind Idioten, denken sie etwa, ich würde das nicht merken? Das Fleisch ist verdorben. Wollen sie mich vergiften? Le Dain! Ich erwarte eine Antwort. Sofort!«
    Le Dain eilte zur Tafel. Er schwitzte und zitterte vor Angst. Er musste Louis so schnell wie möglich ablenken, denn Gott allein wusste, wie weit die Wahnvorstellungen des Königs gehen mochten.
    An diesem Abend speiste der König in einem kleinen Zimmer im hinteren Teil des Jagdschlösschens. Er war ganz allein, nur fünf Diener und der Barbier waren bei ihm. Louis wischte sich die fettigen Finger an den Ärmeln seines Gewands ab, bedeutete mit böser Miene, dass das Essen abgetragen werde, und rülpste seinen fauligen Atem direkt in das Gesicht seines Beraters. Dann krümmte er sich zusammen. Schon den ganzen Tag hatte er Leibschmerzen gehabt, und jetzt wurden sie schlimmer.
    Dann fasste er le Dain ins Auge. »Warum seid Ihr Euch nicht sicher, wie viele Engländer es sind, Olivier? Was nützt es mir, wenn meine Diener weniger wissen, als sie sollen?«
    Le Dain widerstand seinem dringenden Bedürfnis, sich einzunässen und überlegte, wie er dem König sein Wissen am besten präsentieren könnte. Die Verdauung seiner Majestät bedeutete an diesem Abend für Herrn und Diener eine Heimsuchung. Dem Barbier war jede Rüge recht, wenn sie nur nicht im Käfig endete.
    »Sire, die Fakten sind folgende: Edward, der Thronräuber Graf von March, kam vor fast einem Monat mit einer Gruppe von ungefähr zwanzig Mann von England herüber. Mit ihm sein jüngerer Bruder Richard, der einstige Herzog von Gloucester, sein oberster Kammerherr, Lord William Hastings, sein Schwager Lord Rivers und eine Reihe von Bogenschützen und . «
    »Das ist mir bekannt! Warum wiederholt Ihr Euch?«
    Le Dain schluckte und atmete tief ein. Ruhig bleiben. Ruhig.
    »Ich wollte die Namen der Edelleute noch einmal nennen, Sire, weil auch sie verschwunden sind, und auch die walisischen Bogenschützen des Grafen. Es sind nur wenige, aber es sind gefährliche Krieger.«
    Louis knurrte und bedeutete le Dain, fortzufahren, während er mit seinem Messer in einem kantigen, schwarzen Zahnstummel stocherte. Eine Faser Gänsefleisch war darin hängen geblieben - er konnte sie mit der Zunge ertasten. Geschwollenes, wucherndes Zahnfleisch umgab den kaputten Zahn, und das Stochern störte das empfindliche Gleichgewicht im Mund des Königs. Plötzlich gab es eine Eruption von Eiter und Blut. Louis schrie auf und spuckte die widerliche Masse auf die Binsen. Der Barbier verstummte entnervt. Verärgert wischte der König sich den Mund mit einem Zipfel der Tischdecke ab und bedeutete le Dain fortzufahren.
    »Anscheinend hat Mijnheer de Gruuthuse die Abreise seines Gastes nicht gebilligt. Wir wissen das, weil an dem Morgen, als der König ... äh, der Graf meine ich ... vermisst wurde, mehrere Wachmannschaften ausgesandt wurden, ihn wiederzufinden.«
    »Und dann?«, nuschelte Louis und versuchte, den Eiterfluss in seinem Mund zu stoppen. Der Zahn hatte bei seiner Manipulation seinen dürftigen Halt aufgegeben und ein schmerzhaft entzündetes Loch hinterlassen, das dem König die Tränen in die Augen trieb.
    Le Dain sah seinen Herrn argwöhnisch an. Der König stöhnte und schnaubte, unter seinen geschlossenen Lidern strömten Tränen hervor. Er sprach eilig weiter, wie ihm befohlen worden war. »Nun, der Graf wurde nicht gefunden. Louis de Gruuthuse hat deshalb dem Herzog Karl in Brügge eine eilige Nachricht zukommen lassen. Das wissen wir, weil wir einen der Boten abfangen konnten.«
    »Nur einen?« Der König musterte die Überreste seines Zahns und hielt ihn ans Licht, als wäre er ein Edelstein oder eine kostbare Perle. Mit finsterer Miene drehte er ihn hin und her. »Daran sind die Köche schuld. Diese Gans war eine Schande!« Plötzlich warf er den kleinen, schwarzen Stummel mitten ins Feuer. »Ich habe nur noch sechs große Zähne. Und die halten vielleicht nicht einmal mehr bis zum Frühjahr. Dann muss ich mich von Brei ernähren. Oder muss mein Essen vorkauen lassen.« Eine widerliche und bedrückende Vorstellung, aber Louis war nicht auf Mitleid aus, er war zornig. Er wollte jemandem die Schuld daran geben, dass er alt wurde. Von der Feuerstelle war ein kurzer Knall zu hören, der Zahnstummel war zersprungen, und

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