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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte noch sein Messer vom Abendessen in der Hand. Schnell verbarg er es. Die Männer sollten es nicht sehen, sonst meinten sie noch, er wollte Widerstand leisten. Aber das wollte er nicht. Keiner von ihnen wollte das. Vielleicht würden sie so mit dem Leben davonkommen. Er neigte den Kopf so tief, dass er den kalten Boden berührte.
    Anne stand immer noch am Hoftor. Sie war verzweifelt, denn die Frau, die sie eingelassen hatte, schluchzte so herzzerreißend, dass sie kaum Luft bekam. Sie war auf die Knie gesunken und hätte ihren Kopf auf den Boden geschlagen, hätte Anne sie nicht davon abgehalten.
    »Dame! Lady! Wir tun Euch nichts.«
    Der König deutete zum Wohnhaus und den Scheunen, woraufhin sein Bruder mit ein paar Männern loszog und mit gezogenen Schwertern jedes einzelne Gebäude nach versteckten Angreifern durchsuchte, so unwahrscheinlich es auch sein mochte, dass sie welche fanden. Edward glitt vom Pferd, ließ es stehen, wo es war, und eilte zu Anne zurück, die immer und immer wieder sagte: »Nun, nun, Dame. Alles ist gut, alles ist gut, das verspreche ich.« Anne musste selbst beinahe weinen, so groß war der Kummer der Frau. Edward war beunruhigt und wunderte sich über das seltsame Verhalten der Frau, die anscheinend keine Angst vor ihnen hatte. Sie war krank vor Gram und beachtete nichts und niemanden.
    »Kommt, Lady, es ist kalt. Lasst Euch helfen.«
    Der König bückte sich und zog die Frau möglichst sanft auf die Füße. Sie war schlaff und schwer wie ein Sack Gerste. Gemeinsam führten Edward und Anne Dame Philomena an dem erschreckten Verwalter vorbei, der wieder aufgestanden war und auf die unerwarteten Besucher in einer Sprache einsprach, die keiner von ihnen verstand. Immerhin gelang es ihm, ihnen verständlich zu machen, dass sie sie über die Außentreppe ins Wohnhaus bringen sollten.
    William Hastings war schon dort und hatte die wenigen Knechte und die eine Magd, die noch beim Essen gesessen hatten, zusammengetrieben. Jetzt drängten sich die Diener stumm und mit weit aufgerissenen Augen in eine Ecke und beobachteten, wie Edwards Männer das Haus nach weiteren Bewohnern absuchten.
    In dem ganzen Aufruhr schob Anne eine Bank vor das Feuer. »Majestät, bringt sie hier herüber.«
    Edward Plantagenet war recht unbehaglich zu Mute. Es war eigentlich nicht üblich, den Besitzern überfallener Häuser behilflich zu sein oder gar ihre Tränen zu trocknen. Trotzdem bemühte er sich um einen aufmunternden und freundlichen Ton. Er hoffte, die verzweifelte Frau würde dadurch endlich zu weinen aufhören. »Hier, meine Dame, setzt Euch ans Feuer. Hier ist es warm!« Er sah hilflos zu Anne, als er die schluchzende Frau auf die Bank setzte, wo sie, von Gefühlen übermannt, wie ein Hefeteigkloß in sich zusammenfiel. Anne wusste, was nötig war. Sie setzte sich neben die Frau, legte einen Arm um ihre Schulter und bot ihr den Saum ihres Hemds an, um die Tränen zu trocknen, die dick wie Blutstropfen aus ihren Augen kullerten.
    Edward eilte erleichtert zu Hastings hinüber. Weinende Frauen waren ihm schon immer unangenehm gewesen. »Sind noch mehr im Haus, William?« Hastings machte sich wegen der Knechte oder des Verwalters, der von einem der Bogenschützen gerade zu den anderen Hausbewohnern gescheucht wurde, keine großen Sorgen. Er befürchtete eher, dass in den Nebengebäuden eines so großen Anwesens noch Knechte sein könnten, die vielleicht schon bei Sonnenuntergang zu Bett gegangen waren.
    »Das werden wir bald wissen, Majestät.« Er warf ihrer unfreiwilligen Gastgeberin einen neugierigen Blick zu. »Was ist mit ihr los?«
    Edward zuckte die Achseln. »Nun, ich nehme nicht an, dass sie über unser Eintreffen erfreut ist. Aber diese Reaktion erscheint mir doch etwas übertrieben.«
    William nickte. Er konnte schwören, dass keiner seiner Männer die alte Frau angerührt hatte. Im Gegenteil, sie waren besonders freundlich zu ihr gewesen. Er schüttelte den Kopf. Wo sollte das noch hinführen? Es war Annes Idee gewesen, hierherzukommen. Sie hatte den ganzen Aufruhr verursacht. Es war ihm unangenehm.
    »Was befehlt Ihr, Majestät?«
    Edward reagierte prompt. »Schließt das Tor. Jetzt sofort. Und dann sollten wir sie« - er nickte zu den Knechten hinüber, die sich erschreckt zusammendrängten - »in die Küche schicken. Warmes Essen. Wie gefällt Euch das?«
    William Hastings grinste, wobei seine gesunden Zähne in seinem sonnengebräunten Gesicht weiß aufblitzten - etwas, das besonders zu

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