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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bruders auf und gab ihm mit einer Hand ein Zeichen.
    Richard nickte und machte mit dem gepanzerten Arm eine ausholende Bewegung, wobei er drei Finger nach oben streckte. Trotz ihrer Müdigkeit bildeten die Männer auf ihren Pferden unverzüglich eine Dreierreihe, mit der sie die Straße absperrten und einen Schutzring um den König und seinen Bruder zogen. Die Bogenschützen legten ihre Pfeile an.
    Deborah wurde plötzlich steif in Annes Umarmung. Das Mädchen wirbelte herum und sah sich einer massiven Wand von Männern gegenüber und Pfeilen, die auf Deborahs Herz gerichtet waren.
    »Mein Herr? Was hat das zu bedeuten?« Anne hätte lachen können, wenn sie nicht so zornig gewesen wäre.
    Edward zuckte verlegen die Achseln. »Lady Anne, diese Frau hat uns anscheinend erwartet. Wie ist das möglich?«
    Deborah brachte einen würdigen Knicks zustande.
    »Majestät, ich heiße Deborah. Ich komme jeden Morgen hier ans Tor, und zwar seit meine Herrin, Lady Anne, in Euren Diensten verreisen musste.« Das Wort »Diensten« sprach sie mit einer winzigen Verzögerung aus. »Wir haben keinerlei Nachricht bezüglich Eures Eintreffens erhalten, das schwöre ich.« Deborah dachte an die Schwertmutter, die Göttin aus dem Westen, die Göttin des Krieges. Mutter, beschütze uns, betete sie. Die Runen hatten ihr gesagt, dass diese Männer kommen und Gefahr und Veränderung mitbringen würden. Die Runen sprachen nicht in Worten, sie sprachen in Träumen und in Bildern zu denen, die sie lesen konnten. Und sie logen niemals.
    Edward brummte verlegen. Beim zunehmenden Tageslicht sah er Deborah genauer und erkannte sie. Er war ihr früher schon begegnet. Annes Gesicht war völlig ausdruckslos, aber Edward kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie zornig war. Und verletzt.
    William Hastings löste die Anspannung, indem er sagte: »Ja, der Krieg - im Krieg werden Lügen zur Wahrheit. Und die Wahrheit? Die Wahrheit ist etwas Eigenartiges. Lady, ich muss Euch um Verzeihung bitten für diesen Augenblick der Ungewissheit, doch ich weiß, dass Ihr versteht. Ebenso wie mein Herr, der König.«
    Der Kämmerer wurde von einem gellenden Schrei unterbrochen, der so laut war, dass er ihn dem kleinen strohblonden Knaben nicht zugetraut hätte, der nun aufsie zustürzte. »Wissy! Wissy! Du bist wieder da. Meine Wissy ist wieder da!«
    Wie eine kleine Kanonenkugel warf er sich - immer noch schreiend - aus zehn Schritten Entfernung zu Annes Füßen. Diese fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er unter die Hufe ihres erschrockenen Pferdes geriet. So geschwind und geschickt reagierte sie, dass sie einem Jongleur auf dem Jahrmarkt alle Ehre gemacht hätte und die Bogenschützen sich später bewundernd darüber äußerten. Und obwohl sie zierlich und er für sein Alter recht kräftig war, warf sie den Knaben wie einen Ball in die Luft.
    »Edward! Mein Goldschatz, ich habe dich so vermisst! Schau nur, da ist dein blaues Pferd.«
    »Wo ?« Der kleine Edward reckte den Kopf und schaute um sich, die Augen weit aufgerissen. Er hatte noch nie ein blaues Pferd gesehen. Auch die Bogenschützen nicht, und ein paar von ihnen bekreuzigten sich, nur für den Fall, dass ein Fabeltier in
    der Gegend sein Unwesen trieb. Man konnte nicht vorsichtig genug sein im Ausland.
    »Hier ist es!« Anne legte eine Hand auf das Pferd, mit dem sie gekommen war.
    Der kleine Junge sah verdutzt drein. »Aber es ist doch braun. Braun wie Lehm!«
    Anne lachte. »Nein, warte nur. Wenn es geputzt und gestriegelt ist, ist es so schwarz, dass es blau aussieht.«
    Edward Plantagenet sah lächelnd auf seinen Sohn hinab und sagte sanft: »Ja, Edward, richtig blau. Das richtige Pferd für einen Prinzen. Willst du darauf nach Hause reiten? Du darfst es behalten.«
    Anne fing den Blick des Königs auf. Ein Lächeln löste den letzten Rest von Anspannung zwischen den beiden. »Euer Majestät ist sehr großzügig. Mein Neffe ist Euch sehr dankbar.«
    Der kleine Edward nickte eifrig. »Sehr dankbar! Und darf ich jetzt reiten? Bitte, Wissy!«
    Und so zogen die Besucher mit Gelächter, nicht mit Tränen, in die Riverstead Farm ein. Und als Anne nach Hause kam, war sie froh, dass Edward Plantagenet sah, was sie sah: ihre Geborgenheit, das Heim, das sie sich ohne fremde Hilfe errichtet hatte.
    Und er hatte ihren Sohn wiedergesehen.
    Ihren gemeinsamen Sohn.
    Kapitel 26
    »Ich will ihn nicht sehen. Das kommt nicht in Frage. Euer Bruder ist gegen meinen ausdrücklichen Wunsch und Befehl hier.« Karl

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