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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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zuerst nach Tuberkulose sehen.«
    Schwester Monika nickte und ging zu dem Telefon, das an der Wand hing. Während sie sprach, zog sich Münch eine Atemschutzmaske an und Handschuhe über und überprüfte den Knoten am Hals von Thomas Breitenmüller. Er konnte den Knoten nicht so recht zuordnen. Er ging im Geiste alle Krankheiten durch, bei denen so ein Kropf typisch war. Er sah typisch aus für Schilddrüsenkrebs, doch entwickelt sich so ein Knoten bei Schilddrüsenkrebs nicht innerhalb von zwei Tagen. Schwester Monika legte auf und gesellte sich zum Doktor. »Das Labor hatte schon nach TB gesehen, negativ.«
    Dr. Münch wusste genau, dass einige Kulturen mehrere Tage brauchten, um sich zu entwickeln, »Dann seien sie froh, sonst wären sie jetzt schon angesteckt«, Münch lächelte die Schwester an und sah etwas ratlos aus. »Dann können wir nur hoffen, dass sie etwas finden. Wo ist eigentlich Bayer?«
    »Dr. Bayer kümmert sich um die anderen Fälle.«
    Münch schüttelte den Kopf, mehr aber über sich selbst. Über diesen Patienten hatte er glatt vergessen, dass es noch neun weitere Behandlungsräume gab, um die sich Dr. Bayer zu kümmern hatte. Münch besah sich seinen Patienten genauer. Der Patient war nicht ansprechbar, daher wandte er sich an die Schwester, »Hatte er irgendwas über einen Insektenstich gesagt?«
    »Nein«, sie schüttelte den Kopf, »er sagte, dass der Kropf einfach so gewachsen sei und er auch erst keine Schmerzen gehabt hätte.«
    Münch wusste nicht mehr, wie er weiter verfahren sollte, »Auf alle Fälle ist er kein ambulanter Patient mehr. Solange ich nicht weiß, was er hat, sollte er in die Isolierstation.« Die Isolierstation der Frankfurter Uniklinik war die modernste in Deutschland. Vergleichbare Stationen gab es nur in Berlin, München, Hamburg und Leipzig. Innerhalb von zwei Stunden konnte dort eine 24-Stunden Betreuung organisiert werden. Allein für diese Station standen 14 Ärzte und Pflegekräfte zur Verfügung. Schwester Monika ging zum Telefon und wählte die Nummer zur zentralen Verwaltung, die für die Isolierstation zuständig war. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Isolierstation benachrichtigt worden war und der Patient sich auf dem Weg dorthin befand. Münch ordnete an, dass alle Pflegekräfte und Ärzte ab sofort Atemschutzmasken tragen sollten.
    Allen, die mit den Patienten in Kontakt getreten waren, inklusive die Doktoren Bayer und Münch, sowie drei Pflegekräften wurde Blut abgenommen. Auch erhielten Schwester Monika und Dr. Münch Breitbandantibiotika zur Vorsorge.
     

Kapitel 6 - Vor zwei Jahren
     
    Seine Freundin war sehr enttäuscht gewesen, als Igor ihr mitgeteilt hatte, dass er noch ein paar Tage länger bleiben würde. Es war nicht nur für sie, sondern auch für ihn überraschend gekommen. Nachdem Borys von der Katze gekratzt worden war, wurde es ihm schlecht und er bekam in der Nacht Schüttelfrost. Er übergab sich mehrmals und die Wunde schloss sich einfach nicht. Er blutete ständig. Igor hatte seinem Freund von der Pritsche geholfen und war mit ihm zum Kompaniearzt gegangen, doch der hatte nur gemeint, es sei wohl nur eine kleine allergische Reaktion und gab ihm ein Antibiotikum. Doch es wurde schlimmer und Borys wurde ohnmächtig, und Igor beschloss in diesem Moment, hier zu bleiben, bis es Borys besser gehen würde. Igor selbst fühlte sich auch nicht so gut. Ihm wurde immer häufiger schwindelig. Er schob es auf den Stress und den Schlafmangel. Der Arzt war ratlos und versuchte jegliche Medikation, die er kannte, doch nichts half. Er telefonierte mit Kiew und das Hauptkommando sagte zu, einen Spezialisten für seltene Erkrankungen zu schicken.
     
    Igor saß vornübergebeugt auf einer Bank im Gang des Krankenhauses gegenüber der Tür zu dem Zimmer, in dem Borys lag. Seit zwei Tagen hatte er leichten Husten. Immer wieder räusperte er sich wegen des Kratzens im Hals. Übernächtigt und trübsinnig blickte er auf den rissigen Fliesenboden. Ein auf Hochglanz poliertes Stiefelpaar drängte sich in Igors Blickfeld. Seufzend hob er den Kopf und erblickte den mürrischen, schmalgesichtigen Offizier, der mit offensichtlicher Missbilligung auf ihn herabstarrte. Igor wollte schon eine patzige Bemerkung machen, doch da bemerkte er die zwei goldenen Sterne des Generalleutnantrangs auf den weiß-rot bestickten Epauletten seines Gegenüber, sprang auf und nahm sofort Haltung an.
    »Sie müssen Subchenko sein, der Kamerad von Borys Medenkow«, das war

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