Der Tschernobyl Virus
auf.«
Koch nickte, »Gut, dann müssen wir sie und den Mann am besten sofort in die Isolierstation bringen. Die Schwester ebenfalls.«
»Da habe ich sie schon hingeschickt«, Funkel zeigte auf den Freund der Patientin, »ihn hätte ich auch gerne dort gehabt, aber ich dachte, er könne uns vielleicht ein wenig mit der Krankengeschichte helfen. Nur leider war er bisher nicht ansprechbar. Der ist nur am Jammern wegen seiner Freundin.«
»OK, schick sie zusammen dorthin, ich werde dann auch rüber gehen und versuchen, mit ihm zu reden. Ich denke, wir sollten uns vorsorglich mit Antibiotika eindecken.«
Dr. Funkel nickte, »Was meinst du, ist es das Gleiche wie bei dem Patienten von vorhin?«
Koch sah kurz auf die Patientin, zuckte mit den Schultern und nickte dann, »Ohne die Befunde aus dem Labor kann ich zwar nichts Genaues sagen, aber ich denke, es ist das Gleiche. Wir müssen jetzt nur sehen, wo die sich das geholt haben. Und ob sie in Verbindung stehen.«
»Ich sehe jetzt weiter nach den anderen Fällen«, Funkel wollte gerade rausgehen, als Koch in noch mal ansprach, »ist viel los?«
Funkel schüttelte den Kopf, »Nein, vier Räume sind noch belegt, aber nichts dramatisches. Zwei Junkies, die gerade versorgt werden, ein Randalierer mit einer Schnittwunde, und ein Jugendlicher, der zu tief ins Glas geschaut hat.«
»Wenn du irgendwas hast, das den Fällen ähnelt…«
»…Dann schick ich ihn sofort auf die Iso, ist klar.« Funkel nickte und ging hinaus.
Kurz darauf kamen vier Pfleger in Schutzanzügen und bereiteten die Patientin und ihren Freund zum Transport auf die Isolierstation vor. Koch ging wieder in sein Büro. Er ging ins Internet und rief die Seite von ProMed auf und loggte sich mit seinem User ein. Er suchte nach Krankheitsfällen mit ähnlichen Symptomen. Vielleicht hatte er ja Glück. Er stöberte scheinbar ewig, doch er fand nichts. Einzelne Symptome gab es, aber die waren bei verschiedenen Krankheiten möglich. Doch diese Kombination hatte es anscheinend noch nicht gegeben. Und dann hatte er gleich an einem Abend zwei voneinander unabhängigen Personen, mit den gleichen Krankheitsbildern. Koch entschloss sich, eine neue Akte anzulegen und gab alle ihm bekannten Daten ein. Vielleicht gab es irgendwo einen anderen, an dieses Netzwerk angeschlossenen Arzt, dem das alles bekannt vorkam.
Kapitel 8
Die Isolierstation war für Dr. Koch schon immer einerseits beklemmend, auf der anderen Seite faszinierend aus medizinischer Sicht. Sehr viele neue Viren landen zuerst auf der Isolierstation. Hier hatte er über so manchen verzwickten und interessanten Fall gebrütet, manchmal ganze Nächte lang. Er hatte sich inzwischen umgezogen und in den vorgeschriebenen Schutzanzug gezwängt. Dieser Anzug war der unangenehmste Teil der Isolierstation. Der Anzug engte die Bewegungsfreiheit ziemlich ein und man schwitzte ungemein. Es war aber vorgeschrieben, dass man diesen Anzug mit der eigenen Luftversorgung trug, während man in der Isolierstation war. Er passierte die drei Luftschleusen und betrat die Station. Er bemerkte sofort die Hektik. Eigentlich war diese Station für maximal vier Patienten ausgelegt. Doch derzeit befanden sich hier mit den beiden Ärzten aus der früheren Schicht inzwischen sechs Patienten. Dr. Koch ging zu dem diensthabenden Arzt, Prof. Dr. Markus Marx, der ihn mürrisch begrüßte, »Was schicken sie uns hier runter? Die versauen uns die ganzen Wände mit dem Blut, das die raus husten.«
»Ich befürchte, es könnten noch mehr werden«, Koch hob entschuldigend die Schultern, »wie geht es dem ersten Patienten?«
»Sehr schlecht«, Prof. Marx schüttelte den Kopf, »ich denke, er wird nicht mehr lange durchhalten. Wir hatten es mit Breitbandantibiotikum versucht, aber die Krankheit wird im gleichen Tempo immer schlimmer. Er ist definitv nicht mehr ansprechbar und muss künstlich beatmet werden.«
»Wie kann eine Krankheit so schnell die Leute befallen und dann solche Auswirkungen haben?«
»Tja, das müssen wir herausfinden. Ich habe inzwischen allen noch mal Blutproben abgenommen und sie schon per Eilkurier nach Berlin zum RKI geschickt. Habe die auch schon telefonisch aus den Betten geholt. Sobald die Proben dort eintreffen, werden sie sofort untersucht.«
Koch nickte, auch er hätte die Proben ans Robert-Koch-Institut geschickt, »Die beiden Ärzte aus der Schicht, wissen sie, ob die noch im Krankenhaus sind?«
»Ja«, Marx nickte, »denen geht es zum Glück noch
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