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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Stimme wirkte fast vorwurfsvoll, »das haben wir als erstes gecheckt, der ist clean.«
    Dr. Münch bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Hier arbeiteten nur erfahrene Kräfte, die solche Banalitäten natürlich ausschlossen, bevor sie einen Arzt aus der Bereitschaft riefen.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, »was haben sie von seiner Vorgeschichte?«
    »Viel konnten wir noch nicht rauskriegen. Die Arztpraxen haben ja schon zu. Er schrie, dass er immer gesund gewesen sei. Nur vor zwei Wochen hätte er eine Grippe gehabt, das hätte aber nur ein paar Tage gedauert, dann sei er wieder gesund gewesen. Danach habe er einen kompletten Checkup machen lassen. Wäre alles positiv gewesen.«
    Dr. Münch sah Schwester Monika kurz mit großen Augen an, »Also war alles negativ.«
    »Es war positiv, weil es negativ war«, jetzt musste Schwester Monika kurz grinsen. Als sie an der Behandlungskabine, in der der Patient lag, angekommen waren, räusperte sie sich und hielt sich kurz den Hals.
    »Was ist Schwester? Sie werden doch nicht krank werden?«
    »Nein, nein«, sie winkte ab. Ihre Stimme klang etwas heiser, »ist wohl nur die Luft hier drin und das viele Reden. Speziell seit der Typ…«, sie deutete auf die Kabinentür, »…der halt hier ist.«
    »Macht der so einen Stress?«
    »na ja«, Schwester Monika hob kurz die Schultern, »erst war er ja fast hyperaktiv, jetzt geht es ja... «, von drinnen kamen Hustgeräusche mit einem rasselnden Beiton. Dr. Münch hob die Hand, um Schwester Monika anzuzeigen, dass sie still sein sollte. Er lauschte genau hin, machte dann ein besorgtes Gesicht, »Ich glaube, ich sollte ihn mir wirklich ansehen.«
     
    Er öffnete die Tür, und sie gingen rein. Der Anblick, der sich bot, war schockierend. Der Mann lag auf dem Bett und war mit Schläuchen übersät. Sein Gesicht war unter der leichenblassen Haut angeschwollen und voller blauer Flecke. Seine aufgequollenen Lippen waren so dick wie der Beatmungstubus, der zwischen ihnen steckte und über einen Schlauch mit der Herz-Lungen-Maschine verbunden war. Im durchsichtigen Plastikschlauch hatte sich blutiger Auswurf gesammelt, der wie ein Stück Papier, das in der Öffnung eines Staubsaugerschlauchs feststeckt, mit jedem Pumpen vor- und zurück rann. Blaue Flecken bedeckten seine schlaffen Arme. Eine Decke verbarg seinen Körper von der Brust an abwärts, doch Koch wusste, dass er dort dieselben Striemen und blutunterlaufenen Stellen finden würde wie an den unbedeckten Armen und dem Gesicht. Er röchelte etwas und hatte gerade einen fürchterlichen Hustanfall. An seinem stark geschwollenen Hals, etwas oberhalb des Schlüsselbeins prangte ein Kropf, etwa tischtennisballgroß. Seine Augen schauten Dr. Münch matt an. Seine Haut war sehr blass und wies im Gesicht und an den Armen Ausschlag auf. Er war nassgeschwitzt.
    »Oh Gott«, kam es aus Dr. Münch heraus, »wann, sagten sie, sei der Checkup gewesen? «
    »Vor zehn Tagen«, sie schaute noch einmal in die Unterlagen, »ja, vor zehn Tagen bei seinem Hausarzt.«
    »Das muss ein Stümper gewesen sein, so einen Knoten kriegt man nicht innerhalb von zehn Tagen.«
    »Zwei Tage, Doktor«, Schwester Monika sah nicht von den Unterlagen auf, »der Patient, er heißt übrigens Thomas Breitenmüller, sagte, er hätte vorgestern das erste mal eine kleine Schwellung gemerkt. Und gestern Abend kam dann die Grippe wieder.«
    Dr. Münch sah sich den Patienten noch etwas genauer an. Die Sauerstoffmaske wies einige kleine Blutspritzer auf. »Der Tubus sollte gereinigt werden. Er hat Blut gehustet«, Münch zeigte auf die Sauerstoffmaske.
    Schwester Monika wollte gerade eben an die Maske als Münch sie schroff zurechtwies, »Nicht ohne Atemschutz, verdammt, wo haben sie gelernt. Wollen sie angesteckt werden?« Münch dachte an das Räuspern der Schwester und hatte eine schreckliche Ahnung.
    Sichtlich erschrocken wich die Schwester zurück, »Bitte entschuldigen sie. Ich bin etwas neben der Kappe anscheinend«, sie hüstelte ein klein wenig.
    »Schon gut«, Münchs Stimme wurde etwas sanfter, »sind die Blutproben schon im Labor?«
    »Ja, Dr. Bayer hat eine Menge Blut abnehmen lassen. Er meinte, das Labor solle einen Rundumschlag machen.«
    Münch nickte. Dr. Bayer war zweifellos ein exzellenter Arzt, aber seine manchmal lockere Art, an Dinge heranzugehen, störte Münch doch von Zeit zu Zeit. Doch hier hatte Dr. Bayer sicherlich Recht gehabt, »Rufen sie bitte im Labor an und sagen sie denen, die sollen

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