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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Virus nur Menschen mit Krebs an.«
    »Die Frage ist, ob das Virus durch den Krebs die Patienten angreifen kann, oder ob das Virus den Krebs verursacht«, Koch ging diese Frage nicht aus dem Kopf.
    »Ein Grippevirus, der Krebs verursacht«, Collins schüttelte den Kopf, »das ist unmöglich«, er sah sich in der Runde um, »oder?«
    Lehman nahm Collins an der Schulter, »Wollten sie unseren Gästen nicht die beiden Leichen zeigen? Ich sehe mir mit Dr. Kempe die getroffenen Quarantänemaßnahmen an.« Lehman und Kempe gingen ein Büro weiter.
    »Äh ja«, Collins wischte sich mit dem Ärmel seines Laborkittels den Schweiß von der Stirn und sah die beiden hinterher. Dann drehte er sich zu seinen Gästen um. »Das war echt aufregend. Das Notärzteteam hatte diese Diagnose bereits beim ersten Opfer vermutet. Und als ich dann die Brust des zweiten ...«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn Marie Chudy. »Könnten wir vielleicht Schritt für Schritt vorgehen?«
    »Kein Problem.« Collins nickte lächelnd. »Die erste Leiche kam, wie gesagt, aus unserer eigenen Notaufnahme. Eine neunzehnjährige Studentin. Sandra Waters. Jemand aus ihrem Wohnheim hat sie gefunden. Sie war schon fast tot, nachdem sie eimerweise blutiges Sputum ausgehustet hatte. Den Jungs in der Notaufnahme war klar, wie ungewöhnlich ein so rascher Verlauf ist. Und dann all die Berichte in den Nachrichten…«, er zog mit dem Finger Kreise durch die Luft, »Sie haben eins und eins zusammengezählt, die Patientin isoliert und Proben ins Labor geschickt. Aber sie konnten das arme Mädchen nicht mehr retten. Neunzehn! Das Virus hat sie bei lebendigem Leib aufgefressen.« Er griff nach einem Glas Wasser, das auf seinem Schreibtisch stand, und nahm einen tiefen Schluck. »Ich hatte die Obduktion gerade beendet, da bekamen wir schon den vorläufigen Bericht aus der Virologie, demzufolge es sich um eine neue Art der Grippe handelte.«
    Marie nickte. »Und der zweite Fall?«
    »Stellen Sie sich vor!« Collins schnippte mit den Fingern. »Ich ziehe gerade meinen Raumanzug aus«, sagte er, womit er den biologischen Schutzanzug meinte, »und wen soll ich wohl als Nächstes obduzieren? Die Unbekannte aus dem Fluss«, wieder wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Puh, haben die heute die Heizung aufgedreht.« Er nahm noch einen Schluck Wasser. »Ich sollte die Todesursache rausfinden, ob es eine Fremdeinwirkung gab. Es gab keine Gewalteinwirkung, die Theorie mit dem Zusammenbruch erschien plausibel. Jetzt wollte ich sehen, ob sie ertrunken oder schon vorher tot war. Aber als ich ihre Brust öffnete, konnte ich kaum glauben, was ich da sah. Ihre Lungen waren bis zum Anschlag voll.«
    »Würde man das nicht erwarten, wenn jemand ertrinkt?«, fragte Marie.
    Collins schüttelte den Kopf. »Man kann auf zwei Arten ertrinken, trocken und nass. Nasses Ertrinken liegt vor, wenn Leute Wasser aspirieren, das dann natürlich in ihre Lunge dringt. Trockenes Ertrinken ist häufiger. Dazu kommt es, wenn der Kehlkopf sich verkrampft und die Luftröhre verschließt, bevor noch allzu viel Wasser in die Lunge dringen kann. Es schützt einen etwa fünf Minuten lang, doch dann stirbt man an Sauerstoffmangel. Aber das ist ohnehin irrelevant, denn unsere Unbekannte ist nicht ertrunken. Sie war schon tot, als sie mit dem Wasser in Berührung kam, also konnte sie auch nichts davon einatmen. Außerdem war es nicht gerade Wasser, was ich in ihren Lungen gefunden habe.«
    »Eiter?«, mutmaßte Koch.
    »Nicht nur. Es war hämorrhagisches, eitriges Exsudat. Dasselbe blutige Zeug, das ich in der Lunge von Sandra Waters gefunden hatte. Ich war vollkommen sprachlos. Die Lungen der beiden waren austauschbar.«
    »Vogelgrippe oder Schweinegrippe?« Koch hakte nach, »Haben sie auf beides getestet?«
    Collins wirkte fast beleidigt, »Was denken sie denn? Speziell nachdem ich aus den Nachrichten von dem neuen Virus gehört habe, habe ich gleich eine weitere Testreihe gestartet.«
    Collins stand auf. »Kommen Sie. Das müssen Sie sich ansehen.«
    Collins griff nach seinem Wasserglas. Er trank, verschluckte sich und musste heftig husten. »Tut mir Leid, ich habe ein Problem mit dem Trinken.« Er lachte laut über seinen lahmen Witz, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. Collins führte seine Besucher zum Obduktionssaal. Sie blieben vor einer Doppeltür stehen. An einer der beiden Türen war ein großes Plastikschild angebracht, das vor Biogefährdung warnte. Collins deutete darauf und zeigte dann

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