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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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auf dem Boden auf. Koch sprang zu ihm, erreichte ihn jedoch einen kurzen Augenblick zu spät und konnte nicht verhindern, dass Collins' Kopf auf dem Boden landete. Collins war auf das Gesicht gestürzt, und Koch rollte ihn auf die Seite. Über dem linken Auge hatte er einen Schnitt, und langsam rann ihm das Blut unter der Schutzhaube über das Gesicht und tropfte zu Boden. Koch legte Collins die Hand auf die Stirn und fühlte, dass die Haut glühend heiß war. »Sam, was haben Sie?«
    Collins starrte ihn mit trüben Augen an. »Das kann einfach nicht sein. Ich habe alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet.«
    »Was ist los?« Marie Chudy ging Koch gegenüber in die Hocke und beugte sich über Collins.
    »Die Hitze, die Kälte«, sagte Collins.
    »Und der Schmerz. Wie dumm von mir! Ich habe das nie miteinander in Verbindung gebracht. Ich habe das Virus, nicht wahr?«
    »Wissen Sie, wo Sie sich befinden?«, fragte Koch.
    »Wo? In großen Schwierigkeiten«, sagte Collins mit einem schwachen Lachen.
    »Können Sie normal atmen?«, fragte Koch.
    »Kein Problem. Nur ein Kratzen im Hals.« Er starrte Koch mit offenem Mund an und Furcht schlich sich in seine Augen.
    »Ich habe alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet.«
    Koch schüttelte langsam den Kopf. »Als Sie anfingen, die Unbekannte zu obduzieren, was trugen Sie da?«
    »OP-Kittel, Mundschutz, Handschuhe, alles wie üblich«, sagte Collins.
    »Aber nicht die Schutzhaube für das Gesicht, richtig?«, sagte Koch. »Sie wussten nicht, dass sie dieses Virus hatte.«
    »Ja, verdammt.«
    »Das Empyem, Sam. Erinnern Sie sich?«, sagte Koch. »Sie haben uns erzählt, dass Ihnen der Eiter gegen die Brust gespritzt ist. Die Flüssigkeit hat wahrscheinlich auch Ihre Augen und Ihr Gesicht getroffen. Einige Tröpfchen können unter ihren Mundschutz geraten sein. Oder vielleicht haben Sie sich später die Augen gerieben, während sich das Virus noch darauf befand.«
    Collins nickte. Dann sah er eindringlich von Koch zu Chudy. »Gehen Sie weg von mir! Ich könnte Sie anstecken.«
    »Es ist in Ordnung, Sam«, sagte Koch ruhig. »Wir tragen vollständige Schutzkleidung.«
    »Aber in meinem Büro nicht«, sagte Collins ängstlich.
    »Da haben Sie nicht gehustet«, sagte Koch und nickte ihm beruhigend zu. Doch als Koch aufblickte und den besorgten Ausdruck in Maries Augen sah, lief es ihm kalt den Rücken hinab, denn jetzt erinnerte er sich wieder an den Hustenanfall, den Collins gehabt hatte, nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte.
     

Kapitel 17
     
    Marie Chudy saß am Schreibtisch ihrer Suite und starrte mit düsterer Miene aus dem Fenster auf die Londoner City. Näher als im Augenblick würde Marie der Maisonne da draußen nie kommen - wenigstens nicht in den nächsten vier Tagen. Sam Collins’ Hustenanfall war verantwortlich dafür, dass sie und Koch sich einer mindestens fünftägigen Quarantäne unterziehen mussten, wobei Marie die Behörden nur mit Mühe davon hatte überzeugen können, dass sie und Koch, bei denen sich keinerlei Symptome zeigten, keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellten, so dass es vollkommen genügte, wenn man sie isolierte. Als die Vertreter des deutschen Konsulats schließlich eingetroffen waren, hatten sie darauf bestanden, die beiden Ärzte stilvoll in einem 5-Sterne-Hotel unter Quarantäne zu stellen.
     
    Koch versuchte, die Situation so leicht wie möglich zu nehmen, indem er seine Lage mit derjenigen eines Sprengstoffspezialisten verglich, der auf eine Landmine getreten war, die er eigentlich entschärfen sollte. Marie nahm an, dass er sich, genau wie sie, trotz seiner entspannten Haltung vor dem Unbekannten fürchtete, doch er verlor nie sein professionelles Auftreten. Von dem Augenblick an, in dem Collins zusammengebrochen war, war Koch nicht von der Seite des Pathologen gewichen, auch wenn er riskierte, mit dem tödlichen Virus in Kontakt zu kommen. Er hatte sich geweigert, ihn im Stich zu lassen, bis er Sam in guten Händen wusste. Kochs selbstloser Einsatz schien vergebens zu sein. Marie hatte eben erst mit einem der Ärzte der Intensivstation gesprochen, der ihr gesagt hatte, dass es nicht gut für Dr. Collins aussehen würde. Als Marie Genaueres wissen wollte, hatte der erschöpfte Arzt hinzugefügt, »Wir brauchen ein Wunder von geradezu biblischen Dimensionen, wenn er die nächsten vierundzwanzig Stunden überleben soll.«
    Obwohl sie Collins nur kurze Zeit gekannt hatte, hatte sie ihn sofort sympathisch gefunden. Nicht nur seine

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