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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Ebola wäre, hatten wir einige hundert Tote, doch die Krankheit würde sich nicht weiter ausbreiten, weil es keine neuen Opfer gibt.«
    Koch nickte und nahm Kempes Argument auf, »Unser Virus hingegen tötet nur eine signifikante Minderheit seiner Opfer schnell, lässt sie scheinbar erst nur an einer harmlosen Grippe erkranken, sodass sich das Virus vermehren und die Region, in der die Index-Fälle vorkommen, verlassen kann.«
    »Und es verbreitet sich sehr schnell.«
     
    Schweigend fuhr die Gruppe zum Krankenhaus. Er betrachtete die Menschen in den Autos, sie fuhren auf den Straßen, als sei nichts passiert, und auch auf den Bürgersteigen waren Passanten unterwegs, doch der Anblick unterschied sich deutlich von den Menschenmengen, die er früher gesehen hatte. Alles erinnerte auf eine unheimliche Weise an die SARS Epidemie. Er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis er die Gesichter der Menschen hinter einem Mundschutz versteckt sehen würde.
    »Dr. Lehmann«, sagte Koch plötzlich, »es wäre eine gute Idee, in den Vierteln, aus denen die bekannt gewordenen Fälle stammen, noch heute Kliniken einzurichten, in denen die entsprechenden Voruntersuchungen durchgeführt werden können.«
    Lehman sah ihn an, und es wirkte, als hätte er diese Idee auch schon länger gehabt, hätte es sich nur nicht getraut, selbst zu sagen, »Ich werde es der Gesundheitskommission vorschlagen.«
    »Was ist mit dem Index- Fall?«, meldete sich Kempe vom Rücksitz aus mit hoher Stimme.
    Lehman schüttelte den Kopf. »Wir haben den Index-Fall hier bisher noch nicht gefunden, haben aber eventuell etwas. Das zeige ich ihnen im Krankenhaus. Wie ich gehört habe, sind sie auch noch nicht viel weiter, oder?«
    »Nun«, Koch hüstelte, »wir haben zwei Fälle, die relativ zeitgleich ins Krankenhaus kamen. Sie sind beide bereits gestorben. Nur ist die Frage, wer wen angesteckt hat.«
    »Und ob die beiden überhaupt in Verbindung standen«, Kempe sprach Kochs größte Befürchtung aus. Was, wenn es keine Verbindung zwischen Breitenmüller und dieser Cindy gab? Dann wäre man wieder ganz am Anfang.
    »Wir hoffen, dass es zwischen den beiden eine Verbindung gab«, Kochs Stimme klang zuversichtlicher, als er sich fühlte, »wir haben eine brillante Analystin, Frau Prof. Dr. Ming Shu. Sie schaut sich gerade alle seltsamen Todesfälle in Frankfurt an, und wir lassen auch gerade die Wohnungen der beiden Patienten überprüfen. Das sind drastische Maßnahmen, aber leider können sie uns selbst nicht mehr sagen, wo sie sich angesteckt haben.«
    »Verwandte?«
    »Der erste Patient hatte keine, die wir finden konnten. Bei der zweiten Patientin haben wir den Freund, aber der liegt inzwischen ebenfalls im Koma. Sie hatte sich mit ihrer Familie überworfen und hat schon seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr zu ihr.«
     
    Als sie die Straße zum Krankenhaus erreichten, durchquerten sie die erste Sperre. Lehman holte ein Schreiben des Gesundheitsministeriums aus seiner Jackentasche, das bestätigte, dass die Gruppe in alle abgesperrten Bereiche fahren darf, und sie wurden durchgelassen. Im Krankenhaus angekommen fuhren sie direkt in die Pathologie. Dort erwartete sie Dr. Sam Collins, ein sehr junger Mann mit Nickelbrille und leichtem Bauchansatz. Er kaute gerade an einem Schokoriegel, als die Gruppe in sein Büro trat, »Ah, da sind sie ja. Es freut mich, sie kennen zu lernen. Dr. Lehman hat ihnen schon von unseren, nennen wir sie vorübergehenden Indexpatienten, erzählt?«
    »Das habe ich ihnen überlassen wollen, Sam«, man merkte sofort, dass die beiden schon öfter miteinander gearbeitet hatten.
    »Inwiefern vorübergehende Indexpatienten?«, Koch verstand nicht.
    »Nun, ich habe gehört, sie haben auch so ein Problem, wer zuerst war, das Huhn oder das Ei. Wir haben drei Patienten, die anscheinend nichts gemeinsam haben, aber innerhalb weniger Stunden eingeliefert wurden. Zwei Patientinnen sind tot. Eine starb hier, eine wurde tot gefunden, in der Themse. Es hieß, sie sei an der Flusspromenade entlang gelaufen und dann, nach einem Herzinfarkt oder etwas in der Art, zusammengebrochen und ins Wasser gefallen. Ein Patient liegt noch im Koma. Das einzige, was ich als Gemeinsamkeit bei allen drei Fällen sehen kann, ist die Viruserkrankung. Die Patientin, die hier gestorben war, hatte auch noch Leukämie. Die aus dem Wasser hatte kleine Metastasen an der Schilddrüse. Der noch lebende Patient ist ebenfalls ein Krebspatient. Vielleicht greift das

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