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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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entsprechenden Druck von Seiten des Kanzlers) plötzlich noch ein freies Zimmer fand. Ich weiß nicht genau, warum sie das tat; womöglich wollte sie mir und sich selbst damit zeigen, daß sie noch immer so unabhängig war wie zuvor. Es war die einzige schlechte Transaktion, die ich sie begehen sah: Sie verbrachte fast jeden Tag und jede Nacht bei mir auf dem Hof, und das Geld für die Kammer war zum Fenster hinausgeworfen. Ein paar Tage nach dem Ende der Hochzeit bot ihr einer der Kaufleute ein lukratives Geschäft mit Seidenstoffen in Ulm an, und sie machte sich reisefertig. Ich half ihr mit ein paar Dienstboten, ihre Unterkunft in der Stadt zu räumen.
    »Wann wirst du zurückkommen?« fragte ich sie. Sie lächelte und zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht, wie lange die Verhandlungen dauern. Nicht vor Weihnachten, nehme ich an.«
    »Es tut mir weh, ohne dich zu sein.«
    »Bitte versuche nicht, mich anzubinden«, sagte sie ernst. »Ich habe Geschäfte, um die ich mich kümmern muß; ich habe auch noch das Handelshaus und meinen Vater in Krakau.«
    »Wirst du überhaupt zurückkehren?« fragte ich.
    Sie legte den Mantel, den sie zusammengelegt hatte, zur Seite und kam durch das Zimmer auf mich zu.
    »Nach Hause?« sagte sie. »Natürlich werde ich nach Hause zurückkehren.«
    »Dein Zuhause ist in Krakau«, sagte ich mit schmerzender Kehle. Sie schüttelte den Kopf.
    »Mein Zuhause ist da, wo mein Herz ist«, sagte sie. »Und mein Herz wird immer da sein, wo du bist.«
    Ich kehrte auf meinen Hof zurück und ordnete meine Geschäfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis mir bewußt wurde, daß es nicht mehr das war, was ich wollte. Als es mir klargeworden war, bat ich Hanns Altdorfer und Sebastian Löw zu mir heraus. Der Stadtkämmerer hielt urkundlich fest, daß ich Sebastian Löw zu meinem Partner ernannte und meinen Verwalter damit beauftragte, während der Zeit meiner Abwesenheit die Geschäfte für mich zu führen. Sebastian Löw verpflichtete sich, neben der Verantwortung für seine Hälfte des Geschäftes auch die Verantwortung für mein Gesinde und vor allem für Jörg Tannberger zu übernehmen, dessen Förderung er vorantreiben sollte. Danach ließ ich alles für meine Abreise vorbereiten.
    An dem Tag, an dem mein Reitpferd und zwei Packesel vor dem großen Hoftor standen, wanderte ich mit Hanns Altdorfer zu den drei Gräbern hinter der Holunderhecke. Ich legte drei kleine Sträuße mit Blumen auf die Gräber; einen für mein namenloses Kind, einen für die polnische Gräfin, einen für Maria. Als ich mich aufrichtete, sah ich die Tränen in Hanns Altdorf ers Augen.
    »Paß mir auf sie auf«, sagte ich sanft.
    Er nickte.
    »Mir ist noch immer nicht klar, warum du ihr hinterherreisen willst«, sagte er. »Sie hat doch gesagt, sie würde zurückkommen.«
    »Mir ist es auch nicht klar«, erwiderte ich und dachte an Janas Bitte, sie nicht anzubinden. Ich dachte: Wenn ich sie hier nicht anbinden kann, so kann ich sie doch auf ihren Zügen begleiten. Wenn zwei Menschen zusammenkommen, gibt immer einer davon irgend etwas auf. Warum sollte ich es nicht sein, der etwas aufgab? Ich hatte meine Erinnerungen, meine Liebe zu Maria und meine Liebe zu Jana. Wozu brauchte ich das Geld und das Geschäft? »Mir ist nur klar, daß ich nicht hierbleiben will.«
    Er wies auf die Gräber.
    »Ich dachte, das ist dein Zuhause.«
    – Mein Zuhause ist da, wo mein Herz ist. Ein Teil meines Herzens wird immer hier sein, geliebte Maria .
    »Das sind nur Gräber«, sagte ich. Ich nickte zu Marias Grab und dem Grab des Kindes. »Ihre Seelen habe ich bei mir.«
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich denken, du fliehst.«
    »Vielleicht tue ich das«, rief ich fröhlich. »Ich fliehe vor sieben Jahren Trauer und Einsamkeit.«
    »Was wirst du tun?«
    »Leben«, sagte ich. »Und lieben. Ich habe viel verlernt. Ich will es mir wieder aneignen, bevor es zu spät ist.«
    »Dafür ist es niemals zu spät«, erklärte er.
    Ich dachte plötzlich an die massige Gestalt Johannes Reckeis, wie sie in den Lichtkreis der Fackel schritt, bevor die Dunkelheit des eben erst begonnenen Tages sie verschluckte.
    Ich holte tief Atem und nickte.

Nachwort
    D ies ist ein Werk der Fiktion. Und wie alle Fiktionen ist sie nicht immer ganz korrekt mit den tatsächlichen Geschehnissen und Personen umgesprungen, die ihr zugrunde liegen. Ich möchte deshalb an dieser Stelle den Kaufmann Peter Bernward verlassen und mich der historischen Fakten annehmen, die

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