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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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König zu wählen, wurden sich aber uneins bei der Auswahl des Kandidaten. 1460 brach der Krieg zwischen den beiden Fraktionen aus, der sich bald zum Reichskrieg gegen Ludwig ausweiten sollte und erst 1463 im Frieden von Prag zu einem Ende gebracht werden konnte.
    In der Folgezeit entwickelte sich Ludwig zu einem klügeren Herrscher. Er vermittelte zwischen den Münchner Herzögen Albrecht und Christoph, erwirkte die Gnade des Kaisers durch die Herausgabe wertvoller Kleinodien und gründete schließlich mit der Universität Ingolstadt eine der ersten deutschen Universitäten nach Wien, Heidelberg und Leipzig.
    Die gefestigte Stellung seines Landes und wohl auch sein großer Reichtum veranlaßten Ludwig danach, eine passende Braut für seinen 1455 geborenen Sohn Georg zu suchen. Die Tochter König Georgs von Böhmen stand zur Wahl, ebenso die Tochter Kaiser Friedrichs, aber beide wurden aufgrund politischer Rücksichtsmaßnahmen wieder fallengelassen. Im Frühling des Jahres 1474 schließlich sandte der Herzog eine Abordnung zu König Kasimir von Polen, der ebenfalls auf der Suche nach einem Bräutigam für seine Tochter Jadwiga war. Die beiden Herrscher nahmen die Verhandlungen auf, und schon im Herbst 1474 zog eine Gesandtschaft von Landshut nach Polen, um mit kostbaren Geschenken die Hochzeit zu beschließen.
    Polen war der mächtigste Staat in Osteuropa, dessen Gebiet sich von Litauen bis in die Ukraine erstreckte. Für König Kasimir, innenpolitisch durch die Anhänger der Lehre des Jan Hus und außenpolitisch durch den von den katholischen Adligen Ungarns gegen den Willen des Kaisers zum König gewählten Matthias Corvinus bedrängt und in finanziellen Schwierigkeiten, war die Werbung um seine Tochter willkommen. Herzog Ludwig war ein mächtiger Verbündeter, dem er bereits in der Vergangenheit seine Freundschaft bewiesen hatte, und er konnte im Fall einer Verbindung Jadwigas mit Georg zumindest auf dessen Wohlwollen gegenüber seiner weiteren Westpolitik hoffen. Nachdem sich die Parteien einig geworden waren, mußte nur noch ein Hinderungsgrund beseitigt werden: Die Brautleute waren, da Jadwigas Mutter und Georgs Vater Base und Vetter waren, miteinander verwandt. Ein päpstlicher Dispens, durch ein großzügiges Geldgeschenk in die Schatulle des Vatikans erleichtert (eine Summe, die angeblich einen Teil des Grundstocks für den prachtvollen Neubau der Peterskirche darstellte), schaffte das Problem aus der Welt.
    Am 29. Dezember 1474 verlobten sich Jadwiga von Polen und Georg von Landshut. Die Mitgift der polnischen Prinzessin sollte zweiunddreißigtausend Gulden betragen; nach heutigem Geld eine Summe von etwa zehn bis fünfzehn Millionen Mark. Die beiden Brautleute hatten sich noch nicht einmal gesehen.
    Wir haben dank der Emsigkeit verschiedener Chronisten mehrere eingehende Berichte über die Hochzeit, die eines der rauschendsten Feste der damaligen Zeit darstellte – einer Zeit, die an solchen Ereignissen nicht arm war und in der nicht nur Fürsten, sondern auch reiche Kaufleute wie die Hochstetter in Augsburg für ihre Vermählungsfeiern Summen ausgaben, die uns heute nur noch fassungsloses Staunen abnötigen. Was die Hochzeit Herzog Georgs angeht, beschreibt uns Peter Bernward einige der Dinge, die für Speisen und Getränke benötigt wurden; tatsächlich umfaßte die letztendliche Abrechnung viel mehr Posten. Neben den Aufwendungen für die Gesandtschaften und Geldgeschenke ist dort peinlich genau aufgeführt, welche Summen aufgewendet wurden für: Hofgewänder, Handwerker, Kleinodien, Küchenvorräte, Getränke, Pferdefutter, Turniergeschenke, Spielleute und Arzneien. Die Beträge summieren sich zu der fast unvorstellbaren Zahl von sechzigtausend Gulden; heute ein Vermögen von fünfundzwanzig Millionen Mark.
    Erwähnt man diese Summe, sollte man die uns überlieferte Anekdote nicht vergessen, derzufolge Kaiser Friedrich, sichtlich geblendet durch den Aufwand der Hochzeit, seinen ehemaligen Feind Ludwig um einen Kredit bat, der die Höhe der polnischen Mitgift hatte.
    Ludwig lehnte die großartige Gelegenheit ab, den deutschen Kaiser in seine Schuld zu bekommen; offensichtlich hatte die Höhe der Ausgaben auch an seinem immensen Reichtum gezehrt. Man sollte auch nicht außer acht lassen, daß Herzog Georg letztlich sein ganzes Leben lang vergebens auf die Bezahlung der Mitgift seiner Frau wartete.
    Der gemeinsame Lebensweg des jungen Paares begann glanzvoll, endete aber düster. Von den männlichen

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