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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Museumsstück.»
    «Oder Laylas Vater ist zu Besuch.»
    Der Zigeunerwagen, der
Vardo,
stand einsam auf der Lichtung. Er war purpurrot und goldfarben angestrichen und erinnerte an einen übergroßen Leierkasten. Die Paneele waren verziert und vergoldet, der kleine Vorbau ruhte auf Seitenstützen in der Form goldener Räder, oben hingen Kutschlampen aus Messing, und die Fensterläden waren mit komplizierten Mustern geschmückt. Der gesamte
Vardo
war in tadellosem Zustand und sah aus, als wäre er direkt aus einem Bilderbuch auf diese Lichtung gefahren.
    Er hat tatsächlich eine Menge Geld für sie ausgegeben, dachte Merrily. Ein paar Sekunden überlegte sie sogar, ob vielleicht Amy Shelbone zusammen mit Madame Layla da drin war.
    «Das wäre viel zu einfach», murmelte Sophie, als hätte sie ihre Gedanken gelesen, und fuhr weiter.
    Gleich darauf wurde der Himmel wieder sichtbar, weil die Zufahrt in einen Vorplatz überging, auf dem drei Autos standen: einRange Rover, ein schwarzer Porsche Carrera und ein kleiner gelber Sportflitzer. Fünf Treppenstufen führten zur Haustür, die es an Größe und Dicke durchaus mit den Flügeltüren der historischen Pfarrkirche von Ledwardine aufnehmen konnte.
    Ein Mann kam die Treppe herunter. Merrily stieg aus dem Wagen.
    «Ich suche Mrs.   Henry.»
    «Ach wirklich?» Er trug Jeans und ein verwaschenes Seersucker-Hemd, das er bis über die Brust aufgeknöpft trug. Der Gärtner? Das Mädchen für alles? Der Security-Mann?
    «Das ist doch das richtige Haus, oder?»
    «Und Sie sind?»
    «Ich heiße Merrily Watkins.»
    Er nickte langsam und wartete darauf, dass sie weitersprach.
    «Ich wollte Mrs.   Henry gern in einer privaten Angelegenheit sprechen. Ich hätte vorher angerufen, aber sie steht nicht im Telefonbuch.»
    «So ist es», sagte er. «Nun, sie ist nicht zu Hause.» Er musterte sie von oben bis unten, als ob sie irgendwo unter ihrer Kleidung ihr Einbrecherwerkzeug versteckt haben könnte. «Vielleicht kann ja ich Ihnen helfen.» Träge streckte er ihr die Hand entgegen. «Allan Henry.»
     
    Kirsty Ryan sagte, sie hätte das erste Mal kalte Füße bekommen, als sie mitbekommen hatte, dass Amy Shelbone bis zu der Geisternummer, die sie in Steves Schuppen mit ihr abgezogen hatten, tatsächlich nichts von dem Mord ihres richtigen Vaters an ihrer Mutter wusste.
    «Sogar Layla war überrascht, wie einfach sie uns alles abgenommen hat. Wir haben ihr ein paar Geisternachrichten von ihrer Ma geschickt, und sie hat das alles so ernst genommen, als wärn es die Gesetzestafeln vom alten Moses oder so. Und am nächsten TagPunkt halb zwölf rennt sie schon wieder über den Turnplatz, weil sie unbedingt wieder was von ihrer Ma hören will. Da hat’s mir gereicht. Ich hab nichts dagegen, mal jemand hochzunehmen, aber man darf nicht sein ganzes Leben davon bestimmen lassen.»
    «Wessen Leben?», fragte Eirion.
    « Sie
war damals genauso scharf auf die Sache wie die Kleine.»
    «Layla?»
    «Das war nich bloß Theater für sie, Alter.» Kirsty fuhr sich durch ihr rötliches Haar. «Dieses Zigeunerding ist bei ihr die reinste Wissenschaft. Hat Regale voller Bücher darüber, Schränke voll mit exotischen Klamotten, lauter Tücher und Hüte und Volantröcke. Sie hat Kristallkugeln und ein Dutzend Sätze Tarotkarten. Sie hat sogar ihren eigenen Zigeunerwagen. Sie mischt Kräutertränke und so was. Sie kann dir ein Liebesamulett machen, damit du den Kerl kriegst, den du willst – da ist eine Locke von dir und eine von ihm drin und Stoffstücke und was weiß ich noch. Nennt sich eine
Shuvani
, eine Zigeunermagierin. Zum Beispiel, also gut, da war dieser Typ, den ich so toll fand, und ich wollte wissen, ob ich bei dem irgendwelche Chancen hab, okay? Und Layla sagt, gut, warte auf den richtigen Moment im Zyklus, gib mir einen Tampon   …»
    Jane zuckte zurück. «Is ja eklig!»
    «Also haben wir so eine Halskette aus Lehmkügelchen gemacht, in die wir vorher Menstruationsblut geknetet hatten. Ich sollte sie an die Schulbank dieses Typen hängen, und wenn die Kügelchen bis zum nächsten Morgen zerfallen wären, hätte das bedeutet, dass er interessiert ist. Aber dann hab ich doch einen Rückzieher gemacht und das Ding weggeschmissen. Layla hab ich erzählt, irgendwer müsste es geklaut haben. Schließlich   … was?»
    «Und an so was glaubt sie echt?», sagte Eirion.
    «Das ist ihr
Leben
, Alter.»
    «Also hat sie das mit dem Ouija-Brett gar nicht für Beschiss gehalten.»
    «Am Anfang hatten

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