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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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rauskommen, um sich unten an der Straße mit Layla zu treffen.»
    «Und wohin wollten sie? Sie braucht doch wenigstens einen Tisch, um die ganzen Buchstaben auszulegen, und   …»
    «Quatsch», sagte Kirsty. «Das ist
Geschichte

    «Wieso?»
    «Das ist inzwischen viel zu primitiv. Die sind schon längst über das Glas und die bescheuerten Buchstaben hinaus.»
    «Was bedeutet das?»
    «Das willst du lieber gar nicht wissen, Jane.» Kirsty drehte sich zum Gehen um. Nach ein paar Schritten sah sie noch einmal über ihre kräftige Schulter zurück. «Besser gesagt,
ich
will es lieber gar nicht wissen.»

33   Ein Paar
    Eine Wand von Allan Henrys Wohnzimmer bestand aus einem riesigen Fenster von über zehn Metern Länge, durch das man einen wundervollen Blick auf eine der kegelförmigen, bewaldeten Erhebungen hatte, die ‹Robin Hoods Hintern› genannt wurden.
    «Und das ist Ihre   …» Allan Henry musterte Sophie und schien zu überlegen, ob sie Merrilys Mutter oder ihre Schwester war.
    «Sekretärin», sagte Sophie mit Nachdruck. Sie und Merrily saßen an den Enden eines weißen Viersitzer-Ledersofas, von dem es in dem makellos sauberen Wohnzimmer noch ein zweites gab. Unter ihren Füßen lag ein hellgrauer Teppich mit einem ungewöhnlichen Muster: einem Baum, der durch eine Radnabe wuchs.
    Merrily hatte Sophie noch nie so aufgeregt erlebt. Offenbar wollte sie so schnell wie möglich wieder weg aus diesem Haus. Sophie war Old-Hereford bis in die Haarspitzen, für sie war dieser Mann
wirklich
der Teufel.
    «Haben Gemeindepfarrer heutzutage Sekretärinnen?», sagte Allan Henry.
    «Sophie arbeitet für die Kathedrale», erklärte Merrily.
    «Und worin besteht dort
Ihre
Aufgabe, Mrs.   Watkins? Im Besonderen?»
    «Ich bin   … die offizielle Amtsbezeichnung lautet: Beraterin für spirituelle Grenzfragen. Ich habe leider keine Visitenkarte oder   …»
    «Oder auch nur einen Priesterkragen. Also, was genau ist denn nun ein   …»
    «Das ist jemand, der sich mit paranormalen Fragen beschäftigt», sagte Merrily, ausnahmsweise einmal ohne deshalb verlegen zu werden. «Früher nannte man das Diözesanexorzist.»
    Er starrte sie an. «So was wird tatsächlich
immer noch
gemacht?»
    «Es hat nie aufgehört, Mr.   Henry.»
    «Also   …» Er lehnte sich an die Backsteinumfassung des riesigen Kamins, hohe Spiegel zu beiden Seiten warfen das Grün vor dem Panoramafenster zurück. «Ich überlege gerade, ob ich vielleicht ein paranormales Problem habe. Mal sehen   … wenn es nachts irgendwelche Bumsgeräusche gibt, kann ich sie
normalerweise
erklären. Und auch wenn ich ziemlich viele Blutsauger am Hals habe, würde ich bei ihnen nicht von Vampiren sprechen. Kann ich Ihnen vielleicht ein Glas Wein anbieten?» Er lachte.
    Sophie und Merrily lehnten ab. «Wir haben nicht sehr viel Zeit», fügte Merrily hinzu. «Wir müssen noch zu einigen anderen Eltern.»
    «Oho, also hat es was mit den Eltern zu tun?»
    Er war etwa Ende vierzig. Sein dichtes Haar war glatt, und in seinem sonnengebräunten Gesicht verliefen tiefe Falten von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln.
    «Warum wollen Sie lieber mit meiner Frau sprechen als mit mir?»
    «Wir haben nicht damit gerechnet, dass Sie zu Hause sind», sagte Merrily. «Wir dachten, Sie sind wahrscheinlich unterwegs und bauen irgendwas.»
    «Mit meinen bloßen Händen.»
    «Wir haben alle unsere Phantasien», sagte sie, und dann wurde ihr klar, dass er das missverstehen konnte. Sophie sah sie mit gerunzelter Stirn an. Sie strahlte aus jeder Pore die Botschaft aus:
Wir sollten jetzt gehen. Erfinden Sie eine Ausrede. Das war ein Fehler
.
    Allan Henry lachte. Sein Lachen war so selbstbewusst, dass es absichtsvoll wirkte, fand Merrily. Vielleicht hatte er sich ja auch für viel Geld die Zähne machen lassen und musste sie deshalb jetzt so häufig wie möglich zeigen, damit sich die Investition lohnte. Davon abgesehen spürte sie an ihm eine Art unterdrückterEnergie. Sie konnte sich genau vorstellen, wie er in einer Aufsichtsratssitzung saß und zunächst entspannt und ausdruckslos zuhörte, um sich dann ohne Vorwarnung auf jemanden zu stürzen wie ein Dschungeltiger. Möglicherweise lachte er dabei auch.
    «Heute habe ich einen meiner seltenen freien Nachmittage», sagte er. «Sie hatten Glück, mich hier anzutreffen. Und wie es der Zufall will, ist meine Frau nicht da. Ich bin hier der einzige Elternteil. Als Vater der Kinder aus meiner ersten Ehe, um genau zu sein. Sie leben jetzt

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