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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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in Frankreich, also sehe ich sie kaum.»
    «Vielleicht kommen wir noch einmal wieder, wenn Ihre Frau zu Hause ist.» Sophie erhob sich. «So dringend ist die Sache ja nicht.»
    «Es sei denn, es geht um Layla, natürlich», sagte er.
    «Ist sie mit ihrer Mutter unterwegs?», fragte Merrily.
    «Das ist wohl kaum möglich. Ihre Mutter befindet sich nämlich auf einer Kreuzfahrt um die Azoren. Wissen Sie, ich sehe Layla schon lange nicht mehr als Kind an. Und sie ist die Tochter meiner Frau, nicht meine. Aber es geht um Layla, oder nicht?»
    Als er sich vorbeugte, schwang ein Medaillon an einer schwarzen Lederkordel vor seine nackte Brust. Es war eindeutig aus Gold, und auf dem Deckel war ein Rad-Symbol eingraviert.
    «Ja», sagte Merrily. «Es geht um Layla.»
    Sophie sank auf ihren Platz zurück.
     
    Jane sagte: «Jetzt erinnere ich mich wieder an Mrs.   Etchinson. Ich habe sie bei einer Veranstaltung gesehen, bei der sie als Ehrengast eingeladen war. Sie saß im Rollstuhl, und jeder hat ein Riesengetue um sie veranstaltet. Sie hat so viel gelächelt, dass man irgendwie gedacht hat, all das Lächeln müsse doch irgendwann weh tun. Irgendwer hat erzählt, dass sie Lehrerin war und MS hatte. Und sie war
so jung

    Sie ließ sich gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes fallen,tastete nach Eirions Hand und drückte sie so fest, als müsste sie sicherstellen, dass sie das noch konnte.
    Sie parkten auf dem Randstreifen vor einem Hofladen mit Blick über das Tal von Ledwardine. Die Sonne ließ den Turm von Merrilys Kirche inmitten all der Obstpflanzungen aufscheinen wie einen Terrakottafelsen.
    «Auf die Art verschaffen sie sich ihren Ruf, Jane», sagte Eirion. «Sie sprechen einen Fluch aus, und dann passiert so was wie das mit Mrs.   Etchinson, und schon vergisst alle Welt, wie viele Leute verflucht worden sind, ohne dass ihnen jemals was passiert ist   …»
    «Es geht doch darum, dass sie es
überhaupt
getan hat!» Jane spürte Zornestränen aufsteigen. «Dass sie jemandem Krankheit und Unglück gewünscht hat.»
    «Hast du das noch nie getan, wenn du einen Wutanfall hattest oder so? Hast du noch nie jemandem was Schlechtes gewünscht?»
    «Doch, aber ich glaube schließlich nicht, dass so was irgendeine Wirkung hat, und außerdem nehme ich es wieder zurück, weil es mir nach ein paar Minuten schon wieder leidtut. Oder nach ein paar Stunden. Oder abends bevor ich ins Bett gehe. Aber Layla Riddock glaubt tatsächlich, dass sie was bewirken kann   … und spricht den Fluch aus. Ist doch egal, ob sie Mrs.   Etchinson diese grässliche Krankheit wirklich mit Friedhofserde in einem Umschlag oder sonst wie angehext hat. Die Tatsache, dass sie es tun
wollte
, ist doch schon genauso schlimm, oder etwa nicht?»
    «Am Ende fällt es aber auf einen zurück», sagte Eirion, «so funktioniert das doch mit dem Karma, oder?»
    «Angeblich. Aber nicht unbedingt in diesem Leben.»
    «Mir kommt es so vor, als brauchte sie diese Amy genauso, wie Amy sie braucht. Verstehst du? Sie spricht einen Fluch aus, und jemand wird krank oder stirbt oder was, aber   … sie ist nicht
hundertprozentig
sicher. Sie weiß, dass das alles nur Zufall sein kann.Aber dann hat sie mit diesem spiritistischen Zeug angefangen, und auf einmal kriegt sie ein Ergebnis, das ihr vorkommt wie
echte
Botschaften aus dem Jenseits.»
    «Und wie?»
    «Durch Trance? Automatisches Schreiben? Egal wie, für sie ist es der Beweis dafür, dass sie magische Kräfte hat. Sie ist jetzt ein Medium, eine Schamanin. Und vielleicht hat sie vorher noch nie so eine Erfahrung gemacht – erst mit Amy.»
    «Die ihr so wichtig ist, dass sie Amy zu einem Selbstmordversuch treibt?», sagte Jane.
    «Was willst du jetzt machen? Es wird langsam spät, und wenn ich das Auto noch vorm Dunkelwerden zurückbringen will   …»
    «Du hast noch stundenlang Zeit. Aber setz mich ruhig irgendwo ab.»
    «Was hast du vor?»
    «Ich lasse mir was einfallen.»
    «Das
Einzige
, was du jetzt tun kannst, ist nach Hause gehen, deiner Mutter alles erzählen und sie machen lassen.» Eirion nickte in Richtung Tal. «Hör auf, es immer weiter rauszuschieben.»
    «Sie wird vermutlich ein bisschen baff sein, wenn wir auf einmal bei ihr auftauchen.»
    «Das bezweifle ich», sagte Eirion.
     
    Sie erzählten Allan Henry, dass ein Mädchen einen Selbstmordversuch unternommen hatte, nachdem es an der Schule in einen Ouija-Zirkel geraten war. Die Beratungsstelle für spirituelle Grenzfragen versuchte also

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