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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Biertrinkermund. Er warf einen verächtlichen Blick zum Himmel hinauf. «Ist hier langsam viel zu stickig geworden.»
    Lol nickte. «Kann man wohl sagen.»
    Aber der hochgewachsene Typ hatte offenkundig kein Interesse an Lol und stieg in einen schlammverspritzten Landrover Defender, der am Rand des Vorplatzes geparkt war. Da erklang eine träge Stimme unter dem Vordach des Pubs.
    «Lol
Robinson

    Profs ungeliebter Nachbar, Gerard Stock, lehnte am Türrahmen des Pubs. In der Rechten hielt er ein Glas Whiskey, in der Linken qualmte eine Selbstgedrehte.
    Lol ging zu ihm hinüber – was blieb ihm schließlich anderes übrig? Knirschend wurde der Gang des Defenders eingelegt, und Stock sah ihm nach, als er zwischen den Bäumen hindurch auf die Straße fuhr.
    «Wichser», sagte er, «Arschloch.»
    «Dieser Wichser spaziert hier rein   …», Stock schnippte seine Zigarette in eine Pfütze, «…   während Gerard Stock ruhig und friedlich an der Bar sitzt. Der Wichser bellt irgendeine Begrüßung an die Allgemeinheit, dann setzt er sich ans andere Ende der Bar und verwickelt Derek, den Wirt, in eine geistlose Unterhaltung. Und die ganze Zeit Seitenblicke, weil er sich fragt, ob heute derTag ist, an dem er mich anmachen soll. Aber Gerard Stock grinst nur in sein Glas und sagt kein Wort. Und der Wichser weiß ganz genau, dass Gerard Stock weiß, was für ein verlogenes kleines Arschloch er ist.»
    «Ich kenne eigentlich niemanden hier in der Gegend», sagte Lol. «Wer war das?»
    Stock trank einen Schluck Whiskey. Er verbreitete eine atemberaubende Gestankswolke um sich herum. Wahrscheinlich würde die Luft anfangen zu brennen, wenn man ein Streichholz anzündete.
    «Verstehst du, ich muss nicht mit Leuten reden, wenn ich nicht will. Das ist eine seltene Fähigkeit, und ich bin sehr gut darin, Mann. Ich kann
unheimlich
entspannt sein,
unheimlich
cool, wenn ich so dasitze und nichts sage. Ist ein eher unbekannter Trick in meinem Geschäft – jeder denkt, dass P R-Leute die ganze Zeit quatschen müssen, egal was für ein Müll es ist, aber ein guter Publicity-Mann verhält sich immer
kontrolliert
. Erzählt dir, was er will und wann er es will. Gutes Timing ist alles. Und darin ist Gerard Stock, falls es dich interessiert, immer noch
verdammt
gut. Kommst du mit rein, Lol?»
    «Also, ich glaube nicht   …»
    «Los komm, wir trinken was. Ich lade dich auf einen Joint ein, und wir setzen uns damit hier raus und chillen, wie in alten Zeiten. Der gute alte Derek ist nämlich ein ziemlicher Angsthase für einen Dorfwirt.» Stock grinste. «Siehst du, ich hab dich neugierig gemacht. Du hast gedacht, du fragst aus Höflichkeit mal, wer dieser Wichser ist, aber jetzt willst du es wirklich wissen. Du willst es wirklich wissen. Das macht meine Technik, die beherrsche ich nämlich perfekt, Mann.»
    Inzwischen waren sie in den
Hop Devil
gegangen. Der Gastraum war klein, quadratisch, und es herrschte Dämmerlicht wie in einer Kapelle. Der Wirt spähte aus dem Schatten hinter der Barheraus. «Tut mir leid, die Herren, es gibt nur Flaschenbier und Schnaps. Stromausfall.»
    «Setz deine Brille auf, Derek, ich bin’s wieder», sagte Stock. «Mit einem Freund. Was nehmen wir, Lol?»
    Lol sagte, ein halbes Shandy wäre ihm recht, und Stock stöhnte: «Meine Güte, kein Wunder, dass du’s in der Musikszene nicht mehr aushältst.»
    «Ich fürchte, Sie müssen trotzdem das ganze Pint bezahlen», sagte der schattenhafte Derek. «Ich muss die Flasche aufmachen, verstehen Sie, und Viertelliterflaschen Shandy gibt es nicht.»
    «Und noch einen Macallan», sagte Stock. «Wie lange bin ich schon hier, Derek?»
    «Seit kurz vor Mittag», seufzte Derek. «Mit kurzen Unterbrechungen.»
    Nachdem sie ihre Getränke bekommen hatten, gingen sie zu einem Tisch am größten Fenster. Es war nur noch ein weiterer Gast da; ein älterer Mann, der mit einer Flasche Guinness und der
Evening News
aus Worcester vor der Nase an einem Tisch saß, obwohl es viel zu dunkel zum Lesen war. Lol erkannte einen Kamin mit einer Kohlenpfanne, die aussah wie die auf dem Schild draußen.
    «Was ist ein Hopfenteufel?»
    «Das Ding, in dem sie Kohle verbrannt haben. Die Hopfenpflücker haben darüber ihr Essen gekocht. Wenn du dich für diesen Bauernquatsch interessierst – da gibt es so ein altes Pärchen, das unten an der Landstraße ein Hopfenmuseum betreibt. Haben mir ein Hopfenkissen verkauft.»
    Offensichtlich hatte er noch nicht herausgefunden, wer Al Boswell

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