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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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trat aus dem Schatten hinter der Bar, ein kahlköpfiger Mann mittleren Alters mit kräftigen Fäusten. «Raus, Mr.   Stock.»
    «Schankt Schimon der Schwuli», sagte Stock und kicherte in sein Glas.
     
    Lol konnte nicht vermeiden, mit ihm zusammen zurückzugehen, und beinahe den gesamten Weg über redete Stock über seine Kariere als Publicity-Manager bei TMM und anderen Plattenfirmen, der freiberufliche Tätigkeiten für Buchverlage und Filmproduktionen gefolgt waren – in keinem dieser Unternehmen hatten die Leute gewusst, wie dringend sie Gerard Stock brauchten, bevor er ins Team kam.
    «Und Levin könnte ich auch unheimlich nützen, Mann. Es ist ihm noch nicht bewusst, aber irgendwann kommt er schon noch drauf. Der arme alte Kerl denkt, es wäre cool und mysteriös, aus London zu verschwinden, den Lebensstandard bewusst runterzuschrauben und diesen ganzen Scheiß. Der hat ja keine Ahnung, wie schnell er vergessen ist.»
    «Eigentlich glaube ich, er
will
sogar ver   …»
    «Ich könnte diese Bruchbude von Studio innerhalb von sechs Monaten weltberühmt machen. Hier ein kleiner Hinweis, dort eine Bemerkung fallen lassen. Ich könnte Levin ins Fernsehen bringen, zum Beispiel in die
Southbank Show
. Hab einen Kumpel beim Sender.»
    «Vielleicht kennst   …» Lol gab auf. Stock gehörte nicht zu den Menschen, zu denen man sagen konnte: Du kennst Prof eigentlich gar nicht besonders gut, oder?
    Sie verließen die Straße und bogen auf den Weg ein, der an Profs Stallgebäuden vorbei zum Frome führte. Der Himmel hatte eine Farbe wie getriebenes Kupfer angenommen. Stock hob sein Gesicht in die Sonne, und ihre Strahlen ließen seinen Bart rötlich schimmern. Er wirkte beeindruckend, kraftvoll und skrupellos – und doch zugleich auch leicht unsicher, wie ein Wikinger an einer fremden Küste.
    «Und du, Lol Robinson. Der schüchterne Junge mit der kleinen Brille. Ein bestimmter Frauentyp steht total auf dich. Du hast dich unheimlich gut verkauft, Mann. Früher mal.»
    Lol sagte nichts. Stock redete genauso, wie er selbst es normalerweise tat. Nämlich so, als sei es viel zu spät für eine Musikerkarriere, die Prof offenbar immer noch für möglich hielt.
    «Und nicht zu vergessen», Stock grinste schlau, «all die Zeit in der Klapse. Das hat deinen Marktwert noch weiter erhöht.» Lol warf ihm einen Seitenblick zu. «Ist doch klar, Mann. Ich kenne deine Geschichte. Hab sie gleich nachgecheckt, als ich zu Hause war. Mein Geschäft besteht darin, alles über jeden zu wissen. Ich bin Profi, Mann.»
    Stock kickte einen Stein den Weg hinunter, dann sah er direkt in die untergehende Sonne, und mit einem Mal war seine Stimme ganz leise.
    «Und jetzt   … tja   … ich bin pleite. Es reicht grade noch so zum Überleben.»
    «Ihr habt immerhin das Haus – die Hopfendarre.»
    «Ja, ein echter Glücksfall, wir hatten nämlich schon in so eine Wohnwagensiedlung umziehen müssen. Der arme alte Stewart. Vielleicht hätte er lieber das Angebot dieses Wichsers annehmen sollen, als er es noch konnte. Verstehst du, die Darre zurückzukaufen – das ist für Adam wahnsinnig wichtig, weil
dort
ursprünglich das Haus seiner Vorfahren gestanden hat.»
    «Conrad Lakes Herrenhaus?»
    «Meine Güte nein, das kam später. Aber dort war der ursprüngliche Bauernhof der Familie. Doppelt so groß wie heutzutage – aber für Conrad war es immer noch nicht groß genug, als er erst mal auf der Erfolgsspur angekommen war. Hat für seine neue Frau ein neues Haus gebaut, einen guten Kilometer hinter dem Hügel da – dort wohnt Adam übrigens jetzt. Das war alles, was er seinem Sohn am Ende noch vererben konnte. Der Alte hat das ursprüngliche Bauernhaus abgerissen – das war in den späten Sechzigern, als es noch niemanden interessierte, ob man historische Gebäude plattmachte – und nur die Hopfendarre stehen lassen. Als er gestorben ist und die Bank oder wer auch immer die Darre verramscht hat, bekam Stewart sie für ein Butterbrot.»
    Sie überquerten die Flussbrücke und gingen zwischen den Pfosten des Gerüsts hindurch. Und dann kam plötzlich die Hopfendarre in Sicht, sie stand etwa auf halber Höhe auf einem Hügel, genau gesagt kam jedoch nur ein Teil des kegelförmigen Turms mit der schräg stehenden Spitze in Sicht.
    Lol blieb geschockt stehen.
    Eine Wand aus bläulichem Wellblech verdeckte den Rest des Hopfenturms – es war die Seitenwand irgendeines riesigen Gewerbegebäudes, das beinahe ebenso hoch war wie die Darre selbst. Lol

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