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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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bedürfte.

 
6
     
    G azi!« rief Anthony Fallon, als er seine Wohnung betrat.
    »Was gibt’s denn?« Ihre gereizte Stimme kam aus dem Hintergrund.
    »Hol deinen Schal, meine Hübsche, denn heut gehen wir einkaufen!«
    »Aber ich war schon auf dem Markt und habe alles Nötige besorgt.«
    »Nein, nein, kein ordinäres Gemüse. Ich kaufe dir hübsche Kleider.«
    »Wieder mal betrunken?« fragte Gazi.
    »Ist das eine freundliche Antwort auf ein großzügiges Angebot? Nein, meine Liebe. Ob du es glaubst oder nicht, wir sind zu einem Ball eingeladen.«
    »Was?« Gazi erschien auf der Bildfläche, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Antane, wenn das wieder einer von deinen Spaßen ist …«
    »Späße? Ich? Dann schau dir das mal an!«
    Er zeigte ihr die Einladungskarte. Gazi schlang ihm die Arme um den Nacken und drückte ihm fast die Luft ab. »Mein Held! Wie bist du daran gekommen? Bestimmt hast du sie gestohlen!«
    »Warum sind alle mir gegenüber so misstrauisch? Kastambang hat sie mir persönlich überreicht.« Fallon streckte seinen steifen Rücken. »Es ist schon morgen Abend, also mach zu.«
    »Warum so eilig?«
    »Hast du vergessen, dass heute Badetag ist? Wir müssen doch sauber zu dem Ball gehen. Oder willst du, dass die Jagaini des Bankiers dich durch ihre Lorgnette naserümpfend von oben herab anblickt? Vergiss also die Seife nicht!«
    »Das einzige Gute, was ihr Erdenmenschen uns Krishnanern mitgebracht habt«, erwiderte sie, während sie aufgeregt umherzulaufen begann. Plötzlich hielt sie mitten im Schritt inne, sah an sich herunter und sagte: »O weh! In diesen Lumpen schäme ich mich aber, ein gutes Kleidergeschäft zu betreten!«
    »Also, glaub ja nicht, dass ich dir eigens zum Einkaufen noch ein Kleid oder gar mehrere kaufe, damit du dich von Geschäft zu Geschäft hochkaufen kannst!«
    »Sag, Antane, hast du denn auch wirklich genügend Geld für solch eine kühne Ausgabe?«
    »Keine Angst, meine Hübsche. Ich kriege das Zeug zum Selbstkostenpreis.«
    Sie ratterten durch die Stadt zurück, vorbei am Safq. Fallon warf nur einen flüchtigen Blick auf den gewaltigen Bau. Er wollte vor Gazi kein auffällig großes Interesse dafür an den Tag legen. Wenig später rumpelten sie am Justizgebäude vorbei, wo die Köpfe der heute hingerichteten Kapitalverbrecher gerade auf Pfähle über einer Anschlagtafel gesteckt wurden. Unter jeden Kopf schrieb ein Krishnaner mit Kreide die Lebensdaten und die Missetaten des vormaligen Besitzers.
    Schließlich kamen sie in den Kharju, wo sich das sechsfache Hufgetrappel der Ayas, die die Kutschen der Reichen zogen, mit den Rufen der Zeitungsjungen, die den Rashm anpriesen, und dem heiseren Gekrähe der Karrenhändler vermischte, die ihren Kram verhökerten. Dazu gesellte sich das Rascheln von Mänteln und Röcken, das leise Klirren von Wehrgehängen, das dezente Klimpern von Armreifen und anderen schweren Geschmeiden. Und über allem lag das sonore Murmeln rollender, rhythmischer Sätze in der gutturalen, klangvollen Balhibo-Sprache.
    Im Kharju befand sich das Etablissement von Ve’qir, dem Exklusivausstatter. Fallon stieß die Tür auf und stolzierte, Gazi im Schlepptau, keck in das vornehm gedämpfte Innere. Ve’qir war soeben höchstpersönlich damit beschäftigt, der Jagaini des Erbdasht von Qe’ba etwas Rüschenartiges zu verkaufen, während der Dasht auf einem Schemel im Hintergrund saß und mit griesgrämigem Gesicht über den Preis haderte. Ve’qir warf einen Blick auf Fallon, zuckte zum Zeichen, dass er ihn erkannt hatte, mit den Antennen und widmete sich wieder seiner Kundin. Ve’qirs Gehilfin, eine junge Dame, näherte sich erwartungsvoll, aber Fallon winkte ab.
    »Ich möchte den Chef persönlich sprechen, sobald er fertig ist.« Als die Verkäuferin sich mit einer wohleinstudierten Verbeugung wieder zurückzog, flüsterte Fallon seiner Geliebten in das große spitze Ohr: »Glotz die Sachen nicht mit so unverhüllter Bewunderung an, sonst geht der alte Fastuk sofort mit den Preisen rauf!«
    Eine Stimme sagte: »Hallo, Mister Fallon, so ein Zufall aber auch!«
    Fallon drehte sich überrascht um. Vor ihm stand der weißhaarige Archäologe Julian Fredro. Fallon begrüßte ihn und fragte: »Sie machen einen kleinen Stadtbummel, Fredro?«
    »Ja, danke. Wie stäht’s mit unserem Projäkt?«
    Fallon lächelte und winkte Gazi zu sich. »Wir arbeiten gerade daran. Darf ich vorstellen: Gazi er-Doukh, meine Jagaini.« Die zweite Hälfte der Vorstellung machte

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