Der Turm von Zanid
Bankier ein paar weitere Einzelheiten und erklärte, dass das Geld an Fallon ausgezahlt werden sollte, sobald er seine Aufgabe erledigt hätte. Der Koloftu kam mit einem Sack zurück, den er mit einem gewichtigen Klirr (das Ding wog über sieben Kilo) auf den Tisch wuchtete. Kastambang löste die Schlaufe des Durchziehriemens und ließ die Goldstücke über den Tisch kullern.
Fallon riss sich zusammen, damit sein Atem nicht schneller ging; er musste sich regelrecht dazu zwingen, sich nicht vorzubeugen und den Goldhaufen mit gierigen Augen zu verschlingen. Auf der Erde konnte ein Mensch sein ganzes Leben verbringen, ohne je ein Goldstück zu Gesicht zu bekommen. Doch hier auf Krishna war Gold noch immer hartes, glänzendes, klimperndes Metall, das einem die Hosen hinunterzog, wenn man es in die Tasche steckte – eben echtes, lebendiges, sinnliches Geld im ursprünglichen Sinne, nicht bloß bedrucktes Papier, hinter dem kein echter Wert stand. Die Republik Mikardand hatte einmal in Anlehnung an irdische Gebräuche versucht, ihr Währungssystem auf Papiergeld umzustellen. Der Banknotenausstoß war den Behörden jedoch aus den Händen geglitten, und die daraus resultierende galoppierende Inflation hatte den anderen Nationen der Drei Meere ein abschreckendes Beispiel gegeben.
Fallon nahm eines der Zehn-Kard-Stücke in die Hand und betrachtete es im gelben Lampenlicht. Mit beiläufiger Miene drehte und wendete er es zwischen den Fingern, so als wäre es ein Gegenstand, der lediglich ein gewisses akademisches Interesse in ihm weckte, etwa wie ein exotisches Kuriosum, ganz gewiss aber nicht etwas, wofür er stehlen, lügen, morden würde – nämlich für den Thron, den er mit seiner Hilfe wiederzuerlangen hoffte.
»Ist Euch diese Vereinbarung genehm, Meister Antane?« riss ihn Kastambangs Stimme aus seinen Träumereien. »Passt es Euch so?«
Fallon zuckte wie ertappt zusammen. Das Anstarren des Goldes hatte ihn regelrecht in eine Art Trance versetzt. Er riss sich zusammen und antwortete: »Gewiss. Zunächst zahlt mir meine hundert Karda aus … Danke. Und nun lasst uns zusammen ein schriftliches Memorandum der ganzen Transaktion aufsetzen. Nichts Kompromittierendes, lediglich einen Wechsel von Meister Turanj.«
»Ohe!« rief Qais. »Und was soll meinen Freund hier daran hindern, den Wechsel einzulösen, bevor er seine Verpflichtungen erfüllt hat?«
Kastambang beschwichtigte ihn. »In Balhib haben wir den Brauch, ein solches Schriftstück in zwei Hälften zu reißen und die beiden Hälften den Vertragspartnern auszuhändigen. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass keiner von beiden seine monetäre Macht ohne die Zustimmung des anderen ausüben kann. Was unseren Fall hier betrifft, so halte ich es für das beste, wir reißen das Stück in drei Teile.«
Kastambang öffnete eine Schublade, nahm einen Stoß Formulare heraus und begann eines davon auszufüllen. »Lasst den Namen des Zahlungsempfängers offen, ja?« schlug Fallon vor. »Ich werde ihn später einsetzen.«
»Warum?« fragte der Bankier. »Das ist nicht ungefährlich, denn dann könnte ja jeder hergelaufene Spitzbube das Geld abheben.«
»Nun, ich könnte vielleicht den Wunsch haben, einen anderen Namen zu benutzen – und wenn es in drei Teile zerrissen ist, besteht ohnehin keine Gefahr des Missbrauchs. Übrigens, Ihr habt doch ein Konto bei Ta´lun und Fosq in Majbur, nicht wahr?«
»Gewiss, Meister Antane, das haben wir.«
»Dann setzt bitte einen Vermerk hinzu, dass ich Geld sowohl dort als auch hier abheben kann.«
»Warum, Meister Antane, warum?«
»Es könnte sein, dass ich nach Erledigung dieses Auftrags eine kleine Reise unternehme. Und da möchte ich das viele Gold nicht mit mir herumschleppen.«
»Ja, ja, Leute, die mit Meister Turanj zu tun haben, lernen häufig die nützliche Einrichtung des Reisens zu schätzen.« Kastambang setzte einen entsprechenden Vermerk auf die Vorderseite des Dokuments. Nachdem Qais es unterschrieben hatte, faltete Kastambang es zweimal und zerriss es behutsam in drei gleichgroße Teile. Je einen davon händigte er seinen beiden Besuchern aus, den dritten legte er in die Schublade und verschloss sie.
Fallon fragte: »Falls es zu einem Streit kommen sollte, stellt Ihr Euch als Schlichter zur Verfügung, Meister Kastambang?«
»Wenn Meister Turanj damit einverstanden ist«, sagte der Bankier. Qais machte eine zustimmende Geste.
»Nun«, sagte Kastambang, »dann schlage ich vor, wir treffen uns zur Vollziehung
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