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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Zeugenbank stehen und sagte zu Fallon: »Meister Antane, ich bitte zutiefst um Entschuldigung für meine ungezogenen Worte von gestern Abend. Als ich wieder zur Besinnung kam, fiel mir ein, dass Ihr es wart, der mit seiner Pike das Schwert des verfluchten Krishnanischen Scientisten abblockte, als er sich just anschickte, mich mit demselben zu durchbohren. Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir mein armseliges Leben gerettet habt.«
    Fallon machte eine wegwerfende Geste. »Schon gut, alter Junge; ich habe bloß meine Pflicht getan.«
    Girej räusperte sich verlegen. »Um meine Unhöflichkeit wiedergutzumachen – erlaubt Ihr mir vielleicht, Euch als kleine Geste meiner Dankbarkeit zu einem Becher Kvad einzuladen?«
    »Das dürft Ihr sogar ohne Dankbarkeit. Wenn Ihr einen Moment warten wollt, bis der nächste Fall abgeschlossen ist …«
    Der Yeshtit war einverstanden, und Fallon wurde in den Zeugenstand gerufen, um gegen den Räuber auszusagen. (Der, den er mit seiner Pike aufgespießt hatte, war zu schwer verletzt, um vor Gericht erscheinen zu können, und der andere Komplize, der abgehauen war, befand sich noch immer auf freiem Fuß.) Der Delinquent, ein gewisser Shave, wurde sofort verhört und verurteilt, da er auf frischer Tat ertappt worden war.
    Der Richter machte kurzen Prozess: »Führt ihn ab, foltert ihn so lange, bis er den Namen des dritten Komplizen preisgibt, und schlagt ihm dann den Kopf ab. Der nächste Fall.«
    Fallon schlenderte Arm in Arm mit Girej, dem Yeshtiten, um die nächste Kneipe anzusteuern. Er sagte niemals nein, wenn sich solche Kontakte anboten, schließlich wusste man nie, ob der Kerl sich nicht als eine Goldgrube an nützlichen Informationen entpuppte. Sie gingen in eine Kneipe, und der Yeshtit orderte zwei Krüge Kvad. Schon nach dem ersten Schluck griff Girej wortreich seine Dankbarkeitshymnen wieder auf. »Ihr habt, Meister Antane«, legte er stürmisch los, »nicht nur einen Bürger unserer schönen, wenngleich windigen Stadt vor einem zu frühen und unverdienten Ende bewahrt – Ihr habt auch einem Kameraden das Leben gerettet!«
    »Wie? Seid Ihr etwa auch in der Stadtwache?«
    »Jawohl, Herr, und sogar wie Ihr in der Juru-Kompanie.«
    Fallon musterte den Mann scharf. »Merkwürdig. Ich kann mich nicht entsinnen, Euch je bei einer der Übungen oder Zusammenkünfte gesehen zu haben, und ich vergesse selten ein Gesicht.« Letzteres war in der Tat keine Prahlerei. Fallon verfügte über ein phänomenales Gedächtnis, was Namen und Gesichter anbetraf, und er kannte mehr Krishnaner in Zanid als die meisten gebürtigen Zaniduma.
    »Ich habe seit einiger Zeit einen Sonderauftrag, Herr.«
    »Und? Was ist das für ein Auftrag?«
    Der Yeshtit setzte eine listige Miene auf. »Oh, das darf ich Euch nicht sagen. Ich habe absolutes Stillschweigen gelobt. Bitte habt Verständnis dafür. Ich kann Euch nur soviel verraten: Ich bewache eine Tür.«
    »Eine Tür?« echote Fallon. »Wirt! Noch einmal dasselbe bitte!«
    »Ja, eine Tür. Aber Ihr werdet nie erfahren, wo sie ist und wo sie hinführt.«
    »Interessant. Aber seht einmal: Wenn diese Tür wirklich so ungeheuer wichtig ist, warum lässt die Regierung sie dann von einem von uns bewachen? Verzeiht – nicht dass ich Euch kränken will, ich gehöre ja schließlich selbst zu dem Verein. Man sollte doch annehmen, dass sie für so eine wichtige Aufgabe eher auf einen von Kirs Leibgarde zurückgreift.«
    »Das hat sie auch«, sagte Girej mit einem selbstzufriedenen Lächeln. »Aber dann kamen zu Beginn des Jahres die Schreckensnachrichten bezüglich eines möglichen Angriffs durch diesen barbarischen Ghuurs von Qaath, und alle Berufssoldaten wurden auf Kriegsstand gesetzt. Kirs Garde wurde um mehr als die Hälfte verringert. Die Überschüssigen wurden teilweise an die Grenzen verlegt, teilweise zur Ausbildung neu ausgehobener Truppen eingesetzt. Daher hat Minister Chabarian verlässliche Mitglieder der Stadtwache ausgesucht – alle mit meiner religiösen Überzeugung –, die an die Stelle der Soldaten traten.«
    »Was hat denn Eure religiöse Überzeugung damit zu tun?«
    »Na, weil nur ein Yeshtit … aber halt, ich habe schon zu viel verraten. Trinkt noch einen Schluck, mein terranischer Freund, und steckt Eure lange Nase nicht in Dinge, die Euch nichts angehen.«
    Das war alles, was Fallon aus Girej herauskriegen konnte, obwohl der Bursche ihn beim Abschied umarmte und ihm schwor, er wolle ihm zu Diensten sein, wann immer er seiner Hilfe

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