Der Turm von Zanid
er auf Balhibou, dann verfiel er wieder in Englisch. »Wir kleiden sie gerade für eine Fete ein, zu der wir morgen Abend geladen sind. Die ganze Schickeria von Zanid wird da sein.«
»Ah, Sie verbinden Gäschäft mit Vergnigen. Gehert das auch zum Projäkt?«
»Ja, Kastambang gibt eine Party. Er hat mir Informationen zugesagt.«
»Ach? Sehr selten. Ich habe auch eine Einladung zu dieser Party erhalten. Dann wir werden uns dort ja sähen. Mister Fallon, äh, wo ist dieses effentliche Bad, von dem ich habe gehert? Es soll doch heite stattfinden, nicht wahr?«
»Sie möchten sich wohl mal ein bisschen die wunderlichen Sitten der Eingeborenen ansehen, was? Bleiben Sie bei uns. Sobald wir hier fertig sind, wollen wir auch zu einem hin. Wir können Sie ja mitnehmen.«
Der zukünftige Feudalherr war mit seinem Einkauf fertig, und Ve’qir kam händereibend auf Fallon zu. Fallon verlangte das Beste an Abendgarderobe, und gleich darauf drehte Gazi langsam ihre Pirouetten vor dem Spiegel, während Ve’qir ihr ein Kleid nach dem anderen anprobierte. Fallon entschied sich schließlich für einen flitterbesetzten Rock aus hauchdünnem Stoff, der so teuer war, dass sogar Gazi sich zu mildem Protest genötigt sah.
»Ach, komm!« sagte Fallon. »Schließlich sind wir nur einmal in den mittleren Jahren.«
Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, nahm den Rock aber an. Alsdann probierte der Couturier ihr einen mit Halbedelsteinen besetzten Ulemda aus goldener Spitze an – eine Art Geschirr oder Büstenhalter, wie er von den Damen der balhibischen Oberschicht zu festlichen Anlässen getragen wurde. Ein raffiniertes Kleidungsstück, das schmückte, ohne etwas zu verbergen.
Schließlich stand Gazi vor dem Spiegel und drehte sich hingerissen in alle Richtungen. »Dafür«, sagte sie zu Fallon, »würde ich dir vieles verzeihen. Doch da du schon einmal so reich bist, warum kaufst du nicht auch etwas für dich? Es würde mir großes Vergnügen machen, dir etwas auszusuchen.«
»Ach, ich brauche nichts Neues. Außerdem wird es langsam spät …«
»Doch, du brauchst was, mein Lieber. Dein alter Regenmantel ist selbst für den abgerissensten Bettler zu schäbig, so voll mit Flicken, wie er ist.«
»Nun gut, wie du meinst.« Wenn Fallon ein bisschen Geld im Ränzel hatte, konnte er dem Drang, sich etwas zu kaufen, nie lange widerstehen. »Ve’qir, habt Ihr einen Herrenregenmantel auf Lager? Nichts Ausgefallenes – bloß gute mittlere Qualität.«
Zufällig hatte Ve’qir.
»Sehr schön«, sagte Fallon, als er den Mantel anprobiert hatte. »Jetzt rechnet alles zusammen, und vergesst mir meinen Rabatt nicht.«
Fallon ließ sich die Sachen einpacken, zahlte, winkte einen Khizun heran und fuhr mit Gazi und Fredro in den Juru zurück. Unterwegs meinte Gazi: »Diese ungewohnte Freigebigkeit ist wirklich sehr nett von dir, Liebster. Doch verrat mir, wieso du bei Ve’qir einen so großen Preisnachlass bekommst. Gerade der ist doch bekannt dafür, dass er aus denen, die sich, geblendet vom Glanz seines Rufs, in seine Höhle wagen, den letzten Arzu herausquetscht.«
Fallon lächelte. »Nun, das ist so«, erklärte er, wobei er den Satz auf Englisch wiederholte. »Ve’qir, der Exclusivausstatter, hatte einmal einen Feind, einen gewissen Hulil, der Chillans Vorgänger als Zandis führende öffentliche Bedrohung war. Dieser Hulil nun erpresste Ve’qir. Doch da lehnt sich dieser Depp eines schönen Tages zu weit aus dem Fenster, fällt runter, und bricht sich auf dem Pflaster den Hals. Nun, und Ve’qir beharrt darauf, dass ich dabei irgendwie meine Hände im Spiel hatte, obwohl ich den Detektiven des Präfekts nachweisen konnte, dass ich zu dem Zeitpunkt eine Unterredung mit Percy Mjipa hatte und also den Deppen unmöglich aus dem Fenster gestoßen haben konnte.«
Als sie den Safq passierten, verrenkte Fredro sich den Hals, um ihn anzustarren und fing in seiner Naivität von ihrem ›Projäkt‹ an zu quatschen. Ein heftiger Tritt von Fallon gegen sein Schienbein ließ ihn verstummen. Zum Glück kannte Gazi bloß ein halbes Dutzend englischer Wörter, und das waren allesamt anstößige.
»Wohin fahren wir?« fragte Fredro.
»Zu mir nach Hause. Wir müssen unsere Pakete reinbringen und unsere Sufkira anziehen.«
»Bitte, kennen wir nicht anhalten und Safq angucken?«
»Nein, wir versäumen sonst unser Bad.«
Fallon sah besorgt zur Sonne hinauf und fragte sich, ob sie nicht ohnehin schon zu spät dran waren. Er hatte sich niemals
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