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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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festgeschraubt und packten gemeinsam den Pumpenschwengel. Auf ein Kommando des Kutschers begannen sie ächzend den Schwengel auf- und niederzuziehen, und gleich darauf ertönte ein Zischen, und Wasser sprühte aus den Brauseköpfen.
    Die Zaniduma johlten und kreischten, als das kalte Wasser auf ihre grünliche Haut spritzte. Sie lachten und bespritzten einander. Der Badetag war ein echter Festtag. Das Umland von Zanid war die baumlose Prärie des westlichen Zentral-Balhib, und nur wenige hundert Hoda entfernt dehnten sich die riesigen Trockensteppen von Jo’ol und Qaath. Das Wasser für die Stadt musste mühselig aus tiefen Brunnen oder dem schlammigen Rinnsal des seichten Eshqa-Flusses gepumpt werden. Zwar existierte eine Wasserleitung vom Eshqa zur Stadt, die von einem shaihangetriebenen Pumpensystem gespeist wurde, doch reichte dies lediglich zur Versorgung des Königpalastes, des Terraner-Hotels und einiger herrschaftlicher Villen im Gabanj.
    Fallon und Gazi hatten sich ausreichend gesäubert und zwängten sich durch die Menge zurück zu der Stelle, wo sie Fredro zurückgelassen hatten. Plötzlich blieb Fallon wie erstarrt stehen. Fredro stand am Rand des Platzes, die zwei Sufkira über die Schulter gehängt, und richtete seine Kamera zu einem Schnappschuss auf die Menge.
    »O je!« stieß Fallon hervor. »Der verdammte Trottel weiß nichts vom Seelen-Bruch-Glauben!«
    Hastig schob er sich in die Richtung des Archäologen weiter, Gazi hinter sich herzerrend. Nach ein paar Metern zerrte sie gegen und rief: »He, Antane! Schau doch mal! Wer ist denn der?«
    Eine Stimme scholl über den Platz. Als Fallon sich umdrehte, sah er über die Köpfe der Menge hinweg auf der Mauer um den Sockel des Grabmals von König Balade einen Terraner mit schwarzem Anzug ‚und weißem Turban stehen, der lauthals auf die Badenden einwetterte:
    »… denn der einzige Gott hasst alle Formen der Unzucht.
    Hütet euch, ihr sündigen Balhibuma! Wenn ihr nicht ablasst von eurem frevelhaften Treiben, lässt Er euch in die Hände der Qaathianer und der Gozashtanduma fallen! Schmutzig zu sein, ist tausendmal besser als schamlose Entblößung …«
    Es war niemand anders als Welcome Wagner, der amerikanische ökumenische Monotheist. Fallon sah, dass die Köpfe der Krishnaner sich einer nach dem anderen nach der Quelle dieses stentorhaften Donnerwetters umwandten.
    »… denn in der Schrift steht geschrieben, dass keiner seine Scham vor den Augen eines anderen enthüllen darf. Und weiter steht geschrieben …«
    »Will denn heute jeder einen Tumult anzetteln?« seufzte Fallon. Er wandte sich wieder zu Fredro um. Dieser nahm gerade mit seiner Kamera die Rücken der Menge ins Visier. Fallon lief so schnell wie möglich auf ihn zu und brüllte ihm schon von weitem entgegen: »Stecken Sie das verdammte Ding weg, Sie Idiot!«
    »Was?« fragte Fredro verdattert. »Die Kamera weg? Warum?«
    Die Menge, die noch immer zu Wagner hinsah, begann zu murren. Wagner zeterte gerade mit seiner knarzenden Predigerstimme:
    »Noch sollt ihr das Fleisch jener Wesen verzehren, die ihr Safqa nennt, denn es steht geschrieben, dass der Einzige Gott es als Sünde verurteilt, jene terranischen Kreaturen zu verzehren, die da heißen Schnecken, Muscheln oder Austern. Dasselbe gilt auch für andere Schalentiere …«
    Fallon sagte zu Fredro: »Die Balhibuma glauben, dass man ihnen ein Stück von ihrer Seele raubt, wenn man sie fotografiert.«
    »Aber das värstehe ich nicht. Beim Fest ich habe auch fotografiert, und niemand hat gänommen Anstoß.«
    Ein paar aus der Menge machten jetzt Zwischenrufe: »Wir essen, was uns gefällt!« – »Geh doch zurück auf deinen Planeten, wo du hingehörst!«
    Fallon begann langsam die Geduld zu verlieren. »Da hatten sie auch ihre Kleider an! Das Tabu gilt nur, wenn sie nackt sind!«
    Die Menge war jetzt lauter geworden, worauf Welcome Wagner mit nur noch wütenderem Keifen reagierte. Der Kutscher des Wasserwagens und sein Gehilfe hörten mit Pumpen auf, jetzt ebenfalls von dem sich anbahnenden Tumult in Bann geschlagen. Als der Wasserstrahl aus den Duschen verebbte, wandten sich die ab, die um den Wagen herumgestanden hatten, und begannen sich über den Platz zu der immer dichter werdenden Menge um das Grabmal zu drängen.
    »Nur noch ein einziges Bild, bitte!« bettelte Fredro.
    Fallon langte ungeduldig nach der Kamera. Doch statt sie loszulassen, umklammerte Fredro sie nur noch fester und brüllte wütend: »Psiakrew! Was soll das,

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