Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Die Geräusche waren hier viel lauter. Gleich darauf tauchte vor ihnen die Treppe auf. Sie nahm nur die Hälfte der Breite des Ganges ein. Priester liefen hinauf und hinunter.
    Fallon erklomm zielstrebig die Stufen zum nächsten Stockwerk. Es erwies sich als die Etage, auf der die Hierarchen ihre Wohn- und Schlaf quartiere hatten. Fallon und Fredro sahen sich dort rasch ein wenig um. In einem Freizeitraum erkannte Fallon den Hohepriester, der seinen prunkvollen Ornat gegen eine schlichte schwarze Robe vertauscht hatte und es sich in einem Sessel mit einer dicken Zigarre und der Lektüre der Sportseite der Rashm bequem gemacht hatte. Auf diesem Stockwerk schienen die mysteriösen Geräusche wieder schwächer.
    Die beiden gingen wieder zurück zur Treppe und stiegen in den Gang hinunter. Unterhalb der nach oben führenden Treppe befand sich der Eingang zu einer anderen, die hinunterführte. Zumindest folgerte Fallon das, denn der Eingang war durch eine massive Eisentür versperrt. Vor dieser Eisentür stand ein Krishnaner in der Uniform der Bürgerwehr von Zanid, eine Hellebarde in der Hand.
    Und Anthony Fallon erkannte Girej, den Yeshtiten, den er zwei Nächte zuvor bei der Rauferei festgenommen hatte.

 
15
     
    D rei Sekunden lang starrte Fallon den bewaffneten Krishnaner an. Dann riet ihm sein Spielerinstinkt, der ihm in seinem Leben schon so viele bemerkenswerte Erfolge, aber auch vernichtende Misserfolge eingebracht hatte, ganz einfach, so als wäre es das Normalste auf der Welt, auf den Wachtposten zuzugehen und zu sagen: »Hallo, Girej!«
    »Seid gegrüßt, verehrter Herr«, erwiderte der so Überrumpelte mit einem unsicheren Unterton in der Stimme.
    Fallon hob den Kopf, so dass unter der Kapuze sein Gesicht sichtbar wurde. »Ich bin gekommen, Euch an die Einlösung Eures Versprechens zu erinnern.«
    Girej starrte Fallon ins Gesicht und rieb sich das Kinn. »Ich … ich kenne Euch Herr. Euer Gesicht habe ich schon einmal gesehen. Ich könnte bei der Männlichkeit des Yesht schwören, dass ich schon mit Euch zu tun hatte, aber …«
    »Erinnert Ihr Euch noch an den Erdenmenschen, der Euch jüngst davor bewahrte, von dem Krishnanischen Scientisten aufgespießt zu werden?«
    »Oh! Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr in Wirklichkeit gar kein …«
    »Ganz recht. Aber Ihr werdet uns doch nicht verraten, oder?«
    Der Posten schaute ihn bestürzt an. »Aber wie … was … das ist ein Sakrileg, meine Herren! Es würde bedeuten, dass ich …«
    »Ach, kommt, nun habt Euch nicht so! Ihr würdet doch sicher diesen aufgeblasenen Hierarchen auch mal gern einen kleinen Streich spielen, oder?«
    »Einen Streich spielen? Hier, im Heiligen Tempel?«
    »Na klar. Ich habe mit jemandem um tausend Karda gewettet, dass es mir gelingt, mit heiler Haut in die Krypta des Safq hinein- und wieder herauszukommen. Natürlich werde ich eine Bestätigung brauchen, dass ich es auch wirklich geschafft habe. Ich biete Euch ein Zehntel der Summe als Belohnung, wenn Ihr mir die kleine Gefälligkeit erweist zu bezeugen, dass Ihr mich hier gesehen habt.«
    »Aber …«
    »Aber was? Ich verlange ja nicht, dass Ihr eine Gottlosigkeit begeht. Ich biete Euch nicht einmal ein Bestechungsgeld an. Lediglich eine ehrliche Entlohnung dafür, dass Ihr die Wahrheit sagt, wenn Ihr gefragt werdet. Was ist denn so schlimm daran?«
    »Nun, gute Herren …«, setzte Girej an.
    »Und – einmal ehrlich – habt Ihr noch nie den Wunsch verspürt, diesen eingebildeten, aufgeblasenen Hierarchen mal eins auszuwischen? Auch wenn Yesht ein großer Gott ist, so sind doch die, die ihm dienen, auch nur gewöhnliche Sterbliche wie wir alle, oder nicht?«
    »Da habt Ihr gewiss recht, Herr …«
    »Und habt Ihr mir nicht Hilfe zugesichert, wann immer ich ihrer bedürfte?«
    So ging das eine ganze Weile hin und her. Doch es gab nur wenige, gleich ob Terraner oder Krishnaner, die Fallons Drängen lange widerstehen konnten, wenn er erst seinen geballten Charme einsetzte.
    Als er die Belohnung schließlich auf ein Viertel seines Wettgewinns erhöht hatte, gab der völlig schwindlig geredete Girej nach und sagte: »Das Ende der vierzehnten Stunde naht, meine Herren. Seht zu, dass ihr vor dem Ende der fünfzehnten wieder zurück seid› denn dann endet meine Wache. Wenn ihr es nicht rechtzeitig schafft, müsst ihr bis morgen um die Mittagsstunde warten, wenn ich wiederkomme.«
    »Ihr steht zehn Stunden lang Wache?« fragte Fallon und zog mitfühlend eine Braue hoch. Da die Krishnaner

Weitere Kostenlose Bücher