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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ich wandle in diesem kleinen Königreich des Safq-Kellers ohne Hinderung. Doch nur die leiseste Bewegung, die nach Flucht aussieht, bedeutet eine Pike in meinen Bauch oder einen Pfeil in den Rücken.«
    »Gefällt Euch dieser Zustand.«
    »Das ist eine relative Sache, Herr. Zu behaupten, mir gefiele diese düstere Krypta ebenso wie der üppige Hof von Hershid, hieße die Wahrheit verfälschen. Zu sagen, dass ich es ebenso schlimm fände, wie als wenn man mich häutete und briete wie jene armen Teufel, die die Yeshtiten bei ihren Hauptgottesdiensten als Opfertiere verwenden, entspräche gleichfalls nicht der reinen Wahrheit. Sie ist relativ, wie Ihr seht. Wie ich schon immer behauptet habe, sind solche Begriffe wie ›wie‹ bedeutungslos, so man sie in einem absoluten Sinne verwendet. Man muss wissen, was einem lieber ist als …«
    »Bitte!« Fallon, der seine Krishnaner kannte, hob die Hand. »Ich kann mich also darauf verlassen, dass Ihr mich nicht verratet?«
    »Dann ist es also doch eine Posse oder ein Mummenschanz, wie ich vermutete! Doch habt keine Angst. Eure Unternehmungen bedeuten einem wie mir nichts, der versucht, die Welt mit der heiter-gelassenen Distanz des Philosophen zu sehen. Wiewohl solche Fallen wie die, in der ich mich gegenwärtig befinde, ein solch ehrenwertes Unterfangen bisweilen schwierig gestalten. Böte sich mir die Chance, den wahnsinnigen Kir in einen stinkenden Pfuhl zu werfen, ich glaube, der sehr irdische Groll in mir würde über die erhabensten philosophischen Erwägungen obsiegen …«
    »Ja, ja. Aber wie und warum hat man Euch eigentlich gefangen genommen?«
    »Zunächst, lieber Freund, sagt mir, was Ihr in diesem finstren Loche treibt. Ihr seid doch gewiss nicht aus purer Neugier hier, oder?«
    »Ich bin hinter bestimmten Informationen her. Deshalb …« Ohne sich über den Grund auszulassen, warum er diese Informationen haben wollte, berichtete Fallon kurz über die Art und Weise, wie er in die Krypta eingedrungen war.
    »Bei Myande dem Schrecklichen! Fortan werde ich all die wilden Geschichten, die man sich von der Verrücktheit der Terraner erzählt, vorbehaltlos glauben! Ihr hattet vielleicht eine Chance von eins zu hundert, so weit zu kommen, ohne ergriffen zu werden.«
    »Da’vi hat mir diesmal zur Seite gestanden«, sagte Fallon.
    »Ob sie Euch auch auf Eurem Rückweg so treu zur Seite stehen wird, ist eine andere Sache, auf deren Ausgang ich höchst gespannt bin. Ich möchte nicht gern Euren zitternden Leib ausgestreckt auf dem grausigen Altar des Yesht liegen sehen.«
    »Warum wird beim Yesht-Kult eigentlich Anbetung mit Folter verbunden? Aus reinem Vergnügen?«
    »Nicht ganz. Diese Praxis wurzelt in dem einstmals in diesem Lande herrschenden uralten Aberglauben, man könne den Himmel – nach den Prinzipien der sympathetischen Magie – dadurch zum Weinen, mithin zum Benetzen des Ackerbodens bringen, indem man in gewissen Abständen Opfer töte, und zwar auf eine solche Weise, dass selbige dabei im Übermaße Tränen vergießen. Und mit der Zeit wurde dieser Brauch mit der Anbetung des Erdgottes Yesht verknüpft. Die Wahrheit jedoch ist, dass in der Tat viele Leute gern zusehen, wenn anderen Leid zugefügt wird – eine Eigenschaft, in der wir Krishnaner uns, wenn ich die irdische Geschichte richtig gelesen habe, nicht sehr von euch unterscheiden. Wollt Ihr einen Becher Wein?«
    »Ja, aber nur einen – führt mich nicht mit einem zweiten in Versuchung. Falls ich gezwungen bin, mir den Rückweg freizukämpfen, brauche ich alle meine fünf Sinne. Doch nun erzählt Eure Geschichte.«
    Sainian nahm einen tiefen Atemzug und betrachtete die Glut seiner Zigarre. »In Hershid erreichte mich die Kunde, dass der Dour von Balhib die führenden Philosophen der Welt gegen fürstliches Salär an seinem Hofe versammle, um mit vereinten Kräften die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln. Da ich – wie alle Männer von hohem Intellekt – in weltlichen Dingen etwas töricht bin, gab ich meine Professur am Kaiserlichen Lyzeum auf, reiste nach Zanid und trat in die Dienste des Dour.
    Nun, so verrückt Kir auch sein mag, hatte er doch eine schlaue Idee – wenn ihm nicht doch Chabarian, sein gerissener Schwiegersohn, diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Ich selbst neige zu der Chabarian-Hypothese, denn letzterer hat einmal Eure Erde besucht und daselbst alle möglichen exotischen Ideen aufgeschnappt. Diese spezielle, eingangs von mir angesprochene Idee nun war, solche gutgläubigen

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