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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Leider war sein Vorgesetzter im Geheimdienst, Dil Carras, nicht so leicht zu überzeugen. Er wollte unbedingt geklärt haben, was für eine Ladung die großen Lufttransporter in regelmäßigen Abständen und im Schutz der Nacht auf dem Dachlandeplatz des Gebäudes löschten.
    Imref arbeitete sich weiter zur Liss-mal vor und ging schließlich an dem mit Vorhängen abgedunkelten ›Palast‹ der Mistress Sin vorbei. Eines der Fenster stand offen, und der Wind wehte die Vorhänge zur Seite. Imref hielt für einen Augenblick an und sah hinein. Einige der einheimischen Mädchen, die in Mistress Sins Sex-Palast arbeiteten, flachsten mit einer außergewöhnlich attraktiven, grünhäutigen Frau – die legendäre Eigentümerin des Bordells. Er hatte es nicht vermocht, ihre wirkliche Identität herauszufinden, obwohl er den Identifile, das Zentralregister der Saturn-Schale, genauestens hatte überprüfen lassen. Allerdings stimmte ihn diese Tatsache nicht über die Maßen mißtrauisch, denn der Identifile der Schale umfaßte nahezu 50 Trilliarden Namen. Die Zahl war derart gewaltig, daß man bei zehn Namen pro Sekunde etwa 500 Milliarden Jahrhunderte gebraucht hätte, um die Datei durchzugehen.
    Die lachende grüne Frau sah, daß die Vorhänge im Wind flatterten, und ging hinüber, um das Fenster zu schließen. Sie bemerkte Imref auf dem Gehweg und warf ihm eine Handvoll Münzen zu, die er dankbar einsteckte. Die Gabe war eine hübsche Summe, verblaßte aber neben seinem Gehalt als Top-Agent. Immerhin gab ihm der Vorfall die Chance, dieses grünhäutige Rätsel aus nächster Nähe zu studieren. Es war eine unerwartet berauschende und köstliche Erfahrung. Mistress Sin liebte es offensichtlich zu kokettieren, aber trotz ihres Charmes entging ihm nicht die wache und berechnende Intelligenz, die in ihren Augen funkelte. Er nahm sich vor, sie niemals zu unterschätzen.
    Imref Varter schlenderte weiter zur Front von Cherrys Unglaublichem Holo-Theater. Die animierten, dreidimensionalen Filme, die in den Schaufenstern liefen und angeblich von den inneren Schalen Solanas stammten, verwirrten ihn. Die Macht und Kunstfertigkeit dieser Bilder war überwältigend, und Imref fiel es schwer, eine solche Genialität mit dem schrumpeligen kleinen Mann in weißer Toga und Sandalen zu verbinden, der gerade eines der Schaufenster neu dekorierte. Er wußte, daß er Cherry, den Eigentümer des Theaters, vor sich hatte, und Imref hätte ihn als Narren abgetan, wenn er nicht der Produzent einer in Form und Inhalt unerhört fortgeschrittenen Holo-Show gewesen wäre. Auch hier hatte er einen Menschen vor sich, vor dem man sich besser in acht nahm.
    Imrefs legte seinen dritten Halt vor der Tür mit dem Schild MAQ ANCOR. EINGETRAGENER MÖRDER. ein.
    Es war nicht abzustreiten, daß Ancor ein eingetragener Mörder war, aber es war dem Geheimdienst bisher nicht gelungen, die Gilde ausfindig zu machen, bei der er registriert war. Imref täuschte einen Hustenanfall vor und lehnte sich gegen die Wand, um die Tür zu untersuchen. Sie war wie üblich abgeschlossen, und der unscheinbare Klebestreifen, den er vor einigen Tagen angebracht hatte, zeigte, daß sie in der Zwischenzeit nicht geöffnet worden war. Er hatte Ancor erst zweimal zu Gesicht bekommen, war aber nachhaltig beeindruckt: Der Mann sah wie ein Löwe aus und bewegte sich auch mit der Eleganz einer Raubkatze. Es hatte sich herausgestellt, daß man ihn nicht unbemerkt beschatten konnte. Stets hielt er seine Finger nur wenige Zentimeter von den Holstern an seiner Hüfte entfernt. Maq Ancor war zweifellos das gefährlichste Mitglied des geheimnisvollen Trios.
    Imref setzte seinen Weg auf dem belebten Gehsteig der Liss-mal fort und kehrte über einige Nebenstraßen in die Nachbarschaft des Nexonplatzes zurück. Hier, zwischen den Laderampen zweier großer Geschäfte, gab es eine Visifonzelle. Er betrat sie und sagte eine Nummer. Als die Anzeige ihm mitteilte, daß die Verbindung zustande gekommen war, tastete er nach dem versteckten Knopf, der seinen Anruf zerhacken würde. Eine Abhörung durch Unbefugte war damit ausgeschlossen. Der Bildschirm blieb dunkel.
    »Dil?«
    »Selbiger, Imref. Was gibt’s Neues?«
    »Nichts. Seit der Landung des Lufttransporters vor drei Tagen ist nichts mehr passiert.«
    »Wir sind dem Transporter nachgegangen. Aber der Container war unter Zollverschluß und ist über Dutzende von Transportunternehmen gelaufen. Jedesmal wurden dabei die Lieferpapiere ausgetauscht. Es war

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