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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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fahrenden Taxis und warf sich mit einem von Dils Koffern auf den Rücksitz. Dil zögerte, übergab schließlich den letzten noch verbliebenen Koffer an den Fahrer und beobachte genau, wie er im Kofferraum des Fahrzeugs verstaut wurden. Dann sank er mit jämmerlichem Gesichtsausdruck neben Varter auf den Rücksitz.
    »Was für eine Wahnsinnsstadt!« sagte er.
    Varter antwortete nicht. Er war mit zwei Dingen gleichzeitig beschäftigt: Er achtete darauf, daß der Fahrer keinen Zentimeter von der vereinbarten Route abwich und daß sich während der häufigen Stops in Staus und an Kreuzungen niemand am Kofferraum zu schaffen machte. Erst als sie in die relative Sicherheit des drittklassigen Hotels gelangten, das er für sie reserviert hatte, ließ er sich zu verbalen Äußerungen herab. Und die bestanden aus einem Schwall von Flüchen, als sich herausstellte, daß sich die Instrumente und Dokumente in den Koffern während ihrer Fahrt auf geheimnisvolle Weise in Backsteine verwandelt hatten.
    »Von allen blinden, von allen guten Geistern verlassenen Idioten auf dieser Schale, Dil«, sagte er schließlich, »mußt du der größte sein. Wenn man in Zapoketa unterwegs ist, muß man sich unter allen Umständen an einige Regeln halten. Bewahre dein ganzes Geld immer in einem abgeschlossenen Geldgürtel unter deiner Kleidung auf, führe nur ein Gepäckstück mit und laß es niemals los, ganz egal wie unbequem das für dich ist oder was dir die Leute erzählen. Und nimm dich ganz besonders vor netten alten Damen in acht, die im Gedränge in Ohnmacht fallen, oder vor hübschen jungen Dingern, die heulen, weil ihnen jemand die Handtasche gestohlen hat. Es gibt hier eine regelrechte Schule für alte Damen mit schwachem Kreislauf und ausgeraubte Mädchen. Selbst wenn du nur anhältst und hinschaust, läufst du Gefahr, dein Gepäck und den Inhalt deiner Taschen zu verlieren.«
    Der immer noch leicht fahle Dil Carras starrte auf die Backsteine in seinen Koffern.
    »Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!« sagte er. »Was für eine Wahnsinnsstadt! Weißt du, daß die Schweine mir sogar die Krawatte abgenommen haben – während ich sie anhatte!«
    »Mmmm.« Imref schien nicht überrascht. »Manche von den Jungs sind so clever, sie könnten dir im Gehen unbemerkt die Schamhaare abrasieren.«
    »Sag jetzt nicht, daß du mich gewarnt hast!«
    »Das hieße, in den Wind zu spucken, Dil. Ich habe Nachforschungen angestellt, wie wir in das Gebäude an der Liss-mal eindringen können. Das Haus ist hermetisch versiegelt, und das Alarmsystem würde nicht einmal eine Fliege unbemerkt durchschlüpfen lassen. Ich habe einmal beobachtet, wie es bei einer Hummel losging. Und was den Typ angeht, der behauptet, ein Mörder zu sein – nun, das trifft wahrscheinlich zu. Wenn du mich fragst, hat er sogar am Hinterkopf und unter den Sohlen Augen. Nicht einmal ein Fünfer-Team reicht, um ihn zu beschatten, und wenn wir jemals unsere Lehrbücher neu schreiben, sollten wir ihn als Berater anheuern. Der Typ kennt mehr Tricks als ich, du und die übrigen Kriminellen Zapoketas zusammen.«
    »Willst du damit sagen, wir sollen das Ganze abblasen, Imref?«
    »Bestimmt nicht. Ich glaube, ich habe ihre Achillesferse gefunden. Aber wenn unser Einbruch Erfolg haben soll, dann müssen wir ihn auf ganz besondere Art und Weise durchführen. Dazu brauchen wir jemanden wie dich, der seine Beziehungen spielen läßt.«
    Dil Carras sah sich angewidert in dem heruntergekommenen Hotelzimmer um.
    »Wie soll ich das bitte von hier aus anstellen?«
    Varter zog einen kleinen, klapprigen Koffer unter dem Bett hervor, öffnete ihn und zeigte Carras das darin enthaltene leistungsstarke Funkgerät. »Damit kannst du problemlos mit dem Hauptquartier in Margram Kontakt aufnehmen, und die können dann ihre Beziehungen spielen lassen. Ich schlage dir folgendes vor…«
     
    Das Schrillen der Alarmanlage ließ Ancor auf der Stelle aus dem Bett schnellen. Der Schwall von Geräuschen, der folgte, ließ ihn allerdings nicht an die Steuerung der Alarmanlage hasten, sondern an das Fenster, von dem aus man die in Dunkelheit gehüllte Liss-mal überblicken konnte. Ein großer Schwertransporter mit einer Ladung Betonblöcke war aus Richtung des Nexonplatzes herangerast und hatte die Fassade von Mistress Sins ›Palast‹ gerammt. In der Mauer klaffte ein übermannsgroßes Loch. Der Fahrer konnte den Aufprall unmöglich überlebt haben, aber Ancor vermutete, daß das Fahrzeug automatisch gesteuert worden war

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