Der Überläufer: Tweed 3
Rupescu ist der Boss des …«
»Ist jemand im Badezimmer?« fragte Butler. »Oder geht mich das nichts an?«
»Ingrid!« rief Tweed. »Kommen Sie und sehen Sie sich unsere Verstärkung an.«
»Hab ich ein Geräusch gemacht?« fragte Ingrid Butler, als sie aus dem Badezimmer trat, dessen Tür zu drei Vierteln geschlossen gewesen war.
»Sie waren leiser als ein Mäuschen«, beruhigte Butler sie, als sie ihn fragend anssah. »Ich hab da so meine Ahnungen in diesen Dingen. Willkommen auf dem Schlachtfeld. Das hier ist Pete Nield, unser Wunderknabe«, fügte er ironisch hinzu. »Und ich bin Harry Butler.«
Ingrid starrte Nield an, der starrte zurück, betrachtete sie mit Interesse. Sie hielt seinem Blick mit ausdruckslosem Gesicht stand und setzte sich aufs Bett.
»Ingrid weiß ebensoviel wie ihr – was noch nicht genug ist«, erklärte Tweed. »Sie ist Schwedin und spricht etwas Englisch.
Zudem ist sie in diesem Teil der Welt meine rechte Hand …« Er brach ab, weil das Telefon läutete.
»Hier Jan Fergusson«, flüsterte jemand in der Leitung. »Ich bin unten in der Halle. Sie haben einen Besucher, und ich glaube, er ist schon dabei, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Ich konnte vom Flughafen nicht anrufen – ich hätte ihn sonst verloren.«
»Nehmen Sie sich hier ein Zimmer«, sagte Tweed knapp. »Wir sprechen später. Ich ruf Sie an. Lassen Sie mich Ihre Zimmernummer wissen.«
Er hatte den Hörer aufgelegt, als das Telefon neuerlich läutete.
Tweed meldete sich, hörte zu, sagte »Ja« und »Nein«. Sobald das Telefongespräch beendet war, sprang er auf.
»Noch ein Stein auf dem Brett. Stilmar kommt höchstpersönlich, um mich zu sehen, Nield, Sie verschwinden von hier …« Er sprach weiter, während Nield den Raum verließ. »Harry, Sie warten an der Treppe, dann können Sie einen Blick auf ihn werfen.
Lassen Sie sich von ihm nicht sehen. Ingrid, Sie gehen und setzen sich draußen auf einen Fauteuil. Sie werden Stilmar folgen.«
Butler ging. Ingrid riß einen Schal aus ihrer Handtasche, wand ihn sich um den Kopf, um ihr schwarzes Haar zu verbergen, und folgte Butler. Tweed breitete die Karte von Skandinavien auf dem Bett aus und wartete. Eine knappe Minute später klopfte es leise an der Tür. Tweed legte den Telefonhörer auf. Fergusson hatte ihm seine Zimmernummer durchgesagt.
Selbst nach dem Direktflug von London war Stilmar eine eindrucksvolle Erscheinung, frisch wie aus dem Ei gepellt. Er hatte wieder einen dunkelblauen Anzug an, diesmal feinst gepunktet, der eindeutig aus der Savile Row stammte. Hoch überragte er Tweed, als sie einander die Hände schüttelten, und musterte ihn durch seine randlosen Brillengläser. Tweed bot ihm einen Stuhl an und setzte sich in seinen Armsessel.
Und wieder kam Stilmar sogleich zum Thema.
»Sie haben das Radio eingeschaltet, aber ist dieser Raum sauber?«
»Er wurde heute früh von einem Spezialisten unserer Botschaft geprüft.«
Stilmar schob den Bügel seiner Brille auf dem Nasenrücken höher, bevor er die nächste Frage stellte.
»Ihr Experte – tut er seine Arbeit jeden Tag um dieselbe Zeit?«
»Nein – und das ist auch alles, was ich Ihnen über die Techniken sage, die wir anwenden …«
»Man sagt, Sie wären ein schwieriger Zeitgenosse. Haben Sie Adam Procane identifiziert?«
»Nicht hundertprozentig. Noch nicht …«
»Aha!« Stilmar beugte sich vor. »Aber Sie sind sich seiner Identität ziemlich sicher.«
Das war eine Behauptung, keine Frage. Die bekannte StilmarTaktik, den Gegner in die Defensive zu drängen, ihn vom Beginn des Gesprächs an aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Ich habe vier Kandidaten für die Rolle des Verräters«, erklärte Tweed. »Drei von ihnen sind bereits in Stockholm – das bekanntlich die letzte Station vor Finnland ist. Und ist Procane einmal auf finnischem Boden, dann ist er praktisch in Rußland.«
»Hätten Sie Bedenken, die Namen dieser Kandidaten zu nennen?«
fragte Stilmar, immer noch vorgebeugt dasitzend, um jede Regung in Tweeds Gesicht sehen zu können.
»Ich habe nichts vor ihnen zu verbergen«, versicherte Tweed ihm mit ausdrucksloser Miene. »Cord Dillon, General Dexter, Ihre Frau und Sie selbst.«
»Das ist verdammt offen – wenn nicht beleidigend.«
»Warum sind Sie nach Stockholm gekommen, Stilmar?«
»Die Schweden werden langsam nervös – und wer kann es ihnen verdenken? Sowjetische Klein-U-Boote schnüffeln in ihren Hoheitsgewässern herum. Der Tropfen, der das Glas zum
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