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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wird. Und das ist merkwürdig.«
    »Was könnte der Grund sein?«
    »Wenn er Procane wäre, ist ein Streit mit Helene das letzte, was er sich leisten kann. Das könnte zu Komplikationen führen. Er ist ein starker, entschlossener Mensch, der seinem Rang entsprechend handelt. Ich fand es auch eigenartig, daß er mir gegenüber von seinem Privatleben sprach.«
    »Warum hat er das Ihrer Meinung nach getan?«
    »Um meine Mutmaßungen, warum er wirklich in Schweden ist, zum Schweigen zu bringen. Man neigt dazu, zu glauben, daß ein Mann mit häuslichen Sorgen an nichts anderes denken kann – aber was seinen Verdacht gegenüber Helene betrifft, wird er nichts unternehmen.«
    »Sie trauen wohl niemandem, oder?«
    »Nicht, insoweit es Procane betrifft. Noch etwas: Stilmar sagt, die Schweden hätten schließlich seinem Besuch zugestimmt, weil eine russische MIG in den schwedischen Luftraum eingedrungen sei.«
    »Das ergibt für mich einen Sinn.«
    »Es sei denn, die Russen provozierten absichtlich diesen Luftzwischenfall, um die Schweden zu veranlassen, näher an die Vereinigten Staaten heranzurücken – so daß Procane Grund findet, hierherzukommen.«
    »Da wird ein Spiel gespielt, glaube ich«, sagte Ingrid. »Ich habe das komische Gefühl, bei der Vorführung eines riesigen Zauberkunststückes dabei zu sein.«
    Es war nahe an Mitternacht, als Cord Dillon langsam über die Drottninggatan spazierte. Diese Fußgängerstraße führt schnurgerade vom Sergels Torg bis zur Riksbron-Brücke, die den Fluß längs des Parlaments überquert und zur Insel Gamla Stan hinüberführt.
    Einige Fußgänger waren zu dieser Stunde noch unterwegs. Zwei Dutzend Schritte hinter ihm schlenderte Poluschkin, immer wieder stehenbleibend und in ein Schaufenster blickend. Mehrere Mädchen eilten an ihm vorüber und hüteten sich, den einsamen Bummler anzusehen.
    Erst spät am Nachmittag hatte Magda Rupescu Poluschkin mitgeteilt, sie müßten weiterhin dieselben Personen unter Beobachtung halten. Sie werde Stilmars Spur folgen, während Poluschkin auf jede Bewegung Dillons zu achten hätte.
    »Also habe ich das Hauptobjekt?« hatte Poluschkin gesagt und sie dabei scharf angesehen. »Dillon spaziert mit Fahrkarten nach Helsinki in der Tasche herum …«
    »Verlier ihn also nicht aus den Augen«, hatte sie mit ihrer üblichen Verschlagenheit geantwortet.
    »Ist mir je einer durch die Lappen gegangen?«
    »Es gibt immer ein erstes Mal.«
    Poluschkin glaubte ihr keine Sekunde lang. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht verriet, war diese Füchsin zu dem Schluß gekommen, daß Stilmar Procane war. Er würde wetten, daß sie da irrte und daß er den Richtigen verfolgte.
    Nicht weit hinter ihm ging im Stottergang ein Mann mit dickem Rundgesicht. Von Zeit zu Zeit torkelte er in eine Ladenpassage und stierte in die Schaufenster, kam dann schwankend wieder zum Vorschein. Poluschkin hatte ihn bemerkt. Ein Betrunkener, der durch die Straßen streunte. Dem aufmerksamen Blick des Russen war nicht entgangen, daß aus einer der Taschen des Mondgesichts ein Flaschenhals ragte.
    Peter Persson, hinter Poluschkin hergehend, mimte weiter den Betrunkenen. Der Schwede hatte eine Alkoholfahne – was man einfach dadurch erreichte, daß man sich Whisky auf Lippen und Kinn rieb. Er hinkte in eine Schaufensterpassage und wartete nicht ganz eine Minute. Dann trat er wieder auf die Straße.
    Dillon hatte das Ende der Straße erreicht und bog nach links ein.
    Als Poluschkin die Straßenecke erreichte, war er überrascht, den Amerikaner schon hundert Meter entfernt gehen zu sehen. Er wollte seinen Schritt beschleunigen, als der Amerikaner sich umdrehte und sich hinter der hohlen Hand eine Zigarette anzündete.
    An der Ecke wartend, hörte Poluschkin das gedämpfte Rauschen von Wasser.
    Durch das Geräusch neugierig geworden – und auch um sich den Anschein eines Bummlers zu geben –, ging er schräg über die Straße und blickte über die Brustwehr hinab in den Fluß. An dieser Stelle, nahe der Brücke, brauste der mächtige Wasserstrom über ein Wehr. Dieses Wehr sollte schon bald für Poluschkin eine Rolle spielen.
    Er ging wieder auf die andere Straßenseite zurück. Dillon ging weiter am Fluß entlang. Dadurch entging Poluschkin, daß sich hinter dem Wehr eine Reihe von Bojen quer über die ganze Breite des Flusses hinzog.
    Da, wo Poluschkin stand, verbanden mehrere Brücken die Stadt mit der Insel Gamla Stan, der eigentlichen Altstadt. Poluschkin erreichte die dritte

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