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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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merken, daß man ihm folgt. Jeder Schritt, den Tweed in Helsinki tut, wird von nun an überwacht.«
    Sie verließen die Maschine über eine herangerollte Gangway, und in ungeordneter Schlange trotteten die Passagiere das kurze Stück zum Hauptgebäude. Ein Schild zeigte die Aufschrift HELSINKI – VANTAA. Die Nachtluft war kühl und belebend. Es war still ringsum, und Tweed wurde nahezu körperlich des den Flughafen eng umschließenden Waldes gewahr.
    Er nahm sich ein Taxi für die Zwanzig-Minuten-Fahrt nach Helsinki. Während das Fahrzeug auf der von Kiefernwäldchen und zutage tretendem Fels gesäumten vierbahnigen Schnellstraße dahinfuhr, dachte er an Newman. Und diese Gedanken nahmen in so in Anspruch, daß sie vor dem Hotel
Hesperia
ankamen, ohne daß er sich bewußt geworden wäre, daß sie sich in der Innenstadt befanden. Er entlohnte den Fahrer und trug sich an der Rezeption mit seinem eigenen Namen ein.
    Tweed hatte es so eingerichtet, daß jeder vom Team im
Hesperia
wohnte, sich aber getrennt von den anderen einzutragen hatte, so daß nicht offensichtlich war, daß man einander kannte. In diesem Stadium war die Konzentrierung der Kräfte unbedingt notwendig.
    Ingrid hatte in der großen Halle auf ihn gewartet und inzwischen die in einem Geschäft ausgestellten Waren betrachtet. Als er das Empfangspult verließ, ging sie zu den Aufzügen und trat hinter ihm in die Kabine, bevor sich die Türen schlossen.
    »Ich habe Zimmer 1401. Die anderen wohnen alle hier – außer Fergusson. Hier die Zimmernummern.«
    Sie gab ihm einen Zettel. Er steckte ihn in seine Brieftasche, sagte, er werde sich melden, und trat aus der Kabine. »Sagen Sie ihnen, sie sollen zu Abend essen«, bemerkte er noch. »Und Sie auch.«
    »Kann ich helfen?«
    »Ja. Später. Ich rufe Sie an. Nach dem Abendessen.«
    Kaum war er in seinem Zimmer, als er den Koffer niederstellte und Lailas Nummer wählte. Sie hob sofort ab – so rasch, daß er den Eindruck gewann, sie habe neben dem Telefon gesessen.
    »Hier Tweed. Ich bin im ›Hesperia‹.«
    »Gott sei Dank!«
    »Jetzt beruhigen Sie sich einmal. Ich habe Zimmer 1410. Können Sie jetzt herkommen?«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Beeilen Sie sich nicht zu sehr. Und bringen Sie bitte den Umschlag mit, den Newman für mich hinterlassen hat. Ich wiederhole: lassen Sie sich Zeit. Ich bin gerade beim Abendessen«, log er.
    Tweed hatte seit Mittag nichts gegessen, aber er zeigte keinerlei Ermüdung. Sein nächster Anruf galt Mauno Sarin auf dem Ratakatu. Die Dame in der Vermittlung sagte ihm, er solle eine Minute warten. Er wartete. Fünfzehn Sekunden. Er hatte auf die Uhr gesehen.
    »Es tut mir leid«, informierte ihn die Dame, »aber Mr. Sarin ist nicht im Haus. Kann ich ihm eine Nachricht übermitteln?«
    »Nein«, sagte Tweed und legte auf.
    Die Zeit war zu kurz gewesen. Er erinnerte sich gut an Ratakatu, an Maunos Gewohnheit, zu jeder Zeit zu arbeiten und häufig durch die Büroräume zu gehen, um sich über den Stand der Dinge zu informieren.
    Für den Fall, daß er unrecht hatte, versuchte er es mit Maunos Privatnummer – aus dem Gedächtnis. Tweed hatte ein phänomenales Zahlengedächtnis. Sarins Frau meldete sich. Sie war sofort sehr herzlich und freundlich. Sie mochte Tweed, und Tweed mochte sie. Sie war eine besonders heitere Person.
    »Leider ist er nicht da«, sagte sie. »Ich erwarte ihn nicht vor Ablauf mehrerer Stunden. Warum rufen Sie ihn nicht im Büro an?«
    »Danke, werde ich tun. Ich dachte, ich sollte es zuerst bei Ihnen zu Hause versuchen.«
    »Sie müssen zu uns zum Abendessen kommen, solange Sie hier sind. Ich koche ihr Lieblingsgericht. Sie werden zunehmen.«
    »Das verhüte Gott. Ich danke für die Einladung. Wenn ich Zeit finde, werden Sie mich nicht auf Distanz halten können.«
    »Verabreden Sie es mit Mauno.«
    »Mach ich. Gute Nacht.«
    Tweed dachte über die Telefonate nach. Mauno wich ihm aus.
    Warum? Der Gedanke störte ihn. Es paßte überhaupt nicht zu ihm. Er hörte leises Klopfen an der Tür. Es war Laila Sarin. Ihr Gesicht war gerötet. Sie mußte den ganzen Weg von ihrer Wohnung bis hierher im Laufschritt zurückgelegt haben. In der linken Hand hielt sie einen Briefumschlag, den sie soeben ihrer Handtasche entnommen hatte.
    Lieber Bob, in höchster Eile, um das Schiff zu erreichen – fährt um 10.30 Uhr ab. Adam Procane muß aufgehalten werden. Mein heißer Tip ist der Archipel. Fahre jetzt los. Werde den Brief auf dem Weg zum Hafen aufgeben.

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