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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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für mich, daß er denkt, es könnte seine letzte Reise sein …«
    Laila warf einen schnellen Seitenblick auf Tweed, doch seine Miene zeigte keinerlei Regung. Er hatte den Satz gesagt, als handle es sich um eine seiner persönlichen Erfahrungen, die er sich laut ins Gedächtnis zurückrief.

35
    »Helene Stilmar und Cord Dillon wohnen im ›Kalastajatorppa‹«, berichtete Butler. Er und Tweed wanderten über die verzweigten Pfade, die sich hügelauf und hügelab durch den Quellen-Park an der Spitze der Halbinsel schlängeln.
    Sie waren vor einigen Stunden mit einem Taxi hierhergefahren, nachdem Tweed die
Georg Ots
abfahren gesehen hatte. Es war der ruhigste Platz in der Innenstadt, ein Ort, wo man nicht Gefahr läuft, unerwünschte Zuhörer zu haben. Kiefern standen verstreut mitten in den Grasflächen, und immer wieder wurde der Hafen sichtbar, auf dessen im Sonnenlicht glitzerndem Wasser kleine Motorboote kreuzten.
    Tweed hatte das Sicherheitsnetz so engmaschig wie nur möglich gezogen. Mit Butler hatte er Verbindung aufgenommen, indem er Laila mit der Nachricht zu ihm ins Zimmer schickte, er möge sich mit ihm vor dem Museumsgebäude nächst dem Denkmal des Präsidenten Kekkonen treffen. Als Butler kam, hatten sie ein Taxi genommen, das sie vor dem Eingang des Quellen-Parks absetzte.
    »Ich dachte mir, sie würden dort absteigen«, erklärte Tweed.
    »Und wieso kamen Sie gerade auf dieses Hotel?«
    »Es liegt außerhalb, und es ist ruhig. Außerdem ist es das Hotel, in dem Alexis und später Newman gewohnt haben. Sie haben sich den Helikopter-Startplatz angesehen?«
    »Ja. Er ist am Ufer – die Bucht sieht dort mehr wie ein See aus, aber es ist sehr schön da.«
    »Typisch finnische Landschaft.«
    »Komisch ist«, fuhr Butler fort, »daß Helene und Dillon getrennte Zimmer haben. Das kann natürlich der Tarnung ihrer Beziehung dienen …«
    »Wenn es eine Beziehung gibt. Vielleicht benützt einer den anderen dazu, den wahren Zweck seiner Reise nach Helsinki zu verschleiern. Stand ein Hubschrauber auf dem Startplatz?«
    »Nein. Ich nehme an, er wird um diese Jahreszeit nicht oft benützt. Eine hier ansässige Firma hat im Hotel ein Büro. Sie nehmen Leute zu Kurzflügen mit. Hauptsache ist, der Platz scheint geeignet zu sein.«
    »Geeignet, Procane aus Finnland auszufliegen?«
    »Ideal, würde ich sagen«, erwiderte Butler.
    »Und Stilmar selbst? Gibt’s Neues von Fergusson? Er ist Stilmar von dem Moment an gefolgt, in dem er aus dem Flugzeug stieg.«
    »Ja. Er nahm ein Taxi geradewegs zur Amerikanischen Botschaft.
    Seither ist er dort. Nield hält Dillon und Helene im ›Kalastajatorppa‹ unter Beobachtung. Alles unter Kontrolle.«
    »Hab ich je daran gezweifelt? Hat Fergusson irgend etwas über Stilmar gesagt?«
    »Er meint, seine Erklärung, er sei hier, um sich heimlich mit den Russen zu treffen, passe ins Bild.« Butler zögerte, bevor er weiterredete. »Ich hab das Gefühl, Sie warten jetzt darauf, daß etwas Besonderes passiert.«
    »Stimmt genau.«
    In seinem Büro in der Pikk-Straße saß Oberst Karlow allein am Schreibtisch. Sein mageres Gesicht verriet die Konzentration, mit der er damit beschäftigt war, ein Blatt seines großen Schreibblocks mit Zahlenreihen zu bedecken.
    Er arbeitete an einer Reihe mathematischer Formeln und Gleichungen, und das Blatt war voll von in seiner zierlichen Handschrift hingesetzten Ziffern. In seine Tätigkeit vertieft, merkte er nicht einmal, daß General Lysenko eintrat, leise die Tür schloß und ihm zusah. Schließlich schrieb Karlow eine abschließende Gleichung nieder und warf die Feder auf den Tisch.
    »Das ist es«, sagte er laut.
    »Was ist es?« fragte Lysenko und schaute ihm über die Schulter.
    »Ich arbeite noch immer daran, wenn ich auch nicht mehr in Moskau bin …«
    »Sie arbeiten woran?«
    »Ach, Sie würden nichts davon verstehen. Das hier ist meine neueste Theorie, wie man dem sogenannten Star-Wars-Programm der Amerikaner begegnen kann. Dem SDI, sprich Strategie Defence Initiative. Nur die Analytiker in Moskau würden es verstehen.«
    »Kann ich das Blatt haben?«
    »Ich wollte es zerreißen.«
    Lysenko streckte die Hand aus. Karlow riß das Blatt vom Block und gab es ihm. Lysenko faltete es sorgfältig zusammen und steckte es in seine gelbbraune Brieftasche aus Kalbsleder.
    »Die neueste Lage?« fragte er.
    »Alles geschieht zur gleichen Zeit. Zu vieles auf einmal und zu rasch. Das ist bei solchen Operationen immer so. Newman und Mauno Sarin

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