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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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erst schaute er seinen Bruder an.
    »Wir fahren sofort«, verkündete er.
    »Welches Ziel?«
    »Ist das Schlauchboot in Ordnung?«
    »Ich hab es erst heute nachmittag überprüft«, antwortete sein Bruder. »Ist in bestem Zustand. Unser Ziel?«
    »Zuerst Turku …«
    »Und danach?«
    »Die Insel Ornö im Schwedischen Archipel.«

40
    Das Hotel
Olympia
trägt nicht gerade zur Verschönerung der Altstadt Tallinns bei. Es ist ein moderner Betonblock, der viele Stockwerke hoch in den Himmel ragt. Alle Fenster sehen gleich aus. Ein häßlicher Bienenkorb für Menschen.
    Newman, der sich irgendeine alte Absteige erhofft hatte, mochte das Hotel vom ersten Augenblick an nicht. Karlow als Gastgeber ging ihnen in den Speisesaal voran. Seine Gäste waren Newman, Sarin und Raisa, die den Platz neben dem Engländer bekam.
    »Morgen begleite ich Sie nach Helsinki zurück«, sagte der Oberst während des Hauptgerichts, einer Riesenportion Hering mit Gemüse. Von irgendwo hatte man einen guten Chablis aufgetrieben, und Newman nippte an seinem Glas. Karlow sprach weiter. »Damit erwidere ich die zahlreichen Besuche, die Mauno mir bereits abgestattet hat. Außerdem liebe ich Helsinki.«
    »Sagen Sie mir, Oberst«, fragte Newman, »wer ist für die Sicherheit in Tallinn zuständig?«
    »Ich. Und für die von ganz Estland. Was veranlaßt Sie zu dieser Frage?«
    »Die Tatsache, daß die Leute hier sich so anständig benehmen.
    Keine Betrunkenen auf den Straßen. Eine angenehme Abwechslung. «
    »Ich weiß nicht recht.« Karlow nahm einen Schluck von seinem Chablis. »Als ich in London war, hatte ich denselben Eindruck.«
    »Offenbar waren Sie nicht in der Nähe, wenn man sie aus den Kneipen rauswarf.«
    »Das geschieht zu sehr vorgerückter Stunde, nicht wahr?« bemerkte Raisa. »Wenn wir Spazierengehen, werden Sie sehen können, wie es hier in der Nacht zugeht.«
    Nach dem Abendessen entschuldigte sich Karlow. Er habe eine Menge Schreibtischarbeit zu erledigen. Ihre Zimmer im
Olympia
gefielen ihnen, hoffe er doch? Nach einer förmlichen Verbeugung verließ er sie.
    Nach dem Kaffee fuhr man sie vom
Olympia
ins Zentrum der Altstadt; die Limousine hielt am Beginn der Vaksali-Straße. Der Mond schien hell, als Newman und Raisa ausstiegen und Mauno ihnen langsam folgte. Raisa nahm Newmans Arm, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, und einen Augenblick lang fühlte er ihre feste Brust an seinem Arm. Langsam gingen sie an der Längsseite des Toom-Parks entlang. Dann blieb Newman stehen.
    Er wandte sich um und blickte zurück.
    Die Kleine Festung warf lange Schatten, ein einsamer Koloß, der da oben weithin sichtbar auf dem Hügel thronte. Genau hier, dachte Newman. Genau hier, wo ich jetzt stehe, haben sie sie getötet.
    Lebhaft entstand vor seinem geistigen Auge wieder der Hintergrund der Mordszene. Und das, was er vor sich sah, war das genaue Abbild jenes Hintergrunds. Das fremdartige Schloß mit den merkwürdigen Türmen. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn jetzt, da er wußte, daß er die Stelle gefunden hatte.
    – Wer ist für die Sicherheit in Tallinn zuständig? – Ich. –
    Dann war Karlow der Mann, der Alexis getötet hatte. Und Karlow fuhr morgen mit ihnen nach Finnland. Ein kaum glaublicher Zufall. Newman starrte noch immer zur Festung hin. In seinem Gesicht stand ein träumerischer Ausdruck. Doch was er vor sich sah, war die Szene eines Alptraums.
    In seinem Zimmer im
Olympia
war Newman bereit, zu Bett zu gehen. Man hatte ihnen alles besorgt, was man für eine Übernachtung brauchte. Pyjama, Bademantel, Rasierapparat. Er wollte sich eben ins Bett legen, als er das leise Klopfen an der Tür hörte.
    Er stand wieder auf, schlüpfte in den Morgenrock und drehte den Schlüssel im geräuschvoll knirschenden Türschloß. Raisa stand draußen. Sie trug einen Morgenmantel, der vorne weit offen stand. Darunter hatte sie ein durchsichtiges, kurzes Nachthemd an und ein hautenges Höschen. Alles an ihr war gut einsehbar, und auf ihren Lippen lag ein halbes Lächeln.
    Die Tür hinter ihr ging auf, und Mauno stand im Türrahmen. Ihre Augen sprühten Flammen, und sie schloß den Morgenmantel. Sie wandte sich um und begann rasch zu sprechen.
    »Zu Ihnen wäre ich auch noch gekommen. Ich habe soeben erfahren, daß das Patrouillenboot, das Sie nach Helsinki zurückbringt, um acht Uhr dreißig abfährt. Oder ist das zu früh? Sie werden von hier um acht Uhr abgeholt.«
    »Trifft sich gut«, antwortete Mauno.
    »Und für Sie?« Sie

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