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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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drehte sich zu Newman um, und er vermeinte Enttäuschung in ihren Augen zu sehen. »Ist das in Ordnung?«
    »Alles fein. Frühstück um sieben? Dann müssen wir nicht hasten. «
    »So früh Sie wünschen. Schlafen Sie gut.«
    Newman blinzelte Mauno zu, bevor er die Tür schloß. Dieses »Rendezvous« hatten sie erwartet und deshalb vereinbart, daß Newman beim öffnen der Tür das Schloß quietschen ließ, um Mauno zu alarmieren.
    Newman zündete sich eine Zigarette an. Er entwarf einen Plan.
    Der Revolver, den er auf dem Sergels Torg gekauft hatte, lag im Schließfach im Hauptbahnhof von Helsinki. Der Schlüssel dazu befand sich in seiner Brieftasche, und diese wiederum hatte er jetzt unter seinem Kissen versteckt.
    Lysenko hielt in Karlows Büro eine mitternächtliche Konferenz ab. Rebet war ebenfalls anwesend und hörte schweigend zu, als der General die Lage umriß.
    »Hauptpunkt unserer Tagesordnung: lassen wir Newman morgen abreisen? Raisa berichtet, Newman habe großes Interesse an der Festung gezeigt – aber ein touristisches, wie sie glaubt. Was mir nicht gefällt, ist, daß er die Vaksali-Straße hinunterwanderte. Er stand fast genau an der Stelle, an der seine Frau von Poluschkin hingerichtet wurde.«
    »Von dort hat man einen guten Blick auf die Kleine Festung«, erklärte Rebet. »Hat er, seit er da ist, mit einem Wort den Tod seiner Frau erwähnt? Nicht, soviel ich weiß.«
    »Das ist wahr«, gab Lysenko zu. Er blickte im Kreis herum. »Wir sind drei. Stimmen wir ab. Wer dafür ist, daß Newman nach Helsinki zurückkehren darf, der hebe bitte die Faust.«
    Rebet unterdrückte einen Seufzer. Die geschlossene Faust. Längst nicht mehr aktuell. Typisch für den alten Bolschewiken. Wann würde er einsehen, daß sich die Zeiten geändert hatten?
    Karlow und Rebet hoben ihre Fäuste. Lysenko starrte sie einen nach dem anderen an. Er nickte, ohne eine Faust zu heben. Jetzt hatte er die Verantwortung dafür, daß man Newman gehen ließ, auf andere Schultern abgewälzt – für den Fall, daß Moskau später Rechenschaft forderte.
    »Es gibt noch einen Punkt, über den wir diskutieren müssen, Genosse General«, sagte Karlow förmlich. »Sie erwähnten Poluschkin. Ich bin mit der Leitung der Nachforschungen im Fall der Morde an GRU-Offizieren hier in Tallinn betraut. Ich sagte Ihnen schon, daß Poluschkin sich stets in Tallinn aufhielt, wenn ein Mord stattfand, und daß alle Ermordeten im Rang über ihm standen, so daß ihr Tod seiner Beförderung den Weg ebnete. Seit er Tallinn verlassen hat und nach Stockholm gereist ist, sind keine Morde mehr vorgekommen. Ich beschloß, seine Unterkunft durchsuchen zu lassen.«
    »Und Sie haben etwas gefunden?« fragte Lysenko.
    »Das hier.« Karlow schloß eine Lade auf, zog einen Handschuh über die rechte Hand und hob etwas hoch und legte es auf den Tisch. Es war eine an zwei hölzernen Handgriffen befestigte Drahtschlinge. Der Draht trug an manchen Stellen matte Flecken; kleine schwarze Körnchen rieselten auf die Tischplatte.
    »Ich fand es im Schornstein«, erklärte Karlow. »Der schwarze Dreck ist Ruß. Und es sieht mir ganz danach aus, als wären die Flecken auf dem Draht getrocknetes Blut. Genossen, ich glaube, wir haben die Mordwaffe vor uns. Die Garotte …«
    »Ich habe bereits beschlossen, daß Poluschkin – angesichts des vorliegenden Beweismaterials –, wenn er aus Finnland zurückkehrt, vor ein Militärgericht gestellt wird«, kündigte Lysenko an.
    »Damit ist die Sache geregelt. Im Moment aber, glaube ich, lassen wir ihn in Helsinki seine Aufgabe erfüllen. Das Hauptproblem ist nach wie vor Adam Procane.«
    »Wie ich es sehe, ist Procane ein sehr vorsichtiger Mann«, erklärte Karlow. »Während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in London ergab sich für mich nie ein Anhaltspunkt für seine Identität.
    Ich glaube, er wird bis zum Schluß vorsichtig bleiben.«
    »Bis er sicher in Moskau angelangt ist«, schloß Lysenko.

VIERTER TEIL
    Helsinki:

Grenzübergang

41
    Nach der Landung auf dem Flughafen Vantaa brachte Tweed zuallererst Ingrid mit einem Taxi ins Hotel
Intercontinental,
gleich neben dem
Hesperia,
und nahm ihr dort ein Zimmer.
    »Ihre Kleider lasse ich Ihnen später herüberbringen«, sagte er zu ihr, als sie im Schlafzimmer standen. »Oder wenn Ihnen das lieber ist, können Sie hinüberkommen und es selbst tun. Aber kommen Sie nicht in meine Nähe. Ich rufe Sie an oder komme herüber, wenn ich Sie sehen will.«
    »Aber warum, Tweed? Ich

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